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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)
Autoren: Frank W. Haubold
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und wo? Sein Partner ist der Falke und ihr Tanz der Krieg …
    »Träumst du?«, ruft O’Brian und schlägt Christoph auf die Schulter. Der schreckt auf und lächelt verlegen. Sie lassen ihre Gläser auffüllen und stoßen an. »Auf das, was wir lieben!«, dröhnt der Ire und zwinkert seiner Tischnachbarin vielsagend zu. Dann trinken sie, als drohe eine lange Trockenheit.
    Irgendwann sind sie verschwunden, O’Brian und auch das blonde Mädchen. Christoph bemerkt es erst, als er sein Glas füllen lassen will. Er ist allein, und Genevra tanzt noch immer. Und jetzt hält es ihn nicht länger. Er springt auf, läuft aus dem Saal, durch halbdunkle Gänge, und dann ist da doch irgendwo eine Tür, die hinausführt in die Nacht. Er steht im Park, einsam im dunklen Park. Und das Fest ist fern. Und das Licht eine Lüge.
    Später. Trotz und Eifersucht sind von ihm abgefallen, ausgelöscht von der Nacht und den Schatten der alten Bäume. Es ist still, das Fest auf einem anderen Stern.
    Irgendwann Schritte, rasch und federleicht. Doch Christoph dreht sich nicht um. Wagt es nicht. Erst als die Frau sich zu ihm neigt, er ihren Atem auf der Haut spüren kann, beginnt sein Herz wieder zu schlagen.
    »Du.« Das ist besser als irgendein Name, selbst als ein so schöner wie der ihre. Und noch einmal: »Du.«
    Sie nimmt seine Hand, die kühl ist von Nacht und Schatten, und Christoph folgt ihr wie ein Kind. Wie das Kind, das er nie mehr sein wird.
    Das Zimmer im Turm ist klein und dunkel. Doch sie haben alles Licht und alle Wärme für sich. Etwas raschelt und fällt zu Boden, ein heller Fleck wie von Mondlicht. Und auch Christoph ist jetzt nur noch er selbst, nackt wie am ersten Tag. Sie schauen sich an und wärmen einander mit ihrem Lächeln. Und dann ist nichts mehr zwischen ihnen. Sie suchen und finden den anderen, drängen aneinander, halten sich fest. Sie blühen auf und vergehen, rastlos, atemlos, leuchten wie Sternschnuppen und verglühen. Bis der Schlaf sie findet und einhüllt in sein Gewand aus Nacht und Wärme.
    Als Christoph erwacht, ist der Platz neben ihm leer. Und kalt.
    Genevra?
    Es ist bereits hell, die Morgensonne wirft einen roten Streifen Licht durchs Fenster.
    Zu rot, denkt Christoph und springt in seine Kleider. Er ist noch nicht an der Tür, als die Scheibe zerbirst und Flammen ins Zimmer schlagen.
    Das Schloss brennt. Feuer im Treppenhaus und in den Gängen. Jemand schreit, und das ist schlimmer als der Rauch und das Fauchen der Flammen. Im Laufen zieht Christoph die silberne Maske übers Gesicht. Er läuft, stolpert über einen brennenden Balken, fällt, springt wieder auf und gelangt ins Freie. Nur Augenblicke bevor das Dach hinter ihm einstürzt und alles unter sich begräbt.
    Es ist still danach. Die Hilferufe sind verstummt.
    Nur wenige sind entkommen. Starren in die Glut und verstehen es nicht.
    Genevra ist nicht dabei.
    Christoph weiß, was das bedeutet, doch noch ist Hoffnung: Vielleicht hat sie sich retten können, ist längst in Sicherheit … Und O’Brian? Romanow?
    Er wird später um sie trauern. Wenn Zeit dafür ist. Jetzt ist Zeit für anderes. Christoph schaut in den roten Himmel und ballt die Fäuste. Noch immer leckt die Flammenzunge über das Land, verbrennt die Felder und lässt Bäume und Strohdächer wie Fackeln auflodern.
    Joyous Gard stirbt. Und er muss eilen.
    Ein letzte Mal schaut er zurück, dann beginnt er zu laufen. Rastlos, atemlos hastet er den Hügel hinab, dorthin, wo er auf ihn wartet, sein letzter Gefährte.
    Er kann ihn schon sehen, den Falken. Seine Silberhaut leuchtet im Widerschein des Brandes.
    Noch haben ihn die Flammen verschont. Aber sie kommen näher. Rasch.
    Kehr um! Lauf weg! Doch Christoph hört nicht auf die Stimme, wird nie wieder auf sie hören. Er läuft weiter, ohne Furcht, dem Feuer entgegen.
    Dann ist es vorbei. Sie sind gezeichnet. Gezeichnet, aber nicht geschlagen. Aus dem Heck des Falken drängt schwarzer Rauch. Christoph reißt sich die Maske vom Gesicht und schmeckt Blut. Warm und süß. Wie ihre Lippen, denkt er und zieht den Steuerknüppel zu sich heran, dass der Falke aufbrüllt wie ein weidwundes Tier.
    Und jetzt jagen sie ihm entgegen, dem Feind. Der Falke zieht eine Feuerschleppe hinter sich her, aber noch ist er jung und stark wie der, dem er gehorcht. Und schnell.
    Der Feind sieht es und scheint einen Augenblick verwirrt. Hält er nicht mehr, der Schild, der ihn vor den Augen der Menschen verbirgt? Und tatsächlich, Christoph kann ihn jetzt
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