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Goldaktien

Goldaktien

Titel: Goldaktien
Autoren: A. A. Fair
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erfülle, sie umschmuse und verhätschele. Und dem Bernard Carter — meinte sie — sollte ihr Vater am besten das Haus verbieten. »Ach«, sagte sie, »ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle, aber Sie scheinen so verständnisvoll zu sein. Ich mache mir doch um Papa so viel Kummer, daß ich am liebsten weinen möchte.«
    Um zwei Uhr holte Bertha mich ab, und dann knetete mich der Japaner wie einen Klumpen Brotteig durch. Als ich endlich seinen kurzen, derben Fingern entwich, konnte ich mich mit einem Hemd vergleichen, das man durch die Waschmaschine gedreht hatte.
    Zum Abendessen erschien ich auf recht wackligen Beinen. Alles verlief genau wie tags zuvor, nur daß Alta den Eindruck erweckte, als hätte sie geweint. Sie sprach kaum ein Wort.
    Nach dem Essen blieb ich in ihrer Nähe, damit sie Gelegenheit fand, mit mir zu sprechen, sofern sie mir etwas anvertrauen wollte.
    Sie hielt mit ihrem Urteil über Bernard Carter nicht hinter dem Berg. Er bearbeitete angeblich eine geschäftliche Sache mit ihrer Stiefmutter, vertraute sie mir an. Um was es sich handelte, wußte sie nicht, und es schien auch sonst niemand zu wissen. »Beide hassen mich«, sagte sie. »Ich glaube, meine Stiefmutter hat Angst vor einer Frau, die Carter kennt. Als ich einmal in die Bibliothek kam, hörte ich sie nämlich sagen: >Nun unternimm aber endlich etwas! Ich habe dieses ewige Zeitvertrödeln einfach satt. Du kannst dir wohl vorstellen, wieviel Entgegenkommen die mir erweisen würde, wenn sie an meiner Stelle wäre. Ich verlange, daß du...< Als Carter merkte, daß ich in der Tür stand, hustete er warnend. Meine Stiefmutter blickte hoch, brach mitten im Satz ab und sprach schnell von anderen Dingen.«
    Nach dieser Erklärung schwieg Alta eine Weile und sagte dann, daß sie eigentlich kein Recht hätte, mit mir über diese Geschichte zu sprechen. Sie wüßte zwar nicht, wie das käme, aber ich flößte ihr eben Vertrauen ein, und sie fühlte, daß ich zu ihrem Vater aufrichtig sei. Und ich müßte mich, falls ich geschäftlich sein Partner werden sollte oder wollte, vor ihrer Stiefmutter, vor Robert und vor Bernard Carter hüten. Dann klärte sie mich noch über Dr. Parkerdale auf, einen Arzt, der offenbar die modernen Methoden, mit den Patientinnen zartfühlend umzugehen, besonders pflegte. Jedesmal, wenn Mrs. Ashbury einen leichten Schwindelanfall bekomme, weil sie zuviel gegessen habe, äußerte Dr. Parkerdale sich über ihren Zustand so ernst und wichtig, als habe er das erste Symptom einer gefährlichen Epidemie entdeckt.
    Nachdem Alta mir das alles berichtet hatte, verstummte sie.
    »Nur weiter«, sagte ich.
    »Womit?« fragte sie.
    »Mit dem, was noch fehlt.«
    »Was soll denn fehlen?«
    »Das, was ich noch erfahren sollte.«
    »Nun hören Sie mal zu, Donald: Quetschen Sie mich vorsätzlich aus, oder mache ich mich vor Ihnen nur lächerlich, weil ich zuviel rede?«
    Ich kam mir wie ein Schuft vor.
    Sie sprach nun nicht mehr viel.
    Jemand ließ sie ans Telefon bitten, und was da gesprochen wurde, mußte ihr mißfallen, das sah ich an ihrem Mienenspiel. Nach Beendigung des Gesprächs wählte sie selbst eine Nummer und machte eine Verabredung rückgängig.
    Ich ging hinaus und setzte mich auf die Veranda. Nach einiger Zeit erschien auch sie dort, stellte sich vor mich hin und sah auf mich herab. Ich spürte gleich ihre Verachtung, obwohl es zu dunkel war, um den Ausdruck ihrer Augen zu erkennen. »So«, sagte sie, »das ist es also, nicht wahr?«
    »Wie meinen Sie das?« fragte ich.
    »Halten Sie mich doch nicht für so beschränkt«, sagte sie. »Sie als Sportlehrer! Sicher sind Sie gar nicht auf den Gedanken gekommen, daß ich mir die Nummer des Wagens, der Sie jeden Nachmittag abholt, merken und mich erkundigen könnte, wem er gehört. >B. Cool und D. Lam, Vertrauliche Ermittlungen.< Also heißen Sie vermutlich Cool.«
    »Falsch«, sagte ich. »Donald Lam ist mein Name.«
    »Wenn Papa wieder mal einen Detektiv engagieren möchte, der den Sportlehrer spielen soll, können Sie ihm ja raten, sich einen zu suchen, der auch danach aussieht.«
    Hastig verließ sie die Veranda.
    Im Erdgeschoß befand sich ein Telefonnebenanschluß. Ich ging hinunter und rief Bertha Cool an. »Da haben wir's«, sagte ich, »du hast alles versaubeutelt.«
    »Was heißt das - ich und versaubeutelt?!«
    »Die junge Dame des Hauses hat sich natürlich gefragt, wer mich da jeden Nachmittag abholt beziehungsweise um die Ecke im Wagen auf mich
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