Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)
Autoren: Frank W. Haubold
Vom Netzwerk:
werden sich prächtig verstehen.«
    »Abwarten, aber ich kläre das. Weißt du übrigens, dass die Buchmacher hier inzwischen Wetten auf euch annehmen?«
    »Nein, ich hatte eigentlich gehofft, dass die Öffentlichkeit außen vor bleibt.«
    »Du bist nicht mehr beim Militär, Ray, und außerdem fast so etwas wie eine lebende Legende. So etwas interessiert die Leute.«
    »Ich pfeif drauf.«
    »Solltest du aber nicht. Die meisten wünschen euch Erfolg und hoffen wie ich, dass ihr heil und gesund zurückkehrt.«
    Der Kommandant fragte sich, ob dieses »ihr« auch Miriam einschloss, und verspürte ein Brennen in der Kehle. Er räusperte sich, dennoch klang seine Stimme belegt, als er weitersprach.
    »Das hoffe ich auch. Bis später, Johnny.«
    »Bis dann, Ray.«
    Das Monitorbild verblasste und der grüne Leuchtbalken erlosch. Die Verbindung war getrennt.
      
    Der Kommandant blieb still vor dem Terminal sitzen und registrierte dankbar, dass sich Vera weiterhin im Hintergrund hielt. Vielleicht würde er die KI später zu Rate ziehen, aber zuerst musste er wieder einen klaren Kopf gewinnen.
    Das Gespräch mit Johnny hatte ihn aufgewühlt, doch er durfte nicht zulassen, dass die Vergangenheit erneut Macht über ihn gewann. Es war ohnehin schwer genug, der Flut von Bildern und Erinnerungen standzuhalten, die Johnnys Bericht ausgelöst hatte.
    Im Grunde hatte er nie an Miriams Geschichte gezweifelt, auch nach dem mysteriösen Verschwinden der Nemesis nicht. Der Krieg hatte ihr die Kindheit genommen und alle, die ihr nahe gewesen waren. Sie hatte das Inferno überlebt, aber das Leben danach gehörte nicht mehr ihr selbst. Ihre Entschlossenheit, den Feind zur Strecke zu bringen, war wie ein unsichtbarer Panzer, den auch er nicht hatte durchdringen können. Ob dieses Verhalten ihrem natürlichen Wesen entsprach oder ob es ihr suggeriert worden war, vermochte Farr nicht zu beurteilen. Die Verbindung zu Leandros war jedenfalls offenkundig, auch wenn der alte Mann versucht hatte, ihn diesbezüglich in die Irre zu führen.
    Zweifellos hatte der Reeder Miriam für seinen Rachefeldzug rekrutiert. Aber ein Mann seines Formats verließ sich niemals ausschließlich auf eine einzige Person, erst recht nicht bei einem Unternehmen dieser Bedeutung. Es war also durchaus möglich, dass andere die gleiche Fährte verfolgten, auf welchem Wege und mit welchen Mitteln auch immer …
    Die Leandros-Gruppe verfügte zweifellos über ausreichend Geld und exzellente Verbindungen, aber das erklärte immer noch nicht, wie sie in den Besitz der Waffe gekommen war, die Miriam bei sich gehabt hatte. Farr hatte nach seiner Rückkehr selbst Erkundigungen eingezogen und war von allen Befragten gleichermaßen abschlägig beschieden worden: Niemand innerhalb der Föderation war auch nur ansatzweise in der Lage, eine Waffe dieser Zerstörungskraft herzustellen.
    Wenn es jedoch keine Menschen gewesen waren, die die Bombe entwickelt und Miriam zugespielt hatten, wer dann? Vielleicht jener ominöse Dr. Procturro, der buchstäblich aus dem Nichts in den Führungszirkel der Leandros-Gruppe aufgestiegen war?
    Pater Markus würde diese Frage zweifellos bejahen, auch wenn die Ordensbrüder von ihrem Selbstverständnis her nicht an eine Personifizierung des Bösen glaubten. Welcher Abgesandte der Finsternis würde sich schon selbst als Corruptor, als »Verderber« bezeichnen? Wenn die Anagrammverbindung kein Zufall war, dann hatte Procturro den verräterischen Namen bewusst gewählt, um genau jenen Eindruck finsterster Machenschaften zu erzeugen, dem zumindest einige der braven Ordensmänner aufgesessen waren.
    Doch welchen Sinn hatte eine derartige Provokation, die inzwischen ja sogar zu einem Attentatsversuch geführt hatte, bei dem einer der Patres ums Leben gekommen war? Im Grunde gab es darauf nur eine Antwort: Dr. Procturro spielte die Rolle des Abgesandten finsterer Mächte, um seine wahren Absichten zu verbergen. Er spielte … War Procturro am Ende sogar selbst Teil des Spiels , von dem Balinas gesprochen hatte?
    Farr schüttelte den Kopf und zwang sich zur Ruhe. Er durfte sich nicht in Spekulationen verlieren … aber wo lag überhaupt die Grenze zwischen Verdacht und Hirngespinst?
    Allein kam er nicht weiter. Er brauchte jemanden, der ihm zuhörte, aber rational genug war, ihn auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, wenn er sich vergaloppierte. Pater Markus, dem er sich gelegentlich anvertraut hatte, schied aus persönlichen Gründen aus, ebenso Johnny,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher