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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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entlang zum Pacific Casino Hotel. Jenseits des Flusses lag, wie ein dunkler Reck, Meyers Botanischer Garten, am Tage ein Meer von Blumen und exotischen Bäumen, eine Übersicht von allen Pflanzen, die in Australien gedeihen, natürlich künstlich bewässert. Unter den Bäumen am River sah Wolf einige dunkle Klumpen liegen; Aboriginals, die lieber auf ihrer geheiligten Erde schliefen als in einer Holzhütte oder gar in einem Steinhaus.
    Dann fuhr er über die Brücke auf den Barret Drive und an dem großen, gepflegten, schönen Golfplatz vorbei, an dessen Ende das Casino Hotel lag.
    Der Parkplatz war gut belegt. Eine Reihe von Bussen, viele Privatwagen, ein paar Geländefahrzeuge … In Alice Springs war für Touristen immer Saison.
    Wolf suchte sich einen Platz ganz hinten in den Reihen und stellte den Motor ab. So hirnverbrannt ihm das alles vorkam, es ließ ihn dennoch nicht los: War auf dem Leder nun eine primitive Zeichnung, oder war es wirklich eine Karte? Waren die letzten Worte des Aboriginals: ›Gold … Gold …‹ tatsächlich ein Hinweis, daß es irgendwo noch eine unbekannte Mine gab, oder waren es nur die Phantasien eines Sterbenden gewesen?
    Wolf holte das Stück Känguruhleder aus seiner Tasche, rollte es wieder auf, knipste die Innenbeleuchtung im Wagen an – sie funktionierte sogar, welch eine Seltenheit! – und betrachtete noch einmal die rätselhaften Malereien.
    In eine Zeichnung gehören keine Buchstaben, dachte er. Auch die Bilder aus der Sagenwelt der Aboriginals bestehen nur aus Strichen, Rauten, Kreisen, Blättern, primitiven Tierköpfen, langgestreckten Menschenkörpern, die an die Strichmännchen erinnern, wie Kinder sie zeichnen. Aber nirgendwo taucht ein Buchstabe auf oder auch nur die Andeutung einer Schrift. Hier aber, auf diesem Stück Känguruhleder, war so etwas klar zu erkennen … präzise Angaben, falls es sich wirklich um eine Karte handelte.
    Wolf rollte die Zeichnung wieder zusammen, steckte sie in seine große Reisetasche und beschloß, Sally zunächst nichts von dem Toten und dem Leder zu erzählen. Hoffentlich hielt auch Chick seinen Mund bei Cher … Daß man darüber kein Abkommen getroffen hatte, war ein großer Fehler, der allerdings nicht mehr rückgängig zu machen war.
    Im Spielcasino herrschte noch Betrieb. An zwei Blackjack-Tischen wurde verbissen gespielt, einige ›Einarmige Banditen‹ rasselten ununterbrochen, um den Roulett-Tisch saßen neun rotwangige Amerikaner, vom Spielrausch erfaßt, und an der Bar diskutierte man laut über sowjetische Raketen und nannte einen biederen Schweizer Touristen einen Käsekopf, der keine Ahnung habe, was für böse Burschen die Russen seien.
    Der verstörte Schweizer, von seiner Touristengruppe im Stich gelassen – sie lagen schon lange in den Betten –, verteidigte sich tapfer mit eidgenössischer Verbissenheit und wies darauf hin, daß man als ewig Neutraler einen klareren Blick habe als die permanenten Krieger.
    Mit Freude hörten die beiden Barmixer zu. Solange man politische Debatten führte, lief das Geschäft gut. Sie winkten Wolf zu, als er an der Bar vorbeiging, und einer zeigte mit dem Daumen nach oben. Sally ist schon im Bett, hieß das. Willkommen, Kumpel.
    Mit dem Lift fuhr Wolf in die obere Etage hinauf, schloß die Tür des Zimmers 219 auf und betrat auf Zehenspitzen, ohne das Licht anzudrehen, Sallys kleines Reich. Die Reisetasche stellte er neben der Tür ab, tastete sich zum Badezimmer hinüber, und erst hier drehte er das Licht an.
    Er zog sich aus, stellte sich unter die Dusche und spülte den roten Staub der Wüste von sich ab. Bis in die Poren war er eingedrungen … Wolf sah es daran, daß sich selbst noch nach dem dritten Einseifen das Wasser rötlich färbte.
    Er trocknete sich ab, verzichtete auf seinen Bademantel, der an einem Haken an der Tür hing, schlich nackt ins Zimmer zurück, glitt lautlos neben Sally unter die dünne Decke und spürte plötzlich die Kühle, die aus der Klimaanlage leise summend in den Raum blies.
    Wie immer, dachte Wolf, und eine große Zärtlichkeit überkam ihn. Sie lernt es nie … Am Tag vierzig Grad Glut, und nachts dreht sie die Aircondition auf volle kalte Pulle. Da muß man ja einen Schnupfen kriegen. O Sally, wie schön, wieder zu Hause zu sein!
    Er drehte sich vorsichtig zu Ihr, legte seine Hand auf ihre Brust und küßte ihr Ohr. Mit einem Schrei fuhr Sally hoch und boxte geistesgegenwärtig in die Dunkelheit. Ihre Reflexe waren vorzüglich, sie kannte keine
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