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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut
Autoren: Bernd Köstering
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»Greift mich der Typ doch tatsächlich mit einem Spaten an – mit einem Spaten !« Das letzte Wort brüllte er fast.
    »Sie haben Herrn Kessler dabei schwer
verletzt!«, schrie Meininger zurück und knallte seinen Kamm so heftig auf den Tisch,
dass die weißen Partikel nur so umhersprangen.
    »Na und, selbst dran schuld.«
    »Und Sie hatten ganz zufällig Ihr
Kendo-Schwert bei sich?«, fragte Meininger scharf.
    »Ein echter Kämpfer hat das immer
bei sich.«
    »Ein echter Kämpfer, Mann, Sie haben
wohl zu viele Kung-Fu-Filme gesehen?«
    Grüners Blick versteinerte.
    »Moment, Meininger«, ging Siggi
dazwischen, »das ist ja schließlich Herrn Grüners Privatvergnügen, etwas anderes
würde mich viel mehr interessieren …«, er wandte sich Rico Grüner zu, »kennen Sie
Frau Birken, Jasmin Birken?«
    »Flüchtig, sie war in Sabines Klasse,
mehr nicht.«
    Siggi gab Frau Sobeck einen Wink,
dessen es gar nicht bedurft hätte, sie schrieb sowieso alles mit. »Gut, Jasmin Birken
kennen Sie also nur flüchtig.« Er sah auf.
    »Na, hab ich doch schon gesagt,
oder?«
    »Ja, haben Sie gesagt.«
     
    Ich war völlig konsterniert. »Der lügt doch wie gedruckt«, sagte ich
empört zu Lehnert, »was soll denn das?«
    »Nur ruhig, Herr Wilmut, abwarten.«
Er knöpfte sein Jackett zu. »Herr Dorst ist unser bester Vernehmungsspezialist.«
     
    Siggi blätterte in seinem kleinen, schwarzen Notizbuch und legte es
demonstrativ vor sich auf den Tisch. »Herr Grüner, besitzen Sie ein Auto?«
    »Nein.«
    »Wem gehört dann der Volvo, mit
dem Sie in die Tiefurter Allee kamen?«
    »Einem Freund.«
    »Wie heißt der Freund?«
    »Das muss ich nicht sagen.«
    »Nein, das müssen Sie nicht.« Mehr
antwortete Siggi nicht. Dann schwieg er. Lange.
    Grüner wand sich auf seinem Stuhl.
Doch er kippte nicht. »Ich hab Zeit«, sagte er.
    »Ich auch«, antwortete Siggi und
lächelte.
    »Gut, dann bringen Sie mir mal ’ne
Zeitung!«
    Meininger wollte etwas sagen, doch
Siggi stoppte ihn mit einem Handzeichen. »Gerne«, erwiderte er, »wenn Sie mit der
Zeitung fertig sind, dann würde ich sie auch gerne lesen!«
    Rico Grüner grinste. »Nicht schlecht.«
    »Glauben Sie ernsthaft, wir könnten
den Besitzer des Volvo nicht ermitteln? Das Ding hat ja schließlich ein Kennzeichen.«
     
    Lehnert beugte sich zu mir herüber: »Er will ihn dazu bringen, von
selbst den Namen auszusprechen, das löst die Zunge für weitere Aussagen.«
    Ich nickte ihm anerkennend zu.
     
    Grüner hob die Hände. »Also gut, er gehört Jürgen Zöld, das wissen
Sie dann ja wohl schon.«
    »Na also, geht doch. Haben Sie irgendwelche
Bekannte im Untersuchungsgefängnis?«
    »Nein, niemanden.«
    Siggi entfernte wieder das Spanngummi
und blätterte in seinem Notizbuch. »Kennen Sie einen Gunter Grasmann?«
    »Wer soll das denn sein?«
    »Herr Grüner, würden Sie bitte meine
Fragen nicht andauernd mit einer Gegenfrage beantworten?«
    »Meine Güte, ja. Nein.«
    »Was heißt das, Ja oder Nein?«
    »Nein, ich kenne keinen Gunter Grasmann.«
    Der Name kam schnell und ohne Zögern
über seine Lippen.
    »Gut«, sagte Siggi.
    Rico Grüner lächelte spöttisch.
Dieses Lächeln kannte ich. Von seinem Angriff auf der Motorhaube.
     
    »Weiß der Kerl schon irgendwas von unserer Wohnungsdurchsuchung?«,
fragte ich.
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete
Lehnert.
    Die Staatsanwältin kam zu uns, klein,
korpulent, dunkles, kurzes Haar. »Läuft alles?«, fragte sie.
    »Ja«, meinte Lehnert, »Dorst macht
das schon.«
    »Dorst? Na, dann ist ja alles im
grünen Bereich.« Sie drehte sich um und verschwand. ›Im grünen Bereich‹ hatte für
mich inzwischen eine andere Bedeutung bekommen.
     
    Siggi fuhr fort. »Herr Grüner, wo waren Sie am Abend des 18. August
2004?«
    »Was soll denn da passiert sein?«
    Meininger stand ruckartig auf, sein
Stuhl kippte nach hinten um. »Herr Grüner, wir stellen hier die Fragen, nicht
Sie, also antworten Sie! Wo waren Sie am Abend des 18. August 2004?«
    Rico Grüner schien beeindruckt.
»Ich war …, also das war, glaube ich, ein Samstag …«
    »Ein Freitag!«, rief Meininger,
er stand immer noch aufrecht vor dem Tisch, Rico Grüner genau gegenüber.
     
    Lehnert sagte: »Meininger geht die harte Tour, Dorst ist der Verständige,
sie traktieren ihn immer abwechselnd.«
    »Wird das auch alles mitgeschrieben?«,
fragte ich.
    »Natürlich, es wird sogar vermerkt,
dass ich hier draußen als Supervisor mithöre. Ich unterschreibe auch das Protokoll.
Das ist
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