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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt
Autoren: Beth Revis
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Bewusstsein. Das Gehirn ist eingefroren; es kann nicht wach sein.
    Ich hatte schon von Komapatienten gelesen, die für eine Operation narkotisiert worden waren und trotzdem alles gespürt haben.
    Ich hoffe nur – ich bete  –, dass mir so was nicht passiert. Ich kann nicht dreihundertundein Jahr wach sein. Das überlebe ich nicht.
    Vielleicht träume ich schon. Ich habe mein ganzes Leben in einem halbstündigen Nickerchen geträumt. Vielleicht bin ich noch in dem Stadium zwischen dem Eingefroren- und dem Wachsein und das alles ist nur ein Traum. Vielleicht haben wir die Erde noch gar nicht verlassen. Vielleicht sitze ich noch in dem Jahr fest, bevor das Raumschiff startet, und träume einen Traum, aus dem ich nicht aufwachen kann.
    Vielleicht habe ich noch dreihundertundein Jahre vor mir.
    Vielleicht schlafe ich noch gar nicht. Jedenfalls nicht richtig.
    Vielleicht, vielleicht, vielleicht.
    Ich weiß nur eines mit Sicherheit.
    Ich will mein Jahr wiederhaben.

2
    Junior
    Die Tür ist abgeschlossen.
    »Also das«, sage ich zum leeren Raum, »ist interessant.«
    Auf der Godspeed schließt niemand eine Tür ab. Das ist nicht nötig. Die Godspeed ist nicht klein – als sie vor zweieinhalb Jahrhunderten zu ihrer Reise aufbrach, war sie das größte jemals gebaute Raumschiff –, aber sie ist auch nicht so riesig, dass wir nicht alle die Enge der Metallwände spüren, die uns umgeben. Die Privatsphäre ist unser wertvollster Besitz und niemand – wirklich niemand  – würde jemals die Privatsphäre eines anderen verletzen.
    Und das macht die verschlossene Tür so mysteriös. Wieso sollte man eine Tür abschließen, durch die ohnehin nie einer gehen würde?
    Eigentlich sollte ich nicht überrascht sein. Eine verschlossene Tür ist typisch für den Ältesten.
    Unwillkürlich presse ich die Lippen aufeinander. Was das Schlimmste ist? Ich weiß, dass diese Tür wegen mir verschlossen ist. Dies ist das Regentendeck, und der Älteste und ich, der aktuelle und der zukünftige Herrscher über das Schiff, sind die Einzigen, die hier Zutritt haben.
    »Aufmachen!«, schreie ich und schlage gegen die Tür.
    Weil ich weiß – genau weiß –, dass meine Chance hinter dieser Tür liegt. Als der Älteste ins Technikdeck gerufen wurde, um die Maschine zu inspizieren, ist er zuerst in seine Kammer geeilt, hat eine kleine Box geholt, ist damit den ganzen Weg zur Luke gelaufen, ist dann umgekehrt und hat die Box wieder zurückgebracht. Und die Tür verschlossen. Was immer in dieser Box ist, muss wichtig sein und etwas mit dem Schiff zu tun haben. Es muss also etwas sein, über das ich als zukünftiger Regent des Schiffs Bescheid wissen sollte.
    Das ist wieder etwas, das der Älteste vor mir geheim hält. Ich wünschte, er würde endlich anfangen, mir etwas beizubringen, statt mir noch mehr unnützen Unterricht und langweilige Berichte aufzudrücken.
    Wenn ich diese Box hätte, könnte ich ihm beweisen , dass ich … was? Ich weiß ja nicht mal, was drin ist. Aber was immer es ist, ich weiß, dass es ihn veranlasst hat, viel mehr Zeit als sonst auf dem Technikdeck zu verbringen. Da muss es ein ernstes Problem geben, eins, das den Ältesten stärker beunruhigt, als ich es je bei ihm gesehen habe.
    Und wenn er mir nur eine einzige Chance geben würde, könnte ich vielleicht helfen.
    Ich trete gegen die Tür und lasse mich dagegen fallen. Vor drei Jahren, als ich mit meiner Ausbildung begann, war es mir vollkommen egal, ob der Älteste mich so unterrichtet, wie er sollte. Ich war nur froh, endlich vom Versorgerdeck wegzukommen. Ich heiße Junior und bin tatsächlich der jüngste Mensch auf dem Schiff, und da ich in den Zwischenjahren geboren wurde, war schon immer klar, dass ich der Älteste der Generation sein werde, die nach mir geboren wird. Bei den Bauern, die außer ihrer Arbeit nichts interessiert, habe ich mich nie wohlgefühlt. Beim Ältesten einzuziehen, fühlte sich an wie eine Erlösung.
    Aber jetzt bin ich sechzehn und das ewige Lernen hängt mir zum Hals raus. Es wird Zeit, dass ich endlich ein richtiger Anführer werde, ob es dem Ältesten passt oder nicht.
    Und jetzt muss ich mich einer verschlossenen Tür geschlagen geben. Kein Wunder, dass der Älteste keinen Sinn darin sieht, mir etwas beizubringen.
    Ich hämmere meinen Kopf gegen die Wand und treffe eine etwas erhabene quadratische Metallplatte. Den biometrischen Scanner. Ich hatte immer angenommen, dass mit ihm das Licht im Großen Raum geregelt wird. Die
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