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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings
Autoren: P.C. Cast
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muskulösen Unterarme zur Geltung brachten, dazu eine Jeans und Cowboystiefel. Sein Haar war zu einem Zopf zurückgebunden, seine Augen leuchteten.
    Sprachlos starrte Lina ihn an. Sein Anblick zerrte an der gerade verheilten Wunde in ihrem Herzen. All diese dunklen Wintermonate lang hatte er sie allein leiden lassen. Die ganze Zeit. All die Schmerzen. Eine wilde Woge des Zorns stieg in ihr auf und überrumpelte sie.
    Er wollte lächeln, doch seine Lippen zitterten.
    »Du hast gefragt, wer es wagt, deinen Hengst zu berühren, Hades«, sagte Lina kurz angebunden. »Darf ich mich dir noch einmal vorstellen? Ich bin Carolina Francesca Santoro, eine Frau mittleren Alters aus Tulsa, Oklahoma, die eine Bäckerei besitzt. Und ich habe nicht gewagt, dein Streitross zu berühren, es hat seinen Kopf praktisch in meine Hände geschoben. Schon wieder.«
    Ihre Worte stachen wie Messer. Er konnte Lina ihre Wut nicht verübeln. Er verstand sie, aber er würde nicht zulassen, dass sie ihn zum Aufgeben zwang. Hades schwang sein Bein über den Sattel und stieg ab. Er wollte zu ihr, sie in die Arme nehmen, aber sie sah ihn so kalten und unverwandten Blickes an, dass es alles andere als einladend wirkte.
    »Einen Titel hast du bei deiner Vorstellung ausgelassen, Carolina.« Bei ihm klang ihr Name wie ein Gebet.
    »Das glaube ich nicht. Ich weiß genau, wer ich bin«, entgegnete sie. Er war ihr nicht näher gekommen, dennoch trat sie einen Schritt zurück.
    »Du bist Carolina Francesca Santoro, eine sterbliche Frau mittleren Alters aus Tulsa, Oklahoma, die eine Bäckerei besitzt. Und du bist die Königin der Unterwelt«, fügte Hades hinzu.
    Lina spürte ein Zittern in ihrem Körper und zähmte ihre Wut aus Sorge, ihr Herz würde in Stücke zerreißen, wenn sie ihren Gefühlen nachgab.
    »Es tut mir leid, Herr. Du musst etwas verwechseln. Die Göttin Persephone ist die Königin der Unterwelt. Ich war nur ein vorübergehender Ersatz und wurde der Aufgabe nicht gerecht.«
    »Das sehen deine Untertanen aber anders, Carolina.« Demonstrativ schaute er Orion an, der den Hals gereckt hatte, um an Linas Schultern zu knabbern, während sie seinen Kopf streichelte.
    »Tiere mögen mich«, sagte sie. Wie um ihren Satz zu bestätigen, rieb sich Edith Anne an ihren Beinen, buhlte um Aufmerksamkeit. Orion schnaubte und senkte den Kopf, um die Bulldogge anzupusten.
    »Er erinnert mich ein wenig an Zerberus.« Hades wies mit dem Kinn auf den stämmigen Hund und versuchte wieder erfolglos zu lächeln.
    »Er ist eine Sie. Und ich höre, dass sie bessere Manieren hat, als Zerberus an den Tag legt«, sagte Lina und biss sich auf die Lippe. Sie sollte sich nicht mit ihm unterhalten.
    »Zweifellos lassen Zerberus’ Manieren zu wünschen übrig, da er unter der Abwesenheit seiner Königin, leidet wie der Rest der Unterwelt.«
    »Ein Hund und ein Pferd sind niemandes Untertanen. Und ich bin keine Königin. Ich bin eine Sterbliche. Ich habe keine Untertanen.«
    Hades drehte sich zu Orions Sattel um und zog eine zusammengerollte Leinwand hervor, die er unter den Sattelknauf geklemmt hatte. »Ich habe hier etwas für dich. Eurydike wollte es mir schenken, aber ich habe sie daran erinnert, dass ihre Arbeiten dir gehören. Sie sieht sich immer noch als persönliche Künstlerin der Frühlingsgöttin und vermisst ihre Herrin sehr.«
    »Ich bin nicht … nein, ich will nicht …«, stammelte Lina und verspürte beim Gedanken an Eurydike Sehnsucht in sich aufsteigen. Hades machte einen Schritt auf sie zu. In den Monaten, in denen sie getrennt voneinander gewesen waren, hatte sie vergessen, wie groß er war. Er schien überall zu sein. Selbst in moderner Kleidung sah er düster und verwegen gut aus. Ihr Batman …
    »Der kleine Geist hat diese Zeichnung nach einem Traum von dir angefertigt. Eurydike sagte, sie fühle sich richtig an.«
    Hades war ihr nun so nahe, dass sie die Wärme seines Körpers spüren konnte.
    Wortlos nahm Lina ihm die Leinwand ab. Sie rollte sie aus und hielt die Luft an.
    »Das bin ja ich!«
    Es war sie – die sterbliche Carolina Francesca Santoro –, ihr Körper, ihr Gesicht, ihr Lächeln. Nicht Persephone. Während sie das Bild betrachtete, begannen ihre Finger zu kribbeln, und plötzlich fuhr ein Strom von Gefühl von der Leinwand in ihre Seele. Darin hörte sie die ungezählten Stimmen der Toten. Sie riefen nach hier, flehten ihre Königin an, zurückzukehren.
    Linas Hände zitterten. Sie spürte, wie der Knoten des Zorns sich langsam
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