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Gold und Stein

Gold und Stein

Titel: Gold und Stein
Autoren: Heidi Rehn
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Folgeerscheinung der Niederlage der Kreuzherren bei Tannenberg dar. Trotz der mehrjährigen Dauer war er weniger ein großer, von entscheidenden Schlachten geprägter Konflikt als vielmehr eine über viele Jahre schwelende Auseinandersetzung zwischen dem Deutschen Orden und den aufstrebenden preußischen Kaufmannsstädten. Auslöser waren letztlich die gewaltigen Steuererhöhungen, mit denen Hochmeister Heinrich von Plauen der Ältere die Zahlungen des Ordenslandes an Polen und Litauen aufbringen wollte. Zu diesen Kontributionen war er nach der Schlacht von Tannenberg im »Ersten Vertrag von Thorn« verpflichtet worden. Die Stände und Hansestädte aber wollten nicht ohne Gegenleistung höhere Abgaben zahlen und verlangten mehr Einfluss im Ordensland. 53 preußische Adelige sowie 19  Städte fanden sich im März 1440 in Marienwerder zusammen, darunter neben den drei Städten Königsbergs (Altstadt, Löbenicht, Kneiphof) auch Wehlau, Danzig, Elbing, Kulm und Thorn, um die ständischen und städtischen Privilegien, Freiheiten und Rechte notfalls auch gegen den Willen des Ordens durchzusetzen. Während sich Hochmeister Konrad von Erlichshausen (im Amt von 1441 bis 1449 ) um einen maßvollen Umgang mit dem Bund bemühte, lehnte sein Neffe und Nachfolger Ludwig von Erlichshausen ( 1450 – 1467 ) das kategorisch ab. So überzeugte er Kaiser Friedrich  III . letztlich davon, den Bund im Dezember 1453 für unrechtmäßig zu erklären und seine sofortige Auflösung zu verfügen.
    Davon aber ließen sich die Bündischen nicht einschüchtern. Unter Berufung auf ihr Widerstandsrecht kündigten sie am 4 . Februar 1454 dem Orden den Gehorsam auf und stellten sich unter den Schutz des polnischen Königs Kasimir  IV . Am 22 . Februar 1454 folgte die offizielle Kriegserklärung, verbunden mit ersten kriegerischen Ausfällen gegen die Ordensburgen. Binnen weniger Tage gelangten die meisten Burgen in die Hände der Aufständischen. Die Ordensritter wurden festgesetzt, in die Flucht geschlagen oder traten freiwillig zum Bund über. Schon Anfang März legte eine Inkorporationsurkunde die künftige Struktur des Ordenslandes unter der Lehensherrschaft des polnischen Königs fest.
    So leicht aber gab sich der Deutsche Orden nicht geschlagen. Die Marienburg sowie einige kleinere Städte und Burgen befanden sich weiterhin in seiner Hand, ebenso blieb die Ordensherrschaft in Livland von den Ereignissen weitgehend unberührt. Nach dem Anwerben von Söldnern vor allem aus Böhmen kam es im September 1454 zur Schlacht bei Konitz, der einzigen größeren Auseinandersetzung des Krieges. Dort erlitten die polnischen Truppen unter Kasimir  IV . und die Bündischen eine herbe Niederlage. In der Folge wurde die Belagerung der Marienburg aufgegeben, und ein Teil der Städte, darunter auch die drei Königsberger Städte, unterwarfen sich wieder den Kreuzherren.
    Beiden Seiten fehlten die Mittel, weitere kriegsentscheidende Schläge zu führen und die teuren böhmischen Söldner angemessen zu entlohnen. Daraus erwuchsen neue Schwierigkeiten, wie auch die fiktive Romanhandlung schildert. Ebenso wenig aber sahen sich die Kriegsparteien in der Lage, eine friedliche Lösung zu finden. So schleppten sich die Auseinandersetzungen noch über Jahre hin. Letztlich musste der Orden die an die Söldner verpfändete Marienburg 1457 kampflos aufgeben und verlor 1460 auch die Stadt Marienburg an Polen. Neuer Sitz des Hochmeisters wurde Königsberg, während das westliche Preußen mit den aufstrebenden Handelsstädten Danzig und Elbing dem polnischen König zufiel. Am 19 . Oktober 1466 führten die langwierigen Friedensverhandlungen endlich zum Erfolg. Der »Zweite Vertrag von Thorn« unterstellte den reichen preußischen Westen mit Städten wie Danzig und Elbing sowie dem Bistum Ermland der polnischen Krone, während der ärmere Osten mit den Bistümern Pomesanien und Samland beim Orden verblieb. Zudem musste der Hochmeister dem polnischen König einen Treueeid schwören und künftig Heeresfolge leisten. Die Teilung in West- und Ostpreußen wirkte sich bis ins zwanzigste Jahrhundert aus.

Zwillinge im Mittelalter
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Gold und Stein
stehen weniger die Geschehnisse um den Deutschen Orden als vielmehr das Schicksal jener Menschen im Vordergrund, die damals im Ordensland gelebt und die Auswirkungen der Ereignisse am eigenen Leib gespürt haben. Direkte Zeugnisse über ihren Alltag sind spärlich. Die Beschäftigung mit Brauchtum, Sagen und Aberglauben erlaubt
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