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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln
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stoße ich verzweifelt hervor. »Ich weiß wirklich nicht. Tut mir Leid, Hilary.« Ich reiße meinen Arm los.
    Hilary angelt wütend nach meinem Arm, aber ich weiche ihr aus und renne davon, über den Rasen, auf das Tor zu.
    »Haltet sie auf!«, brüllt Hilary ihre PR-Mitarbeiter an. »Los, haltet sie auf!«
    Mädchen in Hosenanzügen kommen aus allen Richtungen auf mich zu gelaufen, als wären sie eine Art Elite-Eingreiftruppe. Irgendwie gelingt es mir, ihnen auszuweichen. Eine packt mich am Blazer, und ich schlüpfe aus dem Kleidungsstück. Ich schüttle auch meine Pumps ab und renne in Strümpfen über den Kies, das Piksen spüre ich kaum.
    Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich mich dem Gatter nähere. Drei PR-Mädchen stehen in einer Reihe davor und verwehren mir den Ausgang.
    »Na komm schon, Samantha«, sagt eine im Ton eines gutmütigen Polizisten. »Schön zurück zur Pressekonferenz«, fährt mich eine andere an, die mit wachsam vorgestreckten Armen auf mich zugeht.
    »Lasst sie durch!«, kreischt es plötzlich hinter mir. Mein Kopf zuckt herum, und zu meinem größten Erstaunen sehe ich Trish auf mich zu wackeln, so schnell es ihre fuchsiaroten Pumps erlauben. »Jetzt helft schon, ihr Trottel!«, faucht sie eine Gruppe Journalisten an, die in der Nähe steht.
    Kurz darauf werden die PR-Mädchen von einer Horde Journalisten überwältigt. Einer stößt das Tor für mich auf: Der Weg ist frei. Und schon bin ich draußen, renne in Strümpfen die Dorfstraße entlang, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
    Als ich schnaufend und schweißüberströmt im Pub ankomme, sind meine Seidenstrümpfe eine einzige Laufmasche, mein Dutt hat sich halb aufgelöst und die Haare hängen mir strähnig an einer Seite in den Nacken. Ach ja, und mir zerreißt es fast die Lungen. Das Einzige, was sich in Wohlgefallen aufgelöst hat, ist mein Make-up.
    Aber das ist mir egal. Ich muss Nathaniel finden. Ich muss ihm sagen, dass er das Wichtigste in meinem Leben ist, wichtiger als jeder Job, jede Karriere.
    Ich muss ihm sagen, dass ich ihn liebe.
    Dass ich das nicht schon früher gemerkt habe, ist mir unverständlich. Auf einmal ist alles so klar, so offensichtlich.
    Ich hätte es ihm sagen müssen.
    »Eamonn!«, rufe ich, als ich auf der Türschwelle stehe, und er blickt überrascht von der Bar auf, wo er gerade Gläser einsammelt. »Ich muss mit Nathaniel reden. Ist er hier?«
    »Hier?« Eamonn scheinen momentan die Worte zu fehlen. »Samantha, du hast ihn verpasst. Er ist schon weg.«
    »Weg?« Keuchend bleibe ich vor der Bar stehen. »Wohin?«
    »Er will sich eine Gärtnerei ansehen. Ist mit dem Auto los.«
    »Du meinst die in Bingley?« Erleichtert ringe ich nach Luft. »Könntest du mich vielleicht dorthin bringen? Ich muss unbedingt mit ihm reden.«
    »Da ist er nicht...« Eamonn reibt sich voller Unbehagen das gerötete Gesicht. Ich starre ihn mit einem flauen Gefühl im Magen an. »Samantha ... er ist nach Cornwall.«
    Der Schock trifft mich wie ein tonnenschwerer Laster. Ich kann nicht reden. Ich kann mich nicht rühren.
    »Ich dachte, du wüsstest es.« Eamonn tritt einen Schritt vor, die Augen vor der Sonne abschirmend. »Er meinte, er käme vielleicht erst in ein, zwei Wochen zurück. Ich dachte, er hätte es dir gesagt.«
    »Ah, nein«, krächze ich. »Hat er nicht.«
    Meine Beine fühlen sich auf einmal wie Gummi an. Ich lasse mich auf das nächstbeste Fass sinken. In meinem Schädel pocht es wie verrückt. Er ist nach Cornwall gegangen, einfach so. Ohne sich von mir zu verabschieden. Ohne mit mir darüber zu reden.
    »Er hat dir eine Nachricht hinterlassen, falls du vorbeischauen solltest.« Eamonn wühlt in seiner Tasche herum und zieht einen Umschlag hervor. Er reicht ihn mir mit zutiefst bekümmerter Miene. »Samantha, es tut mir so Leid.«
    »Schon gut.« Irgendwie bringe ich ein Lächeln zustande. »Danke, Eamonn.« Ich nehme den Umschlag und hole den Zettel heraus.
    s.,
    ich glaube, wir wissen beide, dass es zu Ende ist. Lieber jetzt Schluss machen, solange wir uns noch gut sind. Du sollst nur eins wissen, dass dieser Sommer einfach wundervoll war.
    N.
    Dicke Tränen kullern mir über die Wangen, als ich das lese, wieder und wieder. Ich kann nicht glauben, dass er einfach weggegangen ist. Wie kann er uns so einfach aufgeben? Egal, was Guy zu ihm gesagt hat, egal, was er denkt. Wie kann er einfach so abhauen!
    Wir hätten es schaffen können. Weiß er das denn nicht? Hat er das nicht gefühlt, ganz tief in
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