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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut
Autoren: Bernd Köstering
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Speichelprobe von Grüner?«, fragte Siggi.
    »Nein, erst am Montag«, antwortete
der Kriminalrat.
    »Meine Güte, warum dauert das denn
so lange?«
    »Herr Dorst, bitte, es ist Freitagabend,
das Labor in Jena ist bereits geschlossen und eine Notbesetzung gibt es nur noch
jedes zweite Wochenende. Sparmaßnahmen, das wissen Sie doch.«
    Siggi verdrehte die Augen.
    Ich zeigte auf Rico Grüner, der
sich hinter der Scheibe inzwischen wieder auf seinem Stuhl rekelte. »Ich glaube
übrigens, dass ihn mit Jürgen Zöld eine starke Freundschaft verbindet. Rico Grüner
durfte sein Auto benutzen, und Zöld hat ihm die Bücher aus der Unibibliothek in
Jena besorgt. Außerdem war er das Verbindungsglied zu Gunter Grasmann.«
    »Und die beiden haben sich oft mit
einem Kasten Bier in Jürgen Zölds Wohnung getroffen«, ergänzte Lehnert, »steht jedenfalls
in Zölds Vernehmungsprotokoll.«
    »Das passt«, sagte ich, »Freundschaft
zwischen Männern. Ein starkes Motiv, eine Frage der Ehre. Taucht auch häufig in
der Literatur auf.«
    Siggi überlegte. »Gut, es geht weiter.
Hendrik, gib mir mal dein Handy.«
    »Was?«
    »Nun gib her, wirst schon sehen!«
    Ich zog mein altes Handy aus der
Hosentasche und kramte dabei auch die Perlenkette hervor.
    »Was ist das?«, wollte Siggi wissen.
    »Hannas Perlenkette, hat Rico Grüner
aus unserem Bad gestohlen und seiner Schwester geschenkt. Sie hat sie mir vorhin
zurückgegeben.«
    »Sehr gut, die brauche ich auch!«
    Ehe ich etwas sagen konnte, steckte
er beides ein und ging wieder in Richtung Vernehmungsraum. Vor der Tür unterhielt
er sich kurz mit Meininger und Frau Sobeck. Ich konnte nur Bruchstücke verstehen,
aber es schien sich um eine Art strategischer Absprache zu handeln.
     
    »Herr Grüner, möchten Sie noch einen Kaffee? Oder Wasser?«, fragte
Siggi in ruhigem Ton.
    »Nein, Ravioli.«
    »Die sind noch nicht heiß.«
    »Kein Problem, ich esse auch kalte
Ravioli.«
    »So viel Esskultur muss schon sein.
Haben Sie mal in einer Metzgerei gearbeitet?«
    »Nein, so ’n Quatsch!«
    »Oder in einem Schlachtbetrieb?«
    Rico Grüner blickte stur auf die
Tischplatte und schwieg.
    »Na, also, was ist?«, rief Meininger
dazwischen.
    »Ja, also in den Schulferien habe
ich ab und zu bei den Weimarer Wurstwaren gearbeitet.«
    »In Nohra?«
    »Ja.«
    »Was haben Sie dort gemacht?«, fragte
Siggi.
    »Nichts Besonderes, hauptsächlich
Kisten ein- und ausgeladen.«
    »Kein Fleisch bearbeitet, ausgebeint
oder geschnitten?«
    »Nein.«
    »Also keine Arbeit mit dem Messer?«
    »Nein, Mann, was soll das denn …?«
    »Kennen Sie eine Claudia Holzgrewe?«
    Jetzt wirkte Rico Grüner zum ersten
Mal wirklich irritiert. Mit dieser Frage hatte er anscheinend nicht gerechnet. »Das
geht Sie nichts an.«
    »Vielleicht. Möglicherweise aber
doch. Warum hat sie sich das Leben genommen?«
    »Das weiß ich doch nicht!« Die Venen
an Grüners Stirn traten deutlich hervor.
    »Waren Sie auf ihrer Beerdigung?«
    »Nee, weiß ja noch nicht mal, wo
die stattgefunden hat.«
    »Gut.« Siggi warf einen Blick in
Frau Sobecks Aufzeichnungen. Sie hatte gerade eine weitere Seite vollendet. Er schob
die Seite zu Grüner hinüber. »Stimmt das so? Keine Arbeit mit dem Messer und keine
Beerdigung?«
    »Natürlich stimmt das!«
    »Gut, dann lesen Sie das bitte noch
einmal durch und unterschreiben Sie«, sagte Siggi freundlich.
    Grüner tat, wie ihm geheißen.
    »Woher kennen Sie Hendrik Wilmut?«,
fuhr Siggi umgehend fort.
    »War mal ein Kunde von mir.«
    »Im Telekom-Shop?«
    »Ja.«
    »Was hat er gekauft?«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Glaube ich nicht.«
    »Mir scheißegal, was Sie glauben.«
    »Herr Grüner, Sie sollten etwas
freundlicher zu mir sein. Offensichtlich ist Ihnen der Ernst Ihrer Lage nicht bewusst.«
Siggis Stimme klang ruhig und sachlich. »Ich glaube, dass Sie ganz genau wissen,
was Sie Herrn Wilmut verkauft haben. Sie haben nämlich ein sehr gutes Gedächtnis.«
    »Ach, tatsächlich? Da wären Sie
aber der Erste, der das feststellt«, meinte Grüner ungerührt.
    Nun wurde Siggi etwas lauter: »Also,
was haben Sie ihm verkauft?«
    »Tut mir leid, vergessen.«
    »War es vielleicht dieses Handy
hier?« Damit knallte Meininger mein altes graues Handy auf den Tisch.
    »Woher …« Er schwieg. Seine Kiefer
mahlten nervös aufeinander. Er überlegte.
    »Und was ist hiermit?«, rief Siggi
und zog die Perlenkette aus der Hosentasche.
    Rico Grüner erhob sich und versuchte,
danach zu greifen. »Die gehört
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