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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut
Autoren: Bernd Köstering
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genau geschildert, wie Sie Balow damals körperlich angegriffen haben.«
    »Das haben Sie vielleicht falsch
verstanden«, stotterte Rico Grüner, »oder ich habe mich unklar ausgedrückt, ich
meine … das kann ja mal passieren, oder?«
    »Prinzipiell schon, aber Sie haben
uns separat mit Ihrer Unterschrift bestätigt, dass Sie nicht wütend waren, sondern
nur enttäuscht. Sie erinnern sich noch, wegen der Missverständnisse …!«
    Grüner antwortete nicht. Er saß
bleich auf seinem Stuhl.
     
    Ich nickte Lehnert zu. Mein Respekt für Siggis professionelle Arbeit
wuchs unaufhaltsam.
     
    »Meininger, nehmen Sie Herrn Grüner bitte die Handschellen wieder ab,
das ist sehr unbequem, oder?«
    Grüner nickte. Meininger öffnete
die Handschellen.
    Kaum hatte sich Rico Grüner ein
wenig die geröteten Handgelenke massiert, machte Siggi weiter. »Sie behaupten, Ihr
Verhältnis zu Hans Gegenroth sei harmonisch gewesen, was mein Kollege Meininger
in akribischer Kleinarbeit widerlegt hat. Er fand Klassenbucheinträge und schriftliche
Verwarnungen in den Akten des Gutenberg-Gymnasiums, die genau das Gegenteil bezeugen.
Sie haben ihn erwürgt.«
    »Quatsch. Ich kann gar kein Blut
sehen.«
    »Das glaube ich Ihnen.«
    »Na also …«
    »Erwürgen, vergiften, Genickbruch
– alles ohne Blut.«
    Grüner sah ihn erstaunt an.
    »Herr Grüner, wir wissen alles.«
    »ALLES!«, schrie Meininger.
    Grüners Blick ging nervös zwischen
den beiden Kommissaren hin und her.
    »An Gegenroths Hals waren Würgemale
wie von Eisenhänden«, sagte Siggi.
    »EISENHÄNDE!«, rief Meininger.
    »Was soll das?« Grüner versuchte
aufzustehen.
    »Bleiben Sie sitzen«, sagte Siggi
scharf, »oder KOK Meininger legt Ihnen sofort wieder Handschellen an! Eisenhände
sind gleichbedeutend mit Kettenhandschuhen.«
    »KETTENHANDSCHUHE!«, wiederholte
Meininger.
    »Ich habe doch gesagt, dass ich
in Nohra nie mit dem Messer gearbeitet habe …«
    »Interessanterweise stellen Sie
sofort eine Verbindung zwischen den Kettenhandschuhen und der Wurstfabrik in Nohra
her«, bemerkt Siggi.
    »Außerdem können Sie trotzdem die
Kettenhandschuhe entwendet haben«, ergänzte Meininger, »auch wenn Sie in einer anderen
Abteilung gearbeitet haben.«
    »Und …«, fuhr Siggi fort, »Sie behaupten,
nicht auf Claudia Holzgrewes Beerdigung gewesen zu sein. Wir haben inzwischen mit
Claudias Mutter gesprochen, Sie waren eindeutig dort in Frankfurt auf dem …«, er
blätterte in seinem Notizbuch, »Waldfriedhof in Oberrad!«
    »Sie haben uns belogen, Grüner«,
rief Meininger dazwischen, »und zwar mehrmals und systematisch!«
    »Nein!«
    »Und dann haben Sie einen Fehler
gemacht!«, warf Siggi ein.
    »Nein!«
    »FEHLER!«, rief Meininger.
    »Neiiin!«
    »Doch«, sagte Siggi, »Sie haben
den Besenstiel im Hinterhof des Kirms-Krackow-Hauses mit bloßen Händen angefasst.
Zuerst haben wir es gar nicht für möglich gehalten, dass dies die Waffe sein könnte.
Aber da wussten wir noch nichts von Ihren Kendo-Künsten. Jedenfalls haben wir eine
DNA-Probe. Und jetzt raten Sie mal, mit wessen DNA die übereinstimmt?«
    Rico Grüner riss die Augen auf.
Aber nur kurz. Sein Widerstand war erloschen.
     
    Ich sah Lehnert an. »Wieso …?«
    »Dorst hat nur gesagt, er solle
mal raten, mit wessen DNA die Probe übereinstimmt. Rechtlich einwandfrei.«
    Siggi – der Fuchs.
    Dann holte Kriminalhauptkommissar Dorst zum letzten und entscheidenden
Schlag aus.
    »Schauen Sie mal mein schönes, kleines
Notizbuch an!«
    Grüner versuchte wegzusehen.
    »Nun schauen Sie’s schon an!«
    Rico Grüner drehte den Kopf.
    »Und nun sehen Sie hier«, sagte
Siggi, hob einen Aktendeckel und holte die Plastiktüte mit dem verbrannten Notizbuch
heraus. Grüners Mund blieb offen stehen. Er legte den Kopf auf die Tischplatte und
begann, hemmungslos zu weinen.
     
    Für einen Moment tat er mir leid. Doch nur für einen sehr kurzen Moment.
So kurz, dass keine Uhr diese Zeit hätte messen können. Mehr Mitleid hatte ich nicht
übrig für einen dreifachen Mörder.
     
    Meininger ging hinaus, um Frau Sobeck zu holen. Siggi reichte Rico
Grüner ein Glas Wasser. »Und nun, Herr Grüner, erzählen Sie mir bitte alles der
Reihe nach, das erleichtert.«
    Damit begann Rico Grüner zu berichten,
alle Details, ohne etwas auszulassen. Sein Geständnis dauerte über eine Stunde,
und alles wurde von Frau Sobeck aufgezeichnet. Erstaunlicherweise waren wir während
der Ermittlungen den Tatsachen schon sehr nahe gekommen. Mit einer
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