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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln
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Nathaniel dumpf. Er sieht aus, als hätte der Blitz bei ihm eingeschlagen.
    »Nein«, sage ich hastig. »Er übertreibt. So schlimm wird‘s sicher nicht. Ich werde das schon regeln.« Ich reibe mir die Stirn. »Pass auf, Nathaniel... ich bin vor Weihnachten wieder da, ich versprech‘s dir. Egal, was ich tun muss.«
    Ein seltsames Flackern huscht über sein Gesicht. »Mach jetzt bloß keine Pflicht draus.«
    »Pflicht?« Ich starre ihn an. »Das habe ich nicht gemeint. Das weißt du genau!«
    »Zwei Minuten!« Hilary kommt mit der Visagistin angewuselt, aber ich beachte sie gar nicht.
    »Nathaniel -«
    »Samantha!«, faucht Hilary und versucht mich wegzuziehen. »Dafür ist jetzt wirklich keine Zeit!«
    »Du musst gehen.« Nathaniel macht eine Kopfbewegung. »Du hast zu tun.«
    Das ist einfach schrecklich. Es fühlt sich an, als würde alles zwischen uns zusammenbrechen. Ich muss was tun. Ich muss zu ihm durchdringen.
    »Nathaniel, bitte sag mir eins.« Meine Stimme zittert. »Bitte, bevor ich gehen muss: Was hast du an dem Tag, als wir uns die Gärtnerei angeschaut haben, zu mir gesagt?«
    Nathaniel schaut mich einen Moment lang an, dann scheint sich etwas in seinen Augen zu verschließen. »Das war dumm von mir.« Er wendet sich mit einem leichten Schulterzucken ab.
    »Bitte unternehmen Sie was gegen diese Schmierer!«, jault Hilary. »Würden Sie bitte zur Seite treten?«, faucht sie Nathaniel an.
    »Ich gehe dir schon aus dem Weg.« Nathaniel lässt meine Hand los und geht, bevor ich noch etwas sagen kann.
    »Du bist mir nicht im Weg!«, rufe ich ihm hinterher, aber ich glaube nicht, dass er mich gehört hat.
    Als sich die Visagistin wieder über mich hermacht, schwirren mir die Gedanken so sehr, dass mir ganz schwindlig wird. Auf einmal bin ich mir ganz und gar nicht mehr sicher.
    Tue ich auch wirklich das Richtige?
    O Gott. Tue ich das Richtige?
    »Augen zu, bitte.« Die Visagistin pinselt an meinen Augenlidern herum. »Jetzt wieder aufmachen ...«
    Ich öffne die Augen und sehe Nathaniel und Guy in einiger Entfernung zusammenstehen. Guy redet, und Nathaniel hört mit angespannter Miene zu. Auf einmal habe ich ein ganz ungutes Gefühl. Was sagt Guy zu ihm?
    »Zumachen«, befiehlt die Visagistin. Widerwillig schließe ich die Augen und spüre, wie sie mir noch mehr Lidschatten draufpinselt. Meine Güte, ist sie denn noch immer nicht fertig? Spielt es überhaupt eine Rolle, wie ich aussehe?
    Endlich hört sie auf zu pinseln. »Aufmachen.«
    Ich öffne die Augen und sehe Guy an derselben Stelle stehen, wenige Meter von mir entfernt. Aber Nathaniel ist verschwunden. Wo ist er hin?
    »Lippen zusammen ...«, befiehlt die Visagistin und zückt einen Lippenpinsel.
    Ich kann nicht sprechen. Mich nicht rühren. Meine Augen zucken panisch über die vor dem Haus versammelte Menschenmenge. Nathaniel ist nirgends zu sehen. Aber ich brauche ihn. Ich muss unbedingt mit ihm reden, bevor es mit dieser Pressekonferenz losgeht.
    Ich habe nur dieses eine Leben. Ist es wirklich das, was ich damit anfangen will? Habe ich mir auch alles gründlich genug überlegt?
    »Na, bereit für den großen Moment? Haben Sie Ihre Rede?« Hilary ist plötzlich wieder neben mir aufgetaucht, frisch parfümiert. »Das sieht schon viel besser aus! Kinn hoch!« Sie haut mir so fest unters Kinn, dass ich zusammenzucke. »Noch irgendwelche Fragen?«
    »Ahm ... ja«, stoße ich verzweifelt hervor. »Ich frage mich nur ... könnten wir‘s vielleicht noch ein ganz klein bisschen verschieben? Bloß ein paar Minuten.«
    Hilarys Gesicht erstarrt zu Stein.
    »Was?«, stößt sie nach einer kurzen Pause hervor. Ich habe das furchtbare Gefühl, dass sie jetzt gleich ausrastet.
    »Ich bin nur ... ein bisschen durcheinander.« Ich schlucke. »Ich weiß nicht, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich brauche noch ein bisschen Zeit zum Nachdenken ...« Meine Stimme erstirbt angesichts Hilarys Gesichtsausdruck.
    Sie tritt auf mich zu und bringt ihr Gesicht ganz nahe an das meine heran. Sie lächelt noch immer, aber ihre Augen schießen Blitze. Ihre Nasenflügel sind bleich und aufgebläht. Ich zucke unwillkürlich zurück, aber sie packt mich so fest bei den Schultern, dass sich ihre Fingernägel in mein Fleisch graben.
    »Samantha«, zischt sie. »Sie gehen jetzt da raus, und Sie verlesen Ihr Statement, und Sie werden sagen, dass Carter Spink die beste Anwaltsfirma der Welt ist. Und wenn nicht ... dann bring ich Sie um.«
    Ich glaube, sie meint das
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