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Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen
Autoren: P.C. Cast
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einzelne ihrer Gehirnzellen spontan abgestorben. »Das ist wirklich nicht nötig. Ich wohne ganz in der Nähe von dem Restaurant, wir können uns einfach dort treffen.«
    »Kein Problem – ganz wie es Ihnen am besten passt.«
    War sein Ton herablassend?
    »So würde es mir am besten passen«, antwortete Mikki entschieden.
    »Also abgemacht. Dann sehen wir uns um sieben Uhr im Wild Fork . Wie erkenne ich Sie?«
    Mikki rieb sich die Schläfen, als sich die ersten Anzeichen von Spannungskopfschmerzen bemerkbar machten. Oder war das der Hirntumor? Oh, wie sie Blinddates hasste …
    »Ich bin die Rothaarige mit der Rose in den Haaren.«
    Das freundliche Lachen, das aus dem Telefon drang, überraschte Mikki wegen seiner Anziehungskraft.
    »Na, so werde ich Sie ganz sicher nicht mit einer anderen Frau verwechseln«, meinte er, immer noch leise lachend.
    »Das war der Plan«, erwiderte Mikki und hoffte, dass er das Lächeln in ihrer Stimme hören konnte. »Wir sehen uns um sieben.«
    »Ich freue mich schon«, sagte er.
    »Ich mich auch.«
    Sie legte auf. Zu ihrem Erstaunen freute sie sich tatsächlich darauf, den Mann hinter der Stimme kennenzulernen. Sie lächelte immer noch, als Jill Carter, ihre Chefin, in ihr Büro geeilt kam.
    »Mikki! Ruf alle Assistenten der Direktoren an. Auf dem BA Expressway gab es einen schweren Unfall. Ein Seniorenbus auf dem Weg nach Vegas ist von der Fahrbahn abgekommen. Viele alte Leute sind auf dem Weg hierher. Wir brauchen alle Hilfe, die wir kriegen können.«
    »Wird erledigt.« Sie hatte schon die erste Nummer gewählt, bevor Jill fertig gesprochen hatte.

    Drei Stunden später sah die Notfallstation immer noch aus wie ein geriatrisches Schlachtfeld, aber wenigstens hielt Mikki es inzwischen für möglich, dass das Krankenhauspersonal gewinnen würde.
    »Ich glaube, die Einzigen, die noch nicht behandelt worden sind, sind die beiden alten Damen dort drüben.« Mikkis Kollegin Patricia deutete mit einer Kopfbewegung zur hintersten Ecke des Warteraums.
    Mikki seufzte. »Ich kümmere mich um die Frau in dem roten Rock, wenn du die Frau mit dem orangefarbenen Hosenanzug übernimmst.«
    »Also los«, stimmte Patricia zu, bereits auf dem Weg zu ihrer Patientin.
    Mikki nickte, obwohl sie sich am liebsten einfach hingelegt und geschlafen hätte. Gott, so müde war sie noch nie in ihrem ganzen Leben gewesen. Sie fühlte sich genauso alt wie die Oma, auf die sie zusteuerte, rief sich aber in Erinnerung, dass sie zwar erschöpft und gestresst, aber wenigstens nicht in ein Busunglück verwickelt gewesen war, und zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. Die alte Frau hatte die Augen geschlossen und den Kopf an die sterile, weiße Wand der Notfallstation gelehnt. Ihre dichten silberweißen Haare waren zu einem eleganten französischen Dutt hochgesteckt, und aus der Nähe erkannte Mikki, dass sowohl ihr Rock als auch ihr Pullover aus feinstem Kaschmir waren. Ihre lange, schimmernde Perlenkette reichte ihr fast bis an die Taille, in den Ohren trug sie elegante Perlenohrringe. Um ihre linke Hand war ein weißer Schal gewickelt, in der Mitte rötlich-braun verfärbt von getrocknetem Blut.
    »Ma’am?«, fragte Mikki leise, um die alte Dame nicht zu erschrecken.
    Die Frau reagierte nicht.
    »Entschuldigen Sie, Ma’am?«, wiederholte Mikki ein bisschen lauter.
    Immer noch keine Reaktion.
    Ein schreckliches Gefühl breitete sich in Mikkis Magengrube aus. Was, wenn die alte Dame tot war?
    »Ma’am!« Sie versuchte vergeblich, sich ihre Panik nicht anmerken zu lassen.
    »Ich bin nicht tot, junge Dame. Ich bin nur alt.« Die Stimme der Frau klang heiser und attraktiv, und sie sprach mit einem weichen, singenden Akzent.
    Aber sie öffnete nicht die Augen.
    »Tut mir wirklich leid, Ma’am. Ich … ich hab sie nicht für tot gehalten, ich dachte nur, Sie würden schlafen. Sie sind jetzt dran. Ich kann Ihre Versicherungsdaten aufnehmen.«
    Jetzt öffnete die Frau endlich die Augen, und Mikki blinzelte überrascht, denn sie waren verblüffend klar und so unglaublich blau, dass Mikki sie einen Moment lang nur ungläubig anstarren konnte. Wenn Hoffnung eine Farbe hätte, dann wäre es genau dieses strahlende, atemberaubende Blau. Mikki war sprachlos.
    Die zarten Falten in den Augenwinkeln der alten Frau kräuselten sich, als sie lächelte.
    »Sie sollten versuchen, immer die Wahrheit zu sagen, meine Liebe. Sie sind eine katastrophale Lügnerin. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich lebe noch – für den Moment
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