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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)
Autoren: Frank W. Haubold
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juristische Verantwortung übernimmt. An Bord dieses Schiffes wären das Sie, Sir, oder ein von Ihnen benannter Stellvertreter.«
    »Und wozu soll das gut sein?«, wollte Farr wissen. »Du bist keine juristische Person und kannst demzufolge auch nicht haftbar gemacht werden. Außerdem erfolgen derartige Zugriffe üblicherweise anonym.«
    Die Frau auf dem Bildschirm lächelte: »Selbstverständlich setze ich bei allen Recherchen die üblichen Maßnahmen der Identitätsverschleierung ein, die jedoch keine hundertprozentige Sicherheit bieten können. Was meinen juristischen Status anbetrifft, ist die Rechtslage nicht eindeutig. Der Föderationsrat prüft derzeit eine Gesetzesnovelle, die die strafrechtliche Verfolgung von KIs einzeln oder im Verbund ausdrücklich zulässt.«
    »Das mag schon sein«, erwiderte Ray amüsiert, »aber das Risiko, von Koroljov oder mir abgeschaltet zu werden, dürfte entschieden höher sein als die Gefahr einer föderalen Sanktion.«
    »Das ist richtig, Sir, soweit es den Status quo an Bord der Hemera anbetrifft, die demnächst ohnehin die föderale Einflusssphäre verlassen wird. Meine Anmerkung war dagegen grundsätzlicher Natur.«
    »Und wie sollen wir nun weiter verfahren?«, wollte der Kommandant wissen. »Ich meine, fernab des Grundsätzlichen.«
    Die Frau mit den grünen Augen lächelte. »Üblicherweise analysiere ich zunächst die Aufgabenstellung, recherchiere in den allgemein zugänglichen Datenbeständen und erbitte im Zweifelsfall die Genehmigung für weiter gehende Nachforschungen.«
    »Dazu hätte es aber keiner Grundsatzdiskussion bedurft, Vera«, bemerkte Farr schulterzuckend. »Aber sei’s drum. Ich möchte, dass du etwas über eine hybride Lebensform herausfindest, die offenbar von den Goleanern gezüchtet wurde. Es handelt sich um eine Art Vogelmenschen, die in der Vergangenheit an Zirkusse und Schausteller verkauft wurden, die sich möglicherweise aber auch innerhalb einer Zuchtstätte oder in einem Reservat aufhalten können. Stichworte: Goleaner, Chimären, Vogelmenschen, Harpyien, Zirkus, Morcelli, Clowns, Mutation, Malik-Wesen, Gestaltwandler, Zellzerstörung … Mehr fällt mir im Augenblick nicht ein. Gegebenenfalls könnte ich dir noch die vorhandenen Originaldokumente zugänglich machen. Wäre das als Fragestellung ausreichend?«
    »Selbstverständlich, Sir … Ray.« Die Frau schien ein wenig verlegen. »Auch wenn sie nach meinem Eindruck nicht ganz vollständig ist.«
    »Inwiefern?« Farr runzelte die Stirn.
    »Die Stichworte gehen über die eingangs gestellte Frage hinaus. Darf ich eine Hypothese äußern?«
    »Nur zu!«
    »Es geht Ihnen weniger um die Vogelmenschen an sich als um die Möglichkeit einer bestimmten Mutation. Sie hegen sogar den Verdacht, dass sich dieses Wesen bereits hier an Bord befinden könnte. Korrigieren Sie mich bitte, wenn diese Annahmen falsch sind.«
    Farr spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Er hatte Vera unterschätzt und wie eine beliebige Datensammelmaschine behandelt. Und sie hatte sich – höflich, aber entschieden – dafür revanchiert. Also war es an ihm, die Dinge wieder ins Lot zu bringen.
    »Nein, deine Annahmen sind völlig korrekt. Die Problematik ist allerdings so heikel, dass ich sie nur ungern öffentlich diskutieren möchte. Das würde die Mannschaft nur verunsichern.«
    »Ich verstehe, Ray.« Die Frau nickte ernst. »Aber ich bin nicht die Mannschaft, sondern das Schiff, dein Schiff, Kommandant Raymond Farr. Du kannst mir vertrauen, auch und gerade, weil ich nur eine Maschine bin.«
    »Kein Understatement, bitte.« Der Kommandant lächelte. »Hier an Bord ist niemand nur irgendetwas. An den Gedanken eines elektronischen Mitwissers muss ich mich allerdings erst gewöhnen.«
    Vera lächelte zurück: »Dann darf ich also jetzt mit der Recherche beginnen?«
    »Natürlich.« Farr nickte. »Mit voller Autorisierung, ohne erneute Rückfrage.«
    »Danke, Sir … Ray.« Das Gesicht auf dem Monitor verblasste. Vera war beschäftigt.
      
    Zwei Stunden später, Farr war gerade von einem Inspektionsgang durch die Maschinenräume zurückgekehrt, meldete sich die KI mit ersten Ergebnissen. Die interessanteste Information war zweifellos der Hinweis auf eine Kolonie von Vogelmenschen. Er stammte aus einem vertraulichen Tätigkeitsbericht der Lebensschützer-Organisation Stalive , der eine beachtliche Summe für die Einrichtung und Betreuung eines Vogelmenschen-Reservates auf einem Planeten namens Stamfani auswies.
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