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Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Titel: Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)
Autoren: Bernd Köstering
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verhindern, dass noch etwas
passiert!«
    »Einverstanden.«
    »Ich
muss los, Hendrik«, sagte Richard Volk. »Du weißt, der Fall ist noch nicht abgeschlossen
…«
    »Ja,
ich weiß.«
    Jolanta
Pajak.
     
    Die Notärztin brachte mich ins
Krankenhaus Sachsenhausen und gab mir ein Schmerzmittel. Ich schlief einmal
rund um die Uhr, von Montag früh bis Dienstagmorgen acht Uhr. Ich träumte
nichts, weder von einem kleinen, hell erleuchteten Dorf noch von Dana
Hartmannsberger oder Reinhardt Liebrich. Einfach nichts. Und das tat gut.
     
    Als ich ausgeruht aufwachte,
saß Mutter an meinem Bett.
    »Gibt’s
hier Kaffee?«, fragte ich.
    »Ja,
hier gibt’s Kaffee!«, antwortete sie und umarmte mich.
    »Du
hast einen ganzen Tag lang geschlafen«, sagte sie. »Trink erst mal deinen
Kaffee und iss ein Brötchen, dann warten draußen drei Männer, die dir berichten
wollen, was gestern passiert ist.« Ich nickte. »Und ich soll dich von Hanna
grüßen, ich habe gestern Abend lange mit ihr gesprochen. Es geht ihr besser,
sie wollte sogar herkommen, aber ich habe sie überzeugt, den Tod von Sophie
erst mal aufzuarbeiten, sich Zeit zum Trauern zu gönnen. Ihr Inneres ist so
angegriffen, dass sie ihr Äußeres schonen sollte. Ich hoffe, das ist dir
recht.«
    Als
Zeichen meiner Zustimmung gab ich ihr einen Kuss auf die Wange. Dann duschte
ich und frühstückte. Anschließend war ich ein neuer Mensch. Und ich war
gespannt auf den Montag. Diesen Montag, den ich komplett verschlafen hatte.
    Siggi,
Benno, Richard und ich setzten uns ins Krankenhaus-Bistro. Sie begannen alle
drei fast gleichzeitig zu erzählen, unterbrachen sich oft, berichteten auch
Details, die eigentlich unwichtig waren, aber ich ließ ihnen freien Lauf. Wenn ich
das Ganze nachträglich zusammenfassen sollte, hörte sich das so an: Richard
durchsuchte mit seinen Kollegen das gesamte Haus in der Winterbachstraße, um
irgendeinen Hinweis auf den Verbleib von Jolanta Pajak zu finden. Sie war
inzwischen seit 13 Tagen verschwunden. Die Fahndung nach Joachim Waldmann lief
auf Hochtouren, brachte jedoch keinen Erfolg. Lediglich sein roter Opel Astra
war auf einem Parkplatz bei Wildeck-Hönebach an der A 4 gefunden worden, die
Sitze voll Blut, er war also doch getroffen worden. Somit gab es keinerlei
Informationen zum Aufenthaltsort von Jolanta Pajak.
    In dem
Haus fand die Spurensicherung ein ganzes Regal voll Videos und DVDs, alle
Karl-May-Filme aus den 60er-Jahren und nahezu alle Edgar-Wallace-Filme. Bücher
über Pierre Brice, Poster mit seinem Konterfei, Autogrammkarten und
Zeitungsausschnitte. Frau Napshäuser kannte den Hintergrund: Eigentlich sollte
Joachim nach dem Wunsch seiner Mutter Pierre heißen, weil sie Pierre Brice so
sehr verehrte. Aber ihr Mann wehrte das mit dem Argument ab, dass der Sohn mit
einem französischen Namen möglicherweise Sticheleien und Anfeindungen
ausgesetzt sein würde. Mit Joachim einigten sie sich dann auf den Namen, der
Frau Waldmann – außer Pierre – am nächsten lag: Joachim Fuchsberger war ihr zweiter
Favorit unter den Stars ihrer Jugendzeit. Zudem wurde Herbert, der Name des
Vaters, noch als Zweitname hinzugefügt. Seine Mutter hatte Joachim trotzdem
konsequent immer Pierre gerufen, so lange bis sogar der Vater den Wunschnamen
übernommen hatte. Und auch alle Spielkameraden aus der Winterbachstraße.
    Benno
half, sich in Joachim ›Pierre‹ Waldmann hineinzudenken. Er kannte ihn
inzwischen recht gut und hatte schon mehrmals den Eindruck gehabt, dass sein
verstorbener Vater eine große Rolle für ihn spielte. Auch im Haus fanden sich
derartige Hinweise: Bilder des Vaters mit Kommentaren des Sohns, Briefe von
Herbert Waldmann an Joachim, kleine Geschenke und Kinderzeichnungen. Daraufhin
veranlassten Richard und Siggi umfangreiche Ermittlungen zu Waldmanns Vater und
fanden heraus, dass dieser Jurist gewesen war und unbedingt wollte, dass
Joachim auch Jura studierte. Dieser hatte tatsächlich mit dem Studium
angefangen. Ein Schulfreund berichtete jedoch, dass Pierre ihm einmal im
Vertrauen mitgeteilt hatte, die Juristerei sei eigentlich gar nicht sein
Metier, sie erfülle ihn nicht, im Gegenteil, sie mache ihn unglücklich.
    Als ich
das hörte, musste ich unwillkürlich an Goethes Lebenslauf denken.
    Gegen
Mittag gelang es Siggi und Richard, einen befreundeten Rechtsanwalt
aufzutreiben, der beide gekannt hatte, den Vater und den Sohn. Seine Aussage
war sehr aufschlussreich. Waldmann senior hatte seinen Sohn wohl stark unter
Druck
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