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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings
Autoren: P.C. Cast
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eine störrische alte Jungfer, Herr der Toten.«
    Als Hades die sarkastische Stimme hörte, wirbelte er herum und musste die Augen zusammenkneifen, so grell war das Licht vor ihm.
    »Apollo! Du und deine aufdringliche Sonne sind hier nicht erwünscht!«, brüllte er.
    »Ach ja, das vergesse ich manchmal.« Apollo fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, und sein Antlitz leuchtete weniger stark. »Besser?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dich in mein Reich eingeladen zu haben.«
    »Ich musste einfach kommen und mir ansehen, wie die zweite Hälfte der vergeudeten Liebe aussieht.«
    Hades wurde rot vor Zorn. »Maße dir nicht an …«
    »Und was ich hier sehe«, unterbrach der Sonnengott Hades’ Drohung, »ist deutlich unattraktiver als die sterbliche Variante.«
    »Von welchem Sterblichen redest du?«, wollte Hades wissen.
    »Von Carolina natürlich. Weißt du eigentlich, dass sie mich tatsächlich verschmäht hat? Sie war mehr an meinen Stuten interessiert als an mir.« Apollo schmunzelte. »Ich hielt sie für Persephone und war verwirrt. Als ich dann erfuhr, dass sie eine Sterbliche im Körper der Göttin war, staunte ich nicht schlecht. Und als ich dann hörte, dass sie dich mir vorgezogen hatte? Wirklich unglaublich!«
    Hades sah Apollo mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich finde das gar nicht unglaublich.«
    Apollo grinste. »Solltest du aber. Sterbliche Frauen finden mich sonst unwiderstehlich.«
    »Carolina ist anspruchsvoller als die meisten sterblichen Frauen.«
    »Und auch treuer. Sie hat die Annäherungsversuche von mindestens einem Mann zurückgewiesen, seit sie wieder in ihrer Welt ist.« Apollo sah Hades abwägend an. »Und obwohl es nur ein Sterblicher war, ist er auf jeden Fall jünger als du.«
    »Du hast sie beobachtet?«, knurrte Hades.
    »Habe ich das nicht schon gesagt?«
    »Nein!«
    »Vielleicht hat dein trübseliges Gejammere um deine verlorene Liebe ja dein Gehör beeinträchtigt. Ich weiß ganz genau, dass ich gesagt habe …«
    Mit zwei Schritten war Hades bei Apollo. Er packte den Gott am Schlafittchen und hob ihn in die Höhe.
    »Sag mir, wie du sie sehen kannst!«, knurrte er.
    »In Demeters Orakel«, quietschte Apollo.
    Hades ließ den Lichtgott fallen und stürzte aus der Schmiede nach draußen. »Sattelt Orion!«, brüllte er.
    In der Schmiede rieb sich Apollo den Hals und zog seine zerknitterte Kleidung zurecht. »Gute Tat vollbracht. Du schuldest mir was, Demeter«, murmelte er, bevor er verschwand.

29
    »Es ist Februar, aber es kommt mir vor wie April.« Lina seufzte glücklich. »Ich finde es herrlich, wenn das Wetter in Oklahoma so ist«, verriet sie Edith Anne, die zufrieden neben ihr trottete.
    Es hatte einige Zeit gebraucht, bis sie sich ans Inlinerfahren gewöhnt hatte. Es lag nicht daran, dass ihr Körper nicht gewusst hätte, was zu tun war, es war Linas Kopf, der Gedanken wiederholte wie:
Das Pflaster ist furchtbar hart
oder
Langsamer, sonst fallen wir hin und brechen uns was.
Daher ließ sie es auch nach mehreren Monaten Übung immer noch langsam angehen und fuhr mit vorsichtigen, kontrollierten Bewegungen über den breiten zementierten Weg entlang dem Arkansas River.
    »Achtung, Radfahrer von links!«, tönte jemand hinter ihr, und Lina hielt sich an die rechte Seite des Gehwegs.
    »Danke!«, rief sie dem vorbeirasenden Fahrrad nach.
    »Kein Problem«, erwiderte der Radfahrer.
    »Finde ich wirklich gut, wenn sie einen warnen«, sagte Lina zu Edith Anne, die neben ihr im Gras lief, das am Rande des Asphalts gerade begann, sein zukünftiges Grün zu verkünden.
    Edith schnaubte.
    »Du weißt doch, dass ich mich erschrecke, wenn einfach einer an uns vorbeirast, ohne etwas zu sagen. Dieser große Typ mit dem gelben Rad letzte Woche hätte mich fast umgemäht.« Lina bückte sich und klappte Ediths Ohr um. Die Bulldogge schnüffelte an ihr und leckte ihr die Hand. »Ich muss eigentlich besser aufpassen, besonders wenn es so ruhig ist wie heute Abend, aber manchmal ist es einfach so schön …«
    Lina lächelte. Der Abend war ihre bevorzugte Zeit zum Skaten. Die Sonnenuntergänge in Oklahoma waren prächtig. Kurz bevor die Sonne hinter dem Arkansas River versank, wurde das Licht manchmal vom glitzernden Wasser reflektiert, dann vermischten sich Rosa, Orange, Blau und Grau, und Lina erinnerte sich an den Zauber des Elysiums. Es machte sie nicht mehr traurig. Dazu hatte die Zeit beigetragen. Sie mochte die Erinnerungen, in kleinen Dosen. Sie halfen, die Leere unter Kontrolle
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