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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt
Autoren: Beth Revis
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ich keine Ahnung, was es ist. Die Decke des Großen Raums hat eine Kuppelform und die Metallabdeckung hat sich etwa in Brusthöhe entlang der Wand aufgefaltet. Das Fenster – das Ding , das ich für ein Fenster gehalten habe – besteht in Wirklichkeit aus den beiden Hälften eines riesigen Schirms aus Metall und Glas, übersät mit funkelnden Lichtern, und bewegt werden sie durch hydraulische Arme, deren Knarren nicht zu überhören ist. Die beiden Hälften liegen etwa auf Schulterhöhe an den Seiten der Kuppel und dahinter taucht die wahre Decke des Regentendecks auf. Noch mehr Metall. Noch mehr glattes, leeres, sternenfreies Metall.
    Die Sterne, meine wunderschönen funkelnden Sterne, sind gar keine. Es ist nur Glas, voll mit Lampen, die funkeln wie Sterne. Falsche Sterne auf einem Schirm zwischen zwei Metallplatten.
    Wieso?
    Ich strecke die Hand aus, um den Teil des Universums zu berühren, der mir am nächsten ist. Die kleinen Lampen sind nicht heiß, aber doch warm genug, dass ich hastig meine Finger zurückziehe. Die fädrigen Überreste eines Spinnennetzes erstrecken sich von einer Sternenlampe zu einer kleinen Plakette aus Metall, die am unteren Rand des Fensters angebracht ist.
    STERNEN-NAVIGATIONSKARTE
    PATENT-NR. 7329035
    FRX-2036
    Eine Navigationskarte? Hier? Ich betrachte den Teil direkt vor mir, und tatsächlich, am unteren Rand, noch unterhalb der Plakette, entdecke ich ein blinkendes Licht neben zwei dicht beieinanderliegenden Sternenlampen; es folgt einer Spur und scheint das Ende seiner Reise fast erreicht zu haben.
    Mein Schiff. Fast an seinem neuen Planeten, seinem Ziel angekommen.
    »Junior? Junior? Was ist passiert?«, brüllt der Älteste von der Luke, die das Regentendeck mit dem Technikdeck verbindet. Ich kann ihn mir ganz genau vorstellen: sein wütendes Gesicht, die blitzenden Augen und das lange weiße Haar, das ihm bis zu den Schultern reicht, während er gegen die dicke Metalltür hämmert.
    Ich konzentriere mich wieder auf die Teile des vermeintlichen Fensters. Die Sterne sind unecht. Ich konnte sie einen Moment lang bewundern, aber sie waren unecht.
    Biep, biep-biep macht es in meinem linken Ohr. Meine drahtlose Kommunikationseinheit piept, um mir mitzuteilen, dass jemand Verbindung mit mir aufnehmen will. Jedem von uns wird gleich nach der Geburt eine Dra-Kom hinter dem linken Ohr implantiert – damit kommunizieren wir miteinander, aber auch mit dem Schiff.
    »Kom-Verbindung: Ältester«, sagt der Computer über die Dra-Kom direkt in mein linkes Ohr.
    »Ignorieren«, befehle ich und drücke den Schalter unter meiner Haut.
    Die Sterne sind unecht. Ist noch mehr unecht?
    Biep, biep-biep. »Ältester übernimmt«, informiert mich meine Dra-Kom mit ihrer freundlichen Computerstimme. »Kom-Verbindung: Ältester.«
    »Junior!« Die Stimme des Ältesten brummt tief in meinem Ohr. »Was ist passiert? Wieso hast du das Regentendeck abgeriegelt?«
    »Die Sterne sind unecht«, sage ich tonlos.
    »Was? Was ist los? Stimmt etwas nicht?«
    Nichts stimmt hier. »Nein, alles in Ordnung«, sage ich.
    »Ich werde die Schotten wieder entriegeln.« Der Älteste trennt die Verbindung. Einen Moment später rumpelt der Fußboden und die Luke öffnet sich. Der Älteste steigt hinaus aufs Regentendeck und knallt die Luke hinter sich zu.
    »Was war los?«, fragt er streng.
    Ich werfe einen Blick auf den biometrischen Scanner an der Tür. »Ich habe mir den Zugang gescannt und das hier –« Ich verstumme und zeige auf die beiden Hälften des immer noch heruntergefahrenen »Fensters«.
    »Was spielst du damit herum?«, brüllt der Älteste mich an. Er stürmt durch den Raum und vergisst in seiner Wut, auf sein Bein zu achten. Er hat es sich verletzt, bevor ich geboren wurde, und es ist nie richtig verheilt, aber mit dem Alter ist das Hinken schlimmer geworden. Seine Füße machen auf dem Metallboden ein ungleichmäßiges Geräusch: Stampf , klack, stampf, klack, stampf . Er wird nachher Schmerzen haben und mir natürlich auch dafür die Schuld geben.
    Der Älteste erreicht den biometrischen Scanner und rollt seinen Daumen darüber. Das Glas hebt sich zuerst und zieht die Sterne an der Decke hoch. Der hydraulische Arm scheint fast erleichtert zu sein. Dann fährt die Metalldecke knirschend aus und verbirgt das falsche Sternenlicht.
    »Bist du verrückt? Deswegen hast du das gesamte Deck abgeschottet?« Der Älteste ist so wütend, dass ich beinahe den Kopf einziehe. Aber nur beinahe.
    »Ich dachte, die
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