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Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen
Autoren: P.C. Cast
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es ist zwar schon eine Weile her, dass ich Medea in der Highschool gelesen hab, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass in dem Stück keine wilden Tiere vorkommen.«
    »Du hast einen Löwen gehört?«
    »Ich weiß nicht genau … es klang ein bisschen wie ein Löwe … nur irgendwie anders.«
    Mikki hielt erneut inne. Sie wusste sehr wohl, wodurch sich das Geräusch von dem animalischen Brüllen eines Löwen unterschieden hatte. Es klang einsam – herzzerreißend, absolut, schrecklich einsam. Und irgendwie menschlich. Aber das würde sie ihrer Freundin auf gar keinen Fall sagen. Ganz so verrückt war sie dann doch nicht – jedenfalls noch nicht. Stattdessen fuhr sie schnell mit ihrer Geschichte fort.
    »Ja, mir ist klar, dass der Zoo am anderen Ende der Stadt liegt und dass ich die Löwen – oder was es auch immer für Tiere waren – im Woodward Park ganz bestimmt nicht hören könnte, aber ich schwöre dir, dass ich dieses Brüllen gehört habe. Wie du dir vorstellen kannst, war ich ziemlich überrascht und habe mich sofort umgedreht, als ich auf dem Bürgersteig war. Ich konnte den Park kaum erkennen, weil er verschleiert war von irgendwelchen thermischen Schwaden oder … keine Ahnung, wie ich es nennen soll. Du weißt schon, was ich meine – wie das Flimmern, das man im Hochsommer manchmal über dem heißen Asphalt sieht. Ich dachte, ich sehe nicht richtig, hab geblinzelt und mir die Augen gerieben. Und als ich sie wieder aufmachte, war der Park weg.«
    Nellys runzelte die Stirn. »Er war weg? Was meinst du damit?«
    »Genau das.« Mikki zuckte die Schultern. »Er war weg. Verschwunden. Nicht mehr da. Und stattdessen war da ein riesiger Wald.«
    »Okay … im Woodward Park gibt es ziemlich viele Bäume«, meinte Nelly, als wäre das Erklärung genug.
    Mikki schnaubte. »Oh, bitte. Ich meine nicht ein paar hübsche, perfekt gestutzte Bäume, die sorgfältig um künstlich angelegte Wasserfälle angeordnet sind. Es war ein richtiger Wald. Dicht und finster, und die Eichen waren gigantisch.«
    »Hast du wieder das Brüllen gehört?«
    Mikki schüttelte den Kopf. »Nein, es war ganz still. Merkwürdig still, wenn man es sich recht überlegt.«
    »Hattest du während der Halluzination noch andere Sinneseindrücke?«
    »Wenn du so redest, klingst du total nach Therapeutin.«
    »Beantworte gefälligst meine Frage.«
    »Ich habe Rosen gerochen.« Mikkis Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
    »Wenigstens bist du konsequent.« Ihre Freundin grinste sie an, wurde aber schnell wieder ernst. »Wie bist du wieder zu dir gekommen?«
    Mikki schnitt eine Grimasse. »So ein Idiot in einem Pick-up-Truck ist vorbeigefahren, hat gehupt und etwas unglaublich Wortgewandtes gerufen, so im Stil von: ›Wuuu-huuu! Hey, Rotschopf, du bist ’ne echt heiße Braut!‹ Da war es mit der Phantasie schnell vorbei.«
    Mikki verzog angeekelt das Gesicht. »Und – bin ich übergeschnappt?«
    »Ich glaube, ›übergeschnappt‹ wäre nicht der medizinische Fachbegriff, den ich verwenden würde.«
    »Bekloppt?«
    »Du lernst unsere Sprache echt schnell.« Nelly zwinkerte ihr zu, wurde aber auch diesmal sofort wieder ernst. »Spaß beiseite, Mikki, was macht dir das für ein Gefühl? Hast du Angst?«
    Mikki antwortete mit Bedacht und sah ihrer Freundin dabei fest in die Augen. »Ich gebe zu, dass es mich nervös macht. Ich frage mich, was in meinem Kopf los ist, aber ich habe keine Angst. Das Ganze hat mir nie Angst gemacht.« Sie atmete tief durch, bevor sie fortfuhr: »Ehrlich, ich will mich nicht anhören, als wäre ich verrückt oder pervers oder beides , aber die Träume waren unglaublich erotisch. Gott, sogar bei meiner seltsamen Vision hab ich lediglich Herzklopfen bekommen und das Gefühl, dass jemand mich küsst, der echt was davon versteht. Ich gebe es nur sehr ungern zu, aber das Ganze hat mich mehr angeturnt als verängstigt.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Ist das krank?«
    »Nein«, versicherte ihr Nelly schnell. »Es freut mich, dass du keine Angst hast. Wenn du meine professionelle Meinung hören willst …« Als Mikki keinen Widerspruch einlegte, fuhr sie fort: »Ich glaube, deine Phantasie geht mit dir durch, weil du ewig keinen Sex hattest.«
    »Das würdest du also einer Patientin sagen?«
    »Du bist keine Patientin. Und, meine Liebe, du bist nicht verrückt.«
    »Ich bin nur geil und hab eine blühende Phantasie?«
    »Das wäre meine Einschätzung, ja. Ich könnte dir aber auch eine Überweisung zu einem guten
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