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Goldaktien

Goldaktien

Titel: Goldaktien
Autoren: A. A. Fair
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»Nun wir probier wieder«, sagte er zu mir.
    Ich schaute zu dem neben Bertha sitzenden Ashbury hinüber, der mich etwas neugierig beobachtete. Fand ich es schon schlimm genug, vor Bertha eine Privatvorstellung zu geben, so schien es mir in Gegenwart eines Fremden geradezu unerträglich.
    »Lassen Sie sich nicht abhalten«, sagte ich zu Hashita, »ich werde warten.«
    »Du wirst dich erkälten, Donald«, warnte mich Bertha.
    »Nein, nein, machen Sie nur weiter«, warf Ashbury hastig dazwischen, indem er seinen Hut neben dem Stuhl auf den Boden legte. »Ich habe es gar nicht eilig, und ich — ich möchte gern Zusehen.«
    Hashita stand mir wieder gegenüber. »Wir probier noch mal«, sagte er und hob den Revolver auf.
    Ich sah seinen Arm hochschnellen, biß die Zähne zusammen und sprang vorwärts. Diesmal schnappte ich sein Handgelenk und war erstaunt, wie leicht mir die Körperdrehung gelang. Schon war meine Schulter unter seiner Achsel, und ich riß an seinem Arm.
    Da geschah etwas Unerwartetes. Ich wußte natürlich, daß der Japaner bei meinem Hebelgriff einen kleinen Sprung gemacht hatte, doch die Wirkung war frappant. Er flog mir über den Kopf, ich sah seine Füße hochkommen und seine Beine als Silhouette außerhalb des scharfen Lichtkegels. In der Luft wand er sich plötzlich katzenhaft, drehte dabei seinen Arm los und landete auf den Füßen. Der Revolver lag auf der Matte. Ich war überzeugt, daß er den absichtlich losgelassen hatte, doch das schwächte die Wirkung bei den Zuschauern keineswegs.
    Bertha Cool sagte: »Donnerwetter! Dieser Knirps!«
    Ashbury sah Bertha flüchtig an, dann betrachtete er mich mit einem Gesicht, in dem sich Schrecken und Respekt spiegelten.
    »Sähr gut«, sagte Hashita, »sähr, sähr gut.«
    Ich hörte Bertha so ganz nebenbei zu Ashbury sagen: »Er arbeitet für mein Detektivbüro. Dieser Zwerg wird immerfort verprügelt. Um boxen zu lernen, ist er zu leicht. So kam ich auf die Idee, ihn durch den Japaner in Jiu-Jitsu ausbilden zu lassen.«
    Jetzt wandte sich Ashbury zur Seite, um von Bertha genauer Notiz zu nehmen. Er sah aber nur ihr Profil, denn sie fixierte mit hart glitzernden Augen meine Wenigkeit.
    An Bertha gab es nichts Weichliches. Sie war korpulent und kompakt, hatte einen dicken Hals und starke Schultern, einen beträchtlichen Busen, kräftige Arme und einen gesegneten Appetit. Von ihrem Gesicht konnte man die Selbstzufriedenheit einer Frau ablesen, die es aufgegeben hat, um ihre Figur besorgt zu sein, und sich jederzeit gestattet, das zu essen, worauf sie gerade Appetit hat, und soviel sie will.
    »Detektivbüro, sagten Sie?« fragte Ashbury.
    Hashita sagte zu mir: »Nun ich will Ihnen zeigen langsam bittä.«
    Bertha Cool antwortete Ashbury, ohne uns aus den Augen zu lassen: »Ja, die Detektei >B. Cool, Vertrauliche Ermittlungen<. Und der da ringt, ist Donald Lam.«
    »Er steht in Ihren Diensten?«
    »Ganz recht.«
    Hashita zog aus seinem Lendentuch einen Dolch mit Gummiklinge und hielt mir den Knauf zum Anfassen hin.
    »Er ist zwar klein, hat aber Köpfchen«, fuhr Bertha, über die Schulter sprechend, fort. »Sie werden es nicht glauben — er ist früher Rechtsanwalt gewesen, war beim Gericht zugelassen, wurde dann aber ausgeschlossen, weil er einem Klienten erklärt hatte, wie man sogar für Mörder Freisprüche erzielen kann. Unerhört gewitzter Bursche.«
    Hashita sagte: »Mit Messer stechen auf mich, bittä.«
    Ich packte den Dolch und winkelte den rechten Arm zum Stoß. Hashita trat mit federndem Schritt vor, faßte mein Handgelenk und von der Unterseite meinen Arm und warf sich herum, wodurch ich in die Höhe flog.
    Als ich wieder auf den Füßen stand, hörte ich Bertha sagen: »...garantiere beste Erfolge. Viele Detekteien lehnen komplizierte Scheidungsfälle und andere Sachen ab. Ich übernehme alles, was Geld einbringt. Mir ist es vollkommen schnurz, um wen oder was es sich handelt.«
    Ashbury hatte jetzt nur noch Augen und Ohren für Berta. »Ihrer Diskretion kann ich ganz bestimmt vertrauen?«
    Berthas Interesse an meinen Übungen war jetzt beendet. »Aber selbstverständlich! Absolut. Nichts von dem, was Sie sagen, dringt über mein Ohr hinaus... Nur dürfen Sie es mir nicht übelnehmen, wenn ich mal fluche.«
    »Ratbar, daß nicht auf Kopf landen, bittä«, sagte Hashita. »Ehrenwerter Schüler muß lernen zu umdrehen in Luft, daß kommt herunter auf Füße.«
    Bertha Cool schleuderte mir, ohne mich anzusehen, über die Schulter sechs Worte zu:
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