Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)
Autoren: Frank W. Haubold
Vom Netzwerk:
das vielleicht mit dem ernsten, fast drängenden Blick seiner Besucherin zusammenhing.
    »Warum sind Sie immer noch hier, Colonel …?« Sie biss sich auf die Lippen, »Ich meine, worauf warten Sie? Gibt es da etwas, von dem wir nichts wissen dürfen? Und hat es mit den Burgons zu tun?«
    Es war wie ein Schlag in den Magen. Nein, kein einzelner Schlag, eine kurze trockene Dreierkombination, die ihm für Sekunden den Atem nahm. Als der Schock nachließ und er wieder klar denken konnte, war Farr beinahe erleichtert. Miriam Katana war eine wirklich außergewöhnliche Frau und jede ehrliche Antwort wert. Das Schlimme war, es gab keine Antworten, jedenfalls keine, die auf Tatsachen beruhten oder wenigstens auf Indizien. Aber wie sollte er ihr das klarmachen?
    »Immer der Reihe nach, Captain«, versuchte er Zeit zu gewinnen. »Sonst geraten die Dinge durcheinander. Wie kommen Sie überhaupt auf die Burgons?«
    »Wenn meine Informationen stimmen, sind Sie der letzte aktive Offizier auf der Basis, der an der Schlacht um Joyous Gard beteiligt war, Colonel. Und Sie haben sich nie versetzen lassen. Fünfundzwanzig Jahre sind eine lange Zeit – erst recht hier auf Pendragon Base.«
    »Das können Sie inzwischen ja selbst beurteilen. Aber es stimmt. Ich war damals dabei, wenn auch nur als Offizier auf einem Hilfskreuzer, der kaum etwas mit den  Kampfhandlungen zu tun hatte.«
    »Aber Sie haben sie doch gesehen, oder?«
    »Niemand hat sie gesehen – außer diesem Jungen vielleicht.«
    »Sie meinen Christopher, den Piloten. Kannten Sie ihn?«
    Zum ersten Mal verriet ihre Stimme so etwas wie persönliche Betroffenheit. Konnte es sein, dass eine so rationale Person wie Miriam Katana dem Drachentöter-Mythos verfallen war? Die Schlacht vor Joyous Gard hatte den jungen Piloten und seinen Falken zur Legende gemacht. Dabei gab es nicht wenige Wissenschaftler und Militärs, die seine Attacke für unsinnig hielten und den entscheidenden Treffer dem Zufall zuschrieben …
    »Nein, er war erst wenige Wochen hier, als die Armada den Marschbefehl erhielt. Außerdem hatten wir als Versorgungseinheit kaum etwas mit den Aufklärern zu tun.«
    »Er war erst zwanzig und hatte keinerlei Kampferfahrung. Wieso hat er den Job überhaupt bekommen?«
    »Sie sind erstaunlich gut informiert, Captain«, lächelte Farr. »Irgendwann habe ich dem alten Spork die gleiche Frage gestellt. Er war ziemlich kurz angebunden und hat mich an seinen damaligen Adjutanten verwiesen.«
    »Balinas also – dann hat er mei… die Piloten ausgesucht?« Die Frau biss sich auf die Lippen, aber der Colonel schien den falschen Zungenschlag nicht registriert zu haben.
    »Vermutlich hatte er seine Gründe. Vielleicht wusste er ja um die besondere Veranlagung des Jungen. Sie wissen doch sicher, weshalb der Admiral Balinas’ Urteil vertraute?«
    » ESP , nicht wahr? Dieser Balinas war ein Mutant.«
    »Das ist die offizielle Lesart, jawohl.«
    »Aber Sie glauben nicht daran, Colonel Farr?«
    »Kein Kommentar.« Farrs Blick Richtung Decke verriet eine Spur Ungeduld, aber Miriam begriff sofort. Sie würden das Gespräch erst fortsetzen, wenn Kameras und Mikrofone ausgeschaltet waren und weder die KIs der Abwehr noch die Dienstaufsicht die Datenströme nach verdächtigen Inhalten durchkämmen konnten.
    Das überfällige Revanche-Match war ein fast perfekter Vor-wand…
    »Sie haben heimlich geübt, Colonel«, sagte die Frau. Hinter den weißen Nebelschwaden, die die Dampfgrotte erfüllten, zeichnete sich ihr nackter Körper nur schemenhaft ab.
    Die Anerkennung in Miriams Stimme schmeichelte Farr, aber er durfte sich nicht ablenken lassen.
    Sie waren allein, und das einzige Überwachungsgerät im Raum war der Sensor, der die Dampfzufuhr regelte. Die Enge das Raumes und der heiße Dampf, der auf ihrer Haut brannte, schufen eine Vertrautheit, die anderenorts kaum denkbar war.
    »Nicht heimlich«, korrigierte er. »Aber ich gebe zu, dass ich nur ungern verliere.«
    Dankbar registrierte er, dass das naheliegende »Und schon gar nicht gegen ein Frau« ausblieb. Es hätte ihre Unterhaltung in eine Richtung gelenkt, die nur allzu vorhersehbar war.
    »Balinas war kein Mutant, nicht wahr?«, fragte die Frau stattdessen. Der alles verhüllende Dampf machte die Antwort einfacher.
    »Nein, er verschwand exakt zu dem Zeitpunkt, an dem die Angels den Kontakt zur Föderation abbrachen. Es spricht einiges dafür, dass er einer ihrer Gestaltwandler war.«
    »Haben Sie ihn getroffen?«
    »Ja,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher