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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings
Autoren: P.C. Cast
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zu behalten.
    Edith Anne blieb stehen, um an einem besonders interessanten Unkrautbüschel zu schnuppern.
    »He, nicht bummeln! Wenn du gleich Dornen oder Dreck im Fell hast, kannst du dich schon mal auf die Badewanne gefasst machen.«
    Edith schnaufte noch mehrmals ins Unkraut, dann lief sie Lina nach, die extra langsamer lief, damit der Hund sie einholen konnte. In der Ferne meinte sie, das Klappern von Pferdehufen zu hören.
Interessant,
dachte sie,
das Wetter muss so gut sein, dass der Stall am Fluss früher als sonst öffnet.
Bei gutem Wetter waren Ausritte entlang dem Fluss eine große Sache, aber normalerweise ging das Geschäft nicht vor April los. Sie fragte sich, ob sie die Ankündigung in der Zeitung übersehen hatte. Eigentlich machte sie so was gerne in der Bäckerei bekannt. Lina nahm sich vor, das am nächsten Tag zu prüfen.
    Als die Bulldogge wieder bei ihr war, beschleunigte Lina erneut. Sie hatte schon vier Meilen zurückgelegt, aber keine Schwierigkeiten mit der Kondition. Ihre Beine fühlten sich kräftig an. Lina war froh, das Skaten als wöchentliche Ertüchtigung aufgenommen zu haben. Es hielt nicht nur ihren Körper in Form, es half ihr auch beim Nachdenken.
    Und seit Persephones Besuch hatte sie viel zu überdenken gehabt.
    Merda!
Das Angebot der Göttin war eine große Versuchung gewesen. Wie auch nicht? Als Königin in die Unterwelt zurückzukehren … nichts würde sie lieber tun. Nein, verbesserte Lina sich. Was sie lieber täte, war genau das, was sie auch von der Annahme des Angebots abhielt. In den langen Wintermonaten hatte sie immer wieder mit der Vorstellung gerungen, darauf einzugehen. Sie hatte sich sogar gewünscht, ihre Großmutter anrufen und um Rat fragen zu können – sie hätte ihrer Enkelin sicher einen Rat geben können.
    Manchmal dachte Lina, dass Demeter vielleicht doch recht gehabt und sie einfach einen Fehler gemacht hatte. Aber dann musste sie sich nur in Erinnerung rufen, wie Hades sich von ihr abgewandt hatte, als sie sich ihm offenbarte.
»Verlasse mein Reich«
war seine Antwort gewesen, als er die wahre Carolina erblickt hatte. Die Zeit hatte ihr geholfen, darüber hinwegzukommen, doch seine Worte schmerzten noch immer in ihrer Seele.
    Und der Frühling nahte. Bald würde Persephone kommen, um Linas Antwort zu erfahren. Sie atmete tief durch und fuhr mit gleichmäßiger Geschwindigkeit weiter, während sie sich zum wahrscheinlich tausendsten Mal ihre Antwort zurechtlegte. Unbewusst tastete ihre Hand nach der Narzisse aus Amethyst, die an der Kette um ihren Hals hing.
    Sie konnte nicht zurück. Sie wollte gerne. Sie träumte sogar davon. Aber es ging nicht. Möglicherweise war sie ein Feigling, aber sie konnte das Risiko nicht eingehen. Sie hatte so lange gebraucht, um die Enttäuschung zu verarbeiten. Lina wollte die Wunde nicht wieder aufbrechen lassen. Sie würde Persephone absagen. Vielleicht könnte die Frühlingsgöttin eine andere Sterbliche zum Tauschen finden. Dolores engagierte sich in der Gesellschaft für Mittelalterforschung. Wahrscheinlich hätte sie großes Interesse daran, im Olymp abzuhängen und mit den Nymphen zu tollen, während Persephone hier Brot backte. Bei der Vorstellung musste Lina lachen. Sie könnte sogar einen langen Urlaub machen und die Bäckerei den fähigen Händen von Dolores/Persephone überlassen. Italien war schön im Frühling …
    In Gedanken plante Lina gerade ihren Urlaub in Italien, als sie feststellte, dass das Klappern der Pferdehufe näher kam und schneller wurde. Sie begab sich an den Wegesrand, um den Reiter vorbeizulassen. Plötzlich durchschnitt ein freudiges Wiehern die Luft. Lina rutschte das Herz in die Hose.
    Sie wirbelte herum, und eine große schwarze Gestalt wollte sie überholten. Ein dunkler Pferdekopf schob sich an ihr Gesicht. Orion wieherte und schnaubte abwechselnd, knabberte und schnüffelte an ihren Haaren und Schultern. Bestürzt konnte Lina lediglich das Zaumzeug des Pferdes festhalten und hoffen, dass der Hengst sie in seinem Überschwang nicht zu Boden riss.
    »Wer wagt es, das Streitross des Hades zu berühren?«
    Die Worte erinnerten sie an den Satz, den er vor langer Zeit zu ihr gesagt hatte, aber seine Stimme klang völlig verändert. Sie war erfüllt von Liebe und Sehnsucht. Lina schaute hoch auf Orions Rücken. Der Reiter saß auf einem glänzenden Westernsattel. Statt seiner archaischen Gewänder trug er ein schwarzes Hemd im Western-Stil, dessen Ärmel hochgerollt waren und seine
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