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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings
Autoren: P.C. Cast
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gefehlt, ihr zu vertrauen, und aus diesem Grund hatte sie ihre Seele beinahe im Tartarus verloren. Doch sie hatte sich vom Abgrund zurückgekämpft, nur um von seinen übereilten, gedankenlosen Worten verraten und verletzt zu werden. Er hatte das Geschenk ihrer Liebe nicht verdient.
    »Nein«, sagte Hades. »Ich glaube nicht, dass sie zu uns zurückkehrt.«
    Eurydike gab einen leisen, erstickten Laut von sich, und als Hades die Augen öffnete, sah er, wie Iapis den kleinen Geist in die Arme nahm.
    »Schon gut«, beruhigte der Daimon Eurydike. »Wo auch immer sie ist, sie hat dich nicht vergessen. Sie hat dich geliebt.«
    »Lasst mich bitte allein«, stieß Hades hervor.
    Iapis machte seiner Freundin Zeichen zu gehen, er selbst blieb im Gemach seines Herrn. Die Sorge um seinen Gott nagte an ihm. Hades lief nicht frustriert auf und ab. Er arbeitete sich seinen Zorn nicht in der Schmiede aus dem Leib. Er wollte nichts essen und schlief nur wenig. Er hielt Hof und sprach Urteile über die traurigen Toten, als gehörte er in ihre Reihen und sei verdammt, ewig an den Ufern des Kokytos zu wandern, dem Fluss der Klagen.
    Als Persephone versucht hatte, den Gott zu treffen, hatte Iapis angesichts Hades’ Zornesausbruch eine gewisse Hoffnung verspürt. Aber sie währte nur kurz. Kaum hatte die Göttin des Frühlings die Unterwelt verlassen, zog Hades sich wieder in sich zurück. So konnte der Gott nicht weitermachen, doch Iapis sah keine Besserung. Die Zeit schien in den Wunden des dunklen Gottes zu schwären, anstatt sie zu heilen.
    »Iapis, weißt du, was geschieht, wenn Seelenverwandte voneinander getrennt werden?«, fragte Hades plötzlich. Er stand vor dem Fenster, das auf den Bereich seiner Gärten ging, die an den elysischen Wald anschlossen und schließlich zum Fluss Lethe führten.
    »Seelenverwandte finden sich immer wieder«, sagte Iapis. »Das weißt du selbst, Herr.«
    »Aber was ist, wenn sie sich nicht finden können, weil einer von ihnen etwas Unentschuldbares getan hat?« Hades drehte sich zu Iapis um und sah ihn ausdruckslos an.
    »Kannst du ihr nicht verzeihen, Hades?«
    Der Gott blinzelte und konzentrierte sich auf das Gesicht des Daimons. »Ihr verzeihen? Das habe ich doch schon längst getan. Sie hat nur ihr Versprechen gegenüber Demeter gehalten. Carolinas Ehrgefühl würde ihr niemals erlauben, einen Schwur zu brechen, nicht mal aus Liebe. Ich selbst bin es, dem ich nicht vergeben kann.«
    »Dir selbst? Wie das, Herr?«
    »Carolina Francesca Santoro ist eine Sterbliche mit dem Mut einer Göttin, und ich habe sie aus dem hohlsten aller Gründe verletzt, nämlich um meinen eigenen Stolz zu retten. Das kann ich mir selbst nicht verzeihen. Wie kann ich da erwarten, dass sie es tut?«
    »Vielleicht ist es so ähnlich wie an dem Abend, als du sie beleidigt hast«, sagte Iapis vorsichtig. »Du musst sie einfach darum bitten und dann bereit sein, zu bleiben und ihre Antwort auszuhalten.«
    Hades schüttelte den Kopf und drehte sich wieder zum Fenster um. »Sie hat vor mir ihre Seele entblößt, und ich habe sie verraten. Sie ist für mich nicht mehr zu erreichen.«
    »Aber wenn du einverstanden wärst, Persephone zu empfangen …«
    »Nein!«, brüllte Hades. »Ich will keine frivole Hülle sehen, eine Verhöhnung der Seele, die einst in diesem Körper wohnte.«
    »Hades, du kannst nicht wissen, ob die Göttin Carolina verhöhnt.«
    »Zerberus hat sie nicht durchgelassen. Orion hat sie verabscheut. Die Toten nannten sie eine Aufschneiderin. Damit weiß ich genug«, entgegnete Hades.
    »Sie ist noch eine sehr junge Göttin«, erinnerte Iapis ihn.
    »Sie ist nicht Carolina.«
    »Nein, das ist sie nicht«, sagte der Daimon traurig.
    »Lass mich jetzt allein, Iapis!«, befahl Hades.
    »Zuerst darf ich dir noch ein Bad einlassen und frische Kleidung herauslegen.« Als Hades protestieren wollte, stieß Iapis hervor: »Ich kann mich nicht erinnern, wann du das letzte Mal gebadet oder dich umgezogen hast! Du siehst schlimmer aus als ein frisch Gestorbener!«
    Hades ließ seine mächtigen Schultern sinken. Ohne den Daimon anzusehen, sagte er: »Wenn ich bade und mich umziehe, lässt du mich dann in Ruhe?«
    »Vorübergehend, Herr.«
    Beinahe lächelte Hades. »Dann soll es so sein, mein Freund.«
    ***
    Hades ließ sich rückwärts in das dampfende Wasser gleiten. Das schwarze Marmorbecken war in den Boden seines Badezimmers eingelassen. Er lehnte sich gegen einen breiten Vorsprung. Ein Kelch Rotwein und eine silberne
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