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G'meinsam durch den Monsun in die Nacht

G'meinsam durch den Monsun in die Nacht

Titel: G'meinsam durch den Monsun in die Nacht
Autoren: Georg Boettcher
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dreizehn Jahren erzählt. Es war auch bisher nie
wirklich wichtig für uns gewesen. Selbst später, als er mich das erste Mal mit
einem anderen Jungen knutschen sah, machte er keine dummen Sprüche. Wir waren
halt immer gute Freunde, die sich alles erzählten und immer ehrlich und fair
miteinander umgingen. Bis ... ja bis eben zu jenem Tag im Juni 2004.
    Es schien eigentlich
alles so wie immer, wir rannten gemeinsam durch den Wald ... alberten rum ...
doch dann passierte etwas das mir beinah den Boden unter den Beinen wegzog.
Miro kam langsam auf mich zu ... nahm mich in den Arm ... schaute mir tief in die
Augen ... dann sagte er es:
    „Marco ich liebe dich,
ich möchte für immer mit dir zusammen sein.“
    Obwohl es der schönste
Satz ist, den einem ein anderer Mensch sagen kann ... nein, ich konnte dieses
Gefühl nicht erwidern.
    Verdammt, mir wäre
lieber gewesen Miro hätte diesen Satz niemals gesagt. Sicher er sah gut aus ...
hatte auch einen tollen Body, jeder andere hätte bestimmt sofort Schmetterlinge
im Bauch gehabt. Aber es tut mir leid, er war nun einmal nicht mein Typ.
    Ja sicher, ich mochte
ihn ... aber halt nur als guten Kumpel. Mehr konnte ich mir, mit ihm, einfach
nicht vorstellen. Genau dass versuchte ich ihm klar zu machen.
    „Miro, ich weiß, dass
es dir jetzt nicht leicht gefallen ist, mir dies zu sagen. Ich habe dich auch
wirklich sehr gern, mehr noch als jeden anderen. Aber eben nur als guten Freund.“
    Miro schaute mich
ungläubig an ... dann ließ er mich los ... rannte ein paar Meter und sackte
heulend in sich zusammen. In diesem Augenblick fühlte ich mich so unglaublich
mies. Mein bester Freund nimmt all seinen Mut zusammen, gesteht mir seine Liebe
und ich stoße ihm dermaßen vor den Kopf. Um ihn zu trösten, rannte ich hinter
ihm her. Als ich vor ihm stand, wollte ich ihm aufhelfen und ihn in den Arm
nehmen. Doch er wich weiter zurück. Verzweifelt blickte er mich an. Wieder
versuchte, ich ihn zu berühren. In diesem Moment sprang er auf ... seine
Halsschlagadern schwollen sichtbar an ... seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
    „FASS MICH NICHT AN,
FASS MICH NIE WIEDER AN! DU ... DU ... SCHWUCHTEL!“
    Dann rannte er zu
seinem Fahrrad ... schwang sich auf den Sattel und raste so schnell er konnte
davon. Es war das letzte Mal, dass wir unsere Zeit gemeinsam verbrachten. Er
wechselte die Schule ... ging freiwillig auf ein Internat. Irgendwann fand ich
einen anonymen Brief im Postkasten.
    „WENN ICH DICH NICHT
HABEN KANN, SOLL DICH AUCH KEIN ANDERER BEKOMMEN.“
    Lange Zeit hatte ich
das alles vergessen. Bis ... ja bis zum 02. September 05 in Haiderbach. Als er
mir da zum ersten Mal wieder gegenüberstand, habe ich ihn nicht wiedererkannt.
Zu sehr hatte er sich, nicht nur optisch, verändert.
    „Herr Stampone?“
    „Wie ... äh ja bitte?“
    „Geben's mir bitte eben
ihren Ausweis, damit ich ihre Personalien aufnehmen kann?“
    Wortlos griff ich in
die Brusttasche meiner Skijacke ... zog den Ausweis raus und übergab ihn dem
Beamten. Dieser schaute hinein und fing an meine Daten in den Computer
einzugeben.
    „Oh I seh grad, Sie ham
ja heute Geburtstag. Achtzehn sind's g'worden? Darf i Ihnen trotz der unschönen
Situation meine Glückwünsche aussprech‘n? Na dann woll‘n wir doch mal schaun,
dass Sie so schnell wie möglich hier wieder rauskommen.“
    In diesem Moment öffnete sich die Tür
hinter uns erneut ... sichtlich erregt, betrat mein Chef Branco Tasic den Raum.
    „Wo ist mein missratener Sohn?“
    „Nebenan Herr Tasic, er wird gerade
noch von einem Kollegen vernommen.“
    Dann schaute er zu Marco und mir
herüber.
    „Sören ... Marco, seid ihr beiden
in Ordnung? Es tut mir so leid, was heute passiert ist.“
    „Schon ok Branco, dich trifft ja
keine Schuld. Ja, Marco und mir geht es soweit gut. Wir sind mit dem Schrecken
davon gekommen.“
    „Trotzdem Sören, keine Widerworte
ich gebe Dir für die nächsten Tage bezahlten Urlaub. Kann ich sonst noch irgendwas
für euch beiden tun?“
    Diese Frage hätte er gar nicht
stellen brauchen, denn er beantwortete sie selber.
    „Ihr beiden wollt doch am 8.
Dezember zu diesem Konzert nach Köln. Obwohl ich immer noch nicht verstehe, was
ihr beiden an Tokio Hotel so toll findet. Werden die beiden hier noch
benötigt?“
    „Nein Herr Tasic.“
    „Gut, also Sören draußen steht ein
Taxi bereit, damit fahrt ihr zu dir nach Hause ... packt ein paar Sachen
zusammen und lasst euch hernach zu deinem Onkel chauffieren. Morgen früh
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