Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldaktien

Goldaktien

Titel: Goldaktien
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
erteilten Instruktionen waren durchaus klar: Alta Ashbury kennenzulernen, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie in dem Glauben zu lassen, daß ich ein gerissener Bursche mit unwahrscheinlichen Kräften sei. Ich sollte sie dahin bringen, daß sie mir erzählte, was sie bedrückte. Um das zu erreichen, mußte ich jede sich bietende Gelegenheit nutzen. Also beteiligte ich mich an dem ausgedehnten, flotten Spaziergang.
    Auf der ersten Strecke unseres Weges stellte ich kaum mehr fest, als daß sie wirklich eine prächtige Figur hatte, daß ihre Augen braun waren und nett mitlächelten, wenn ihr Mund lächelte. Sie hatte die Ausdauer eines Marathonläufers, liebte frische Luft und haßte alle Förmlichkeiten und leeren Redensarten. Nach einer Weile setzten wir uns unter einen Baum, um ein bißchen, zu rasten. Das Gespräch führte sie. Dabei erfuhr ich, daß sie Mitgiftjäger und Männer verachtete, die eine bestimmte »Tour« verfolgten. Die Ehe hielt sie für ein Buch mit sieben Siegeln und ihren Vater für plemplem, daß er sich wieder hatte einfangen lassen. Ich erfuhr weiter, daß sie ihre Stiefmutter haßte, daß ihr Stiefbruder deren Augapfel war, aber nach Altas Meinung ein ganz wurmstichiger.
    Für den ersten Nachmittag war ich mit dem Ergebnis recht zufrieden. Nach dem Spaziergang entwich ich gleich aus ihrer Nähe, um rasch um die Ecke zu verschwinden, wo Bertha Cool bereits auf mich wartete. Sie fuhr mich zur Sportschule des Japaners. Hashita zeigte mir ein paar weitere Griffe und schnelle Bewegungen und ließ mich ziemlich in Schweiß geraten. Als wir endlich Schluß machten, war mir nach dem langen Spaziergang, dem Training am Vorabend und durch die vielen Stürze zumute, als hätte ich einen Zehnrundenkampf gegen einen Schwergewichtsboxer verlören.
    Ich erklärte Bertha, daß Ashbury ja wisse, worauf es ankäme. Die Fortsetzung meines Trainings in Jiu-Jitsu sei daher nicht mehr notwendig. Doch Bertha sagte: »Ich habe die Lehrstunden bezahlt, also nimmst du sie auch — falls du nicht ganz triftige Gründe dagegen Vorbringen kannst.«
    Zum Abendessen brachte sie mich wieder rechtzeitig zu Ashbury. Das Dinner war eine frostige Angelegenheit, das heißt, die Speisen waren fabelhaft zubereitet, aber die viele Bedienerei ging mir auf die Nerven.
    Alta Ashbury wollte etwa gegen zehn Uhr zu einem Tanzvergnügen fahren. Nach dem Dinner nahm sie sich noch eine Stunde Zeit, um sich mit mir in der verglasten Veranda zu unterhalten.
    Wir hatten Halbmond, die Luft war warm und weich wie Balsam, aber Alta schien Kummer zu haben. Was es war, sagte sie mir nicht; jedenfalls merkte ich, daß ihr an einem kameradschaftlichen Gespräch viel lag.
    Ich verspürte jedoch wenig Lust zum Reden und saß ganz still und brav da. Einmal bemerkte ich, wie sie ihre kleine Hand zur Faust ballte. Überhaupt kam sie mir reichlich nervös vor. Ich legte meine Hand auf die ihre, drückte die zarten Finger ein wenig und sagte: »Nur nicht aufregen.« Als ich spürte, daß sie ruhiger wurde, zog ich meine Hand zurück. Sie sah mir rasch ins Gesicht, als sei sie nicht gewohnt, daß ein Mann seine Hand wieder zurückzog.
    Ich sprach kein Wort.
    Kurz vor zehn ging sie ins Haus, um sich für den Tanzabend umzukleiden. Neu erfahren hatte ich von ihr, daß sie gern Tennis spielte und ritt, sich aus Federball nichts machte, aus Schwimmen aber umso mehr und — daß sie, wenn sie ihren guten alten Paps nicht so lieb hätte, glatt das Haus verlassen würde, weil sie davon überzeugt war, daß ihre Stiefmutter den Charakter ihres Vaters vergifte: Und ihren Stiefbruder sollte man am besten seinen indianischen Vorfahren ausliefern. Ich sagte zu alldem weder ja noch nein.
    Am nächsten Morgen fing Ashbury mit Gewichtheben an, stellte fest, daß er Muskelschmerzen hatte, und meinte, es sei auch ganz verkehrt, das verdammte Trainieren so zu übertreiben. Er schlüpfte in seinen gewaltigen Bademantel, setzte sich neben mich auf die Sprungmatte, rauchte eine Zigarre und wollte hören, was ich schon ermittelt hatte.
    Ich sage: »Fehlanzeige.«
    »Alta ist von Ihnen ganz entzückt«, sagte er. »Sie machen Ihre Sache gut.«
    Wir frühstückten wieder zusammen, und gegen elf erschien Alta. Mrs. Ashbury frühstückte stets im Bett.
    Bei unserem Spaziergang an diesem Nachmittag erzählte mir Alta mehr über ihre Stiefmutter. Sie leide unter hohem Blutdruck und der Arzt habe erklärt, man dürfe sie nicht auf regen. Daß der Arzt ihr ganz ergeben sei, ihr jeden Wunsch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher