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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geologischen Bewegungen, ragten hier hohe Berge auf, Dschungel überwucherte sie, und ab hundertfünfzig Millionen Jahren, in der Jurazeit, badeten sich in den Süßwasserseen die Dinosaurier. Ein ungeheuer fruchtbares Land war das, der Urkontinent Gondwanaland, der aus Indien, Afrika, Südamerika und der Antarktis bestand – als eine einzige feste Landmasse. Dann, vor hundert Millionen Jahren, begann die große Katastrophe: Gondwanaland spaltete sich und driftete in einzelne Teile auseinander. Afrika und Südamerika brachen als erste ab, das, was später Australien werden sollte, wurde von einem flachen Meer bedeckt und durch diese Wasser geteilt. Hier, das Outback, das war der Meeresboden. Wo kämen denn sonst die Salzseen her, die Salzpflanzen, die versalzten Flüsse? Das ist hier nicht anders als in der Sahara. Mitten in dieser Wüste, zwischen den unendlichen Sanddünen, findet man plötzlich riesige Muschelfelder. Und wo lebt die Muschel, na?«
    Chick starrte Wolf mit schräggeneigtem Kopf an, und man sah seinem Blick an, was er dachte.
    »Du erzählst mir hier, daß Afrika und Südamerika einfach weggeschwommen sind, und der Südpol kraulte nach Süden, und Australien paddelte nach Norden …«
    »Das dauerte rund dreißig Millionen Jahre …«
    »Ich habe nicht gewußt, daß ihr Geologen so tolle Märchen erzählen könnt.« Chick tippte sich an die Stirn. »Afrika schwimmt weg … Australien schippert nach Norden und ist ein Meer …«
    »Bei Grabungen an den Salzseen hat man die Skelette von Plesiosauriern gefunden. Das Meeresreptil Kronosaurus, dreizehn Meter lang, mit einem Kopf von drei Metern Länge … Diese Reptilien lebten nur im Meer! Und deshalb kann hier, im Outback, kein Gold sein!«
    »Und du leckst mich jetzt mit deiner ganzen Wissenschaft am Arsch!« sagte Chick grob und wedelte mit dem Känguruhleder durch die Luft. »Wir haben den Beweis, und wenn ihr Geologen euch aus Verzweiflung aufhängt: Es gibt hier Gold! Und wir finden es, so wahr, wie dein dämliches Afrika von Australien weggeschwommen ist …«
    »Wenn du dreißig Millionen Jahre Zeit hast, Chick … Das könnte gelingen.«
    Wolf nahm ihm die Lederkarte wieder aus der Hand und rollte sie zusammen. Chick sprang von seinem Liegestuhl hoch.
    »Wo willst du hin?« fragte er.
    »Fachleute fragen.«
    »Ein Geologe reicht mir!« schrie Chick.
    »Der alte Prediger der Baptisten-Kirche kennt dieses Land wie kaum ein anderer. Und Dr. Apple ist als Arzt einer der wenigen, der in jedem Reservat seine Patienten leben hat und in Gegenden kommt, um die jeder Weiße einen weiten Bogen macht.«
    »Du willst ihnen die Karte zeigen? Das verbreitet sich doch wie ein Buschfeuer.«
    »Ich werde mit ihnen nur über Gold reden.« Wolf bückte sich, trank Chicks Whiskyglas leer und warf es dann in das Schwimmbecken. »Los. Hol's wieder raus, großer Sportsfreund«, rief er lachend. »Ich habe das Gefühl, daß uns unser Aboriginal ganz gewaltig übers Ohr gehauen hat …«
    Aber während er zum Hotel zurückkehrte und hinter sich das platschende Aufschlagen von Chicks Körper auf das Wasser des Pools hörte, dachte er: Und wenn es doch so ist? Wenn sich alle Geologen irren? Von dieser Erde sind wir allerhand gewöhnt, und Rätsel und Überraschungen hat sie uns oft genug beschert. Warum soll es in der roten Wüste kein Gold geben?

2
    Saul Eberhardt war ein dicker, alter Mann, der die Ruhe seiner letzten Jahre ehrlich verdient hatte, aber dennoch mit allem Enthusiasmus seines Glaubens der Baptistengemeinde von Alice Springs vorstand.
    Einen Nachfolger hatte er zwar großgezogen, und die Mitglieder seiner Gemeinde waren auch bereit, ihn zum neuen Prediger zu wählen, aber solange der alte Saul sich noch am Tisch festklammern konnte und seine Stimme den Kirchenraum füllte, wagte keiner zu sagen: Nun ist's genug. Mit 83 Jahren, davon 55 Jahre im Outback, hast du genug für die Ewigkeit und Gottes Güte getan.
    Saul Eberhardt litt, seit er denken konnte, unter seinem Vornamen, aber streng im Glauben erzogen, hatte er nie gewagt, auch im tiefsten Herzen nicht, seinen Vater deswegen zu verfluchen. Er ertrug seinen Namen mit Tapferkeit. Aber es war schwer gewesen, das weiterhin zu tun, als sein Vater ihm auf dem Sterbebett gebeichtet hatte, der Saul sei ein Irrtum gewesen. Ein Schreibfehler des Standesbeamten von Riesa in Sachsen, der, statt Paul auf die Geburtsurkunde zu schreiben, ein Saul hinmalte. Man hätte diesen peinlichen Irrtum noch reklamieren
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