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Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Titel: Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)
Autoren: Bernd Köstering
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auch
wenn das jetzt für dich hart klingen mag. Hier habe ich eine Aufgabe, egal, ob
wir uns getrennt hätten oder Sophie tot ist.«
    Mir
drehte es fast den Magen um. Ich hoffte, das Sauerkraut würde nicht wieder
hochkommen. »Hast du in der letzten Stunde mit Reinhardt Liebrich telefoniert?«
    »Natürlich
… ja, habe ich.«
    Genau
das hatte ich befürchtet.
    »Wir
haben keine Kinder, um die ich mich kümmern muss«, sagte Benno. »Meine Eltern
sind im Altersheim gut versorgt, Hanna und du, ihr braucht mich auch nicht,
also, warum soll ich meine Pläne deswegen aufgeben?«
    »Du
bist mein Freund, schon so lange, ich brauche dich.«
    »Danke,
aber ich bin ja nicht aus der Welt, du bist oft in Frankfurt, deine Mutter ist
hier, also muss unsere Freundschaft ja nicht darunter leiden. Sie leidet eher
darunter, dass du mir nachspionierst.«
    »Ich
würde das nicht nachspionieren nennen, ich will dir helfen.«
    »Ach
so!« Sein spöttischer Ton war unüberhörbar.
    »Ich
habe mit Liebrich gesprochen.«
    »Aha,
du willst mir also helfen, indem du immer wieder auf Reinhardt Liebrich
herumhackst?«
    »Nein,
indem ich die Wahrheit herausfinde. Liebrich hat zugegeben, Joachim Waldmann
angestiftet zu haben, Sophie und mich einzuschüchtern, damit wir dich nach
Frankfurt gehen lassen.«
    »Ach du
liebe Zeit, was für eine Räuberpistole hast du dir denn jetzt wieder ausgedacht
…«
    »Das
habe ich mir nicht ausgedacht, Waldmann hat mich eine ganze Nacht in einem
Keller eingesperrt.«
    Benno
schüttelte unwillig den Kopf. »Dann ist Waldmann vielleicht irgendwie
durchgedreht, keine Ahnung, aber was hat Liebrich damit zu tun?«
    »Er hat
ihn dazu überredet, er hat ihn quasi in der Hand, er übt Macht aus, das kann
er, es ist sein inneres Wesen.«
    Benno sah
mich verdutzt an. »Meine Güte, in welche Fantastereien hast du dich denn
hineingesteigert? Liebrich kann zwar manchmal etwas heftig auf einen einreden,
aber er übt doch keine Macht aus, was für ein Unsinn!«
    »Hat er
dich überredet, nach Frankfurt zu gehen, oder nicht?«
    »Er hat
mich nicht überredet, er hat es mir empfohlen, mit allem Für und Wider, und ich
bin dem gefolgt.«
    »Hat er
dir auch empfohlen, Sophie zu verlassen?«, bohrte ich nach.
    Benno
zögerte. »Nun, empfohlen wäre zu viel gesagt, er hat mich jedenfalls bestärkt,
mein Ding zu machen, unabhängig von ihr.«
    »Nach
dem Motto: Wir können zwar nicht ohne Weiber leben, aber uns hindern sie an gar
nichts!«
    Er sah
mich erstaunt an. »Woher kennst du diesen Satz?«
    »Stammt
aus dem ›Clavigo‹.«
    »Ach
so, na dann …«
    »Außerdem
hat er gesagt: Ich habe Herrn Kessler voll im Griff!«
    »Was
für ein Unsinn.«
    »Hat er
mal etwas über Sophie gesagt, dass sie schwach ist oder krank oder Ähnliches?«
    »Na ja,
er hat einmal gemeint, dass es doch ungewöhnlich sei, gleich in eine Depression
zu fallen, nur weil der Ehemann eine Karrierechance wahrnehmen will.«
    »Hat er
auch gefragt, ob das in Sophies Familie öfter vorkommt, Depression oder andere
psychische Erkrankungen?«
    Benno
zögerte. »Ich weiß nicht mehr, kann sein.«
    »Carlos
sagt genau das zu Clavigo, über Marie, verstehst du?«
    »Du
immer mit deinem ›Clavigo‹, ich denke, es reicht jetzt …«
    »Moment,
ich habe auch mit Joachim Waldmann gesprochen. Er hat in Bezug auf dich und
Sophie gesagt: ›Es ist schwer, jemanden zu verlassen. Besonders, wenn man es
eigentlich gar nicht selbst will …‹«
    »Na,
und wenn schon. Außerdem, was soll ich dir denn jetzt noch glauben?«
    »Ich
habe einen Beweis.«
    Benno
sah mich mit großen Augen an. »Was denn für einen Beweis?«
    »Hier
ist er.« Damit legte ich das Diktiergerät auf den Tisch. Benno nahm einen
tiefen Schluck aus seinem Glas und starrte wie gebannt auf das kleine schwarze
Gerät.
    »Da
staunst du, nicht wahr?«
    »Ja«,
sagte Benno langsam, »da staune ich allerdings. Du als Westler hast immer die
Stasimethoden angeprangert und jetzt nutzt du sie selbst.«
    Diese
Wendung unseres Gesprächs hatte ich in keiner Weise vorhergesehen. »Aber Benno,
hier ist der Beweis, dass Liebrich dich manipuliert!«
    Benno
erhob sich. »Das ist allerhöchstens der Beweis dafür, dass du Methoden benutzt,
die wir beide bisher strikt abgelehnt haben, miese Abhörmethoden, unterste
Schublade. Und jetzt habe ich genug von deinen Machenschaften. Unsere
Freundschaft ist beendet. Ich möchte dich nicht wiedersehen.« Er legte einen
Geldschein für Rudi auf den Tisch, nahm seine Jacke und
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