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Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Titel: Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)
Autoren: Bernd Köstering
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das war sein Resümee. Wenn ich wolle, könne ich noch eine
Nacht zur Beobachtung hierbleiben, das sei aber aus medizinischer Sicht nicht
unbedingt notwendig.
    Gegen
Mitternacht verließen Richard und ich das Sachsenhäuser Krankenhaus. Ich hatte
eine Armschlinge und zwei Schmerztabletten bekommen. Richard fuhr schnell, aber
ohne Blaulicht, und telefonierte unterwegs mit einem Kollegen.
    Es war
bereits Montag, der 5. November 2007, als wir das Sendezentrum des Hessischen
Rundfunks passierten und eine Wende machten, um dann in die Spenerstraße
einzubiegen. »Da drüben ist die Winterbachstraße«, sagte Richard und zeigte
nach links in eine schmale Seitenstraße. »Wir halten Abstand.« Er fand eine
Parklücke vor einer großen Villa in der Spenerstraße, manövrierte sein Auto
hinein und schaltete das Licht aus. Ohne etwas zu sagen, verschränkte er die
Arme und wartete. Ich scharrte nervös mit den Füßen. Die Autotür hinter mir
wurde geöffnet, ein Mann stieg ein. »’n Abend, Richard.«
    »Hallo,
Wolfgang.«
    »Winterbachstraße
57, dort drüben, wo das Licht brennt.«
    Er
zeigte auf ein schmales Einfamilienhaus direkt an der Straßenkreuzung. Aus
einem Fenster im Erdgeschoss fiel gedämpftes Licht in den kleinen Vorgarten.
    »Es ist
jemand im Haus, seit heute Mittag, soweit wir erkennen konnten, eine Frau.
Sonst war niemand zu sehen.«
    »Identität?«
    »Unklar.
Das Haus gehört Frau Schlierbach, mit ziemlicher Sicherheit ist sie auch drin.
Wir haben vorsichtig zwei Nachbarinnen befragt. Die eine, Frau Napshäuser,
meinte, die Schlierbach sei im Haus. Sie kennt sie ganz gut und hat am späten
Vormittag noch mit ihr gesprochen, von Fenster zu Fenster.«
    »Verlässlich?«
    »Ja.
Verlässlich. Frau Napshäuser ist zwar schon 94 Jahre alt, aber geistig topfit.
Ich habe ihr ein paar Kontrollfragen gestellt, alles paletti.«
    »Gut
gemacht. Wer ist noch bei dir?«
    »Sophie.«
    Ich
fuhr herum. »Wer?«
    »Sophie
Kistner. Meine Kollegin.«
    »Ach
so, Entschuldigung …«
    Richard
legte mir die Hand auf die Schulter. »Schon gut!« Und zu seinem Kollegen
gewandt fügte er an: »Das Opfer hieß auch Sophie.«
    Wolfgang
nickte. »Wie gehen wir vor?«
    »Ich
werde klingeln, ihr beiden sichert das Gebäude von hinten. Zunächst müssen wir
Frau Schlierbach finden und sie vernehmen. Hauptziel: Den Aufenthaltsort von
Frau Pajak ermitteln. Zweites Ziel: Den Mörder von Frau Kessler ermitteln.
Hendrik du bleibst im Auto, bis du gerufen wirst. Wir brauchen dich bei der
Vernehmung von Frau Schlierbach. Sicherheitshalber ziehst du eine schusssichere
Weste an, liegt auf dem Rücksitz. Kennst du dich damit aus?«
    »Ja,
leider.«
    »Und
noch was: Ich trage die Verantwortung, also keine Extratouren, klar?«
    »Klar!«
    Die
beiden Polizisten stiegen aus. Kurz darauf stieß ihre Kollegin dazu, sie war
jung, schlank, relativ groß und trug kurze blonde Haare. Wie zufällig
schlenderten die drei auf das Haus zu. Ich konnte den Eingang nicht sehen, nur
die zur Spenerstraße zeigende Seitenfront. Ich wartete wie verlangt und rührte
mich nicht von der Stelle. Wenigstens konnte ich das Fenster ein wenig öffnen,
um etwas zu hören. Aber auch akustisch tat sich wenig. Es fiel mir nicht
leicht, die Augen offen zu halten, mein Kopf wurde immer schwerer. Jetzt musste
ich wach bleiben! Ich schlug mir ein paarmal selbst auf die Wange, das half.
Ein Pärchen näherte sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite, dort, wo Frau
Schlierbachs Haus lag. Sie hielten sich an den Händen und schienen guter Laune
zu sein. Ich dachte an Hanna. Wie ich sie doch vermisste. Schlagartig waren die
beiden von der Bildfläche verschwunden. Verdammt! Litt ich schon unter
Schlafentzugshalluzinationen? Da – ein Busch in Frau Schlierbachs Garten
bewegte sich. Hatten die Verliebten sich in die Büsche geschlagen? Wohl kaum
bei den Temperaturen. Jedenfalls waren sie behände über den Zaun gesprungen.
Meine Hand tastete fast automatisch nach dem Türgriff. Nein, Richard hatte mich
ausdrücklich dazu vergattert, im Auto zu warten. Aber ich musste ihn warnen.
Anrufen? Ich wühlte mein Handy aus der Hosentasche, um festzustellen, dass
wieder einmal der Akku leer war. Verärgert schüttelte ich den Kopf. Ich musste
eingreifen. Entschlossen öffnete ich die Beifahrertür, stieg schnell aus und
ließ die Tür leise ins Schloss gleiten. Erst danach fiel mir ein, dass
normalerweise beim Öffnen der Tür das Innenlicht eingeschaltet wird, was mich
hätte verraten
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