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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut
Autoren: Bernd Köstering
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etwas hinterlassen«,
sagte ich leise, »es wird dich immer an sie erinnern.« Ich legte ihr die Perlenkette
vorsichtig in beide Hände.
    Hanna sah mich an. Mit einem Blick,
der Urvertrauen ausstrahlte. Eine einzelne Träne rann ihre Wange hinab. Sie wischte
sie mit dem Handrücken ab. Dann ging sie in den Vorgarten, schnitt eine rote Rose
ab und sagte: »Hendrik, ich möchte bei dir bleiben. Für immer. Möchtest du mich
heiraten?«

Epilog
     
    Mittwoch, 24. Oktober 2007. Drei Jahre später.
     
    Am Mittwoch, den 24. Oktober 2007, standen Hanna und ich im Foyer des
Grünen Schlosses und warteten voller Vorfreude auf die Wiedereröffnung des frisch
renovierten Rokokosaals. Dr. Knoche kam auf uns zu. »Guten Morgen, Frau Wilmut!«,
sagte er, »guten Morgen, Hendrik!«
    Nach knapp drei Jahren hatten wir
uns daran gewöhnt, als Ehepaar angesprochen zu werden. Es war ein schönes Gefühl,
ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, auch ein wenig Stolz war dabei – und Freude.
Freude an einem Leben zu zweit.
    Auch mein Chef aus Frankfurt war
gekommen, dazu viele Kollegen und Ehrengäste aus ganz Deutschland sowie dem Rest
der Welt. Hanna und ich waren stolz, dabei sein zu dürfen.
    Natürlich war auch Benno als Stadtrat
für Kultur und Bildung eingeladen. Er und Sophie saßen bei der Festzeremonie direkt
neben uns. Benno hatte noch lange nach dem Kendo-Schlag im Krankenhaus gelegen,
seine Schulter war gebrochen und zwei Halswirbel gestaucht. Insgesamt hatte er jedoch
enormes Glück gehabt. Und Sophie hatte tatsächlich bei der letzten Wahl ihr Kreuz
gemacht – endlich nutzte sie ihre Wahlfreiheit.
    Mein linker Arm hatte noch eine
Weile Probleme gemacht. Bei dem Schlag gegen Grüners Kopf hatte sich die Bruchstelle
verschoben. Ich musste operiert werden und trug vier Wochen lang einen Gips. Aber
einen richtigen, aus echtem Gips, nicht aus Plaste.
    Frau Büchler war ruhig eingeschlafen,
Hanna und Karola hatten ihre Hände gehalten. Sie wurde auf dem Weimarer Hauptfriedhof
beerdigt, direkt neben ihrem Mann, unweit meines Großvaters.
    Karola war wieder nach Dresden zurückgegangen.
Sie hatte sich mit ihrem Vater versöhnt. Kurz danach verliebte sie sich in einen
acht Jahre jüngeren Mann, der bei den Grünen aktiv war. Das hätte sie nur gemacht,
um mich zu ärgern, ließ sie ausrichten.
    Dr. Gründlich hatte wegen illegalen
Handels mit Medikamenten seine Zulassung als Arzt verloren, und Gunter Grasmann
war wegen des Verrats von Dienstgeheimnissen zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt
worden. Die Thüringer Justizbehörde hatte ihn strafversetzt. Nach Bautzen.
    Albert Busche und ich hatten uns
angefreundet. Er war inzwischen im Ruhestand, besuchte mich aber regelmäßig im Studienzentrum
der Bibliothek und gab mir organisatorische Ratschläge. Besonders wenn es um die
Schenkungen des Grafen von Maltriz ging.
    Jasmin Birken konnte es lange nicht
verwinden, dass ihr ein Mensch nach dem Leben getrachtet hatte. Erst nach einem
Jahr schaffte sie es, Abstand zu gewinnen. Dass sie sich frisch verliebte, half
dabei natürlich ungemein – ausgerechnet in den Sohn von Frau Meineke. Aber Liebe
fragt nicht nach dem Warum, Liebe birgt eine eigene Art von Freiheit.
    Kriminalhauptkommissar Siegfried
Dorst hatte kurz nach der Auflösung der SOKO Tiefurt Geburtstag. Er verriet uns
nicht, wie alt er wurde, aber es gab ein Riesenfest, und seine Freundin Ella tanzte
auf dem Tisch. Göschke wollte ihn sogar befördern, aber nach reiflicher Überlegung
lehnte Siggi das Angebot ab. Die neue Stelle beim LKA beinhaltete zwar mehr Verantwortung,
hätte aber reine Büroarbeit bedeutet. »Ich bin der Herr meines Schicksals, bin
meiner Seele Kapitän«, zitierte er. Und Ella meinte, er brauche noch keinen
ruhigen Posten, sie halte ihn jung.
    Für Sabine hatte ich eine passende
Arbeitsstelle gefunden. Sie betreute geistig Behinderte in der geschützten Werkstatt
in Kromsdorf. Dort war alles barrierefrei, und man hatte ihr nebenan sogar eine
kleine Wohnung eingerichtet. Sie hatte ihre Freiheit bekommen. Dazu eine Lebensaufgabe.
Denn Freiheit allein ist nicht alles.
    Rico Grüner war für schuldfähig
erklärt worden. Der Richter hatte ihn wegen dreifachen Mordes und zweier Mordversuche
zu lebenslanger Haft verurteilt. ›Wer an die Freiheit des menschlichen Willens
glaubt, hat nie geliebt und nie gehasst‹, so schriebMarie von Ebner-Eschenbach.
Dieses Zitat brachte mich auf den Gedanken, dass Rico Grüner vielleicht schon lange
unfrei gewesen war,
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