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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller
Autoren: Michael Lister
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jemand, der im Fernsehen einen spielt.
    »Detective Steve Phillips, und das ist Agent Samantha Michaels«, sagt Gibson.
    »Ah, hallo, Samantha«, sagt Steve und flirtet sie an, obwohl sie zweifellos nicht sein Typ ist. »Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit.«
    Sie geben sich die Hand. Seine Hände sind klein, aber kräftig, die Finger kurz. Sie lächelt. Weil er glaubt, dass er gemeint ist, lächelt er zurück. Seine Handfläche ist verschwitzt, und nach dem Händeschütteln fragt sie sich, wie viel Testosteron und Steroide wohl in dem warmen, feuchten Rückstand auf ihrer Hand enthalten sind.
    »Steve wird mit Ihnen an dem Fall arbeiten«, sagt Gibson. »Was immer Sie brauchen, er ist Ihr Mann.«
    Sam nickt und betrachtet Steve.
    »Eine Tasse Kaffee wäre schön«, sagt sie.
    Für einen Moment herrscht betretenes Schweigen, dann lachen beide Männer los.
    »Die ist ja lustig«, sagt Steve. »Sie gefällt mir. Das wird ein Spaß.«
    »Wir können nicht viel sagen, bevor die Obduktion durchgeführt ist«, sagt Michelle Barnes. »Und vielleicht nicht mal danach. Feuer zerstört Beweise. Und unser Mann hat jede Menge Feuer eingesetzt.«
    Michelle Barnes leitet das kriminaltechnische Labor des FDLE in Tallahassee. Jetzt steht sie in ihrem weißen Schutzanzug im Depot. Sam, Steve und Preacher Gibson hören aufmerksam zu, während sie erklärt, was ihren vorsichtigen und äußerst fundierten Vermutungen nach dort geschehen ist. Sie ist blass, hat dunkle Augen und lockiges schwarzes Haar, das um ihr Gesicht herum unter der Haube hervorquillt. Sie ist nicht unbedingt dünn, doch der Anzug lässt sie dicker wirken, als sie ist.
    »Was meinen Sie mit jede Menge Feuer?«, fragt Gibson.
    »Es ist nicht so einfach, eine Leiche zu verbrennen«, sagt sie. »In einem Krematorium herrschen für mehrere Stunden Temperaturen zwischen fünfzehn- und achtzehnhundert Grad, und dann sind immer noch Knochenstücke und Zähne übrig. Für so was hier braucht man jede Menge Brandbeschleuniger und jede Menge Geduld. Unser Mann liebt Feuer, und er nimmt sich Zeit dafür. Er muss die Leiche mit Brandbeschleuniger übergießen, sie anstecken, brennen lassen und immer wieder Brandbeschleuniger dazugeben, damit das Feuer so heiß wie möglich und so lange wie möglich brennt.«
    Sam denkt darüber nach. Deswegen hast du dir diesen Ort ausgesucht, stimmt’s? Hier hast du nämlich die Zeit, die du brauchst. Aber gibt es noch andere Gründe?
    »Auf der Grundlage dessen, was ich hier und auf dem Hochstand sehen kann«, fährt Barnes fort, »würde ich sagen, der Mörder nimmt seinem Opfer Schuhe, Gürtel und Schmuck ab, übergießt alles mit Brandbeschleuniger, zündet es an, übergießt es noch mal mit Brandbeschleuniger, damit es ordentlich brennt, geht dann raus, klettert auf den Baum, sieht durch das Loch im Dach zu und läuft dann noch mehrmals zwischen Depot und Hochstand hin und her, um immer wieder Brandbeschleuniger nachzugießen; und einmal hat er dabei einen Teil des Opfers abgetrennt und mit auf den Hochstand genommen.«
    Steve schüttelt den Kopf.
    »So ein krankes Arschloch.«
    »Kommen Sie gerade erst zu diesem Schluss?«, fragt Barnes.
    »Er ist noch nicht lange dabei«, sagt Gibson lächelnd. »Und er ist ein bisschen langsam.«
    »Warum hat er sein Opfer nicht ganz ausgezogen?«, fragt Sam. »Warum hat er ihm nur bestimmte Sachen weggenommen?«
    Sie geht vorsichtig um die gelben Spurentafeln herum in die Ecke und sieht sich dort Uhr, Ring, Gürtel und Schuhe des Opfers an.
    Die anderen folgen ihr.
    »Sieht aus, als hätte er alles einfach dort hingeworfen«, sagt Barnes. »Vielleicht ist das von Bedeutung für ihn, vielleicht war es auch bloß Gewohnheit, oder er bereitet so das Feuer vor. Keine Ahnung.«
    Sam überlegt, weil sie an dem Wort
Gewohnheit
hängengeblieben ist.
    »Wenn die Sachen eine Bedeutung für ihn hätten, zum Beispiel als krankes Souvenir, das ihn an seinen verdammten Spaß erinnert, hätte er sie dann nicht mitgenommen?«, fragt Steve.
    Michelle zuckt mit den Schultern.
    »Ich sichere nur den Tatort und untersuche die Spuren. Was diese verkorksten Arschlöcher denken, müsst ihr euch überlegen.«
    »Die Sachen haben sicher etwas zu bedeuten – jedenfalls für ihn«, sagt Sam. »Er will, dass wir sie sehen. Wir wissen bloß nicht, was wir da sehen sollen. Und es kann sein, dass er das alles hiergelassen und trotzdem ein Souvenir mitgenommen hat, um die Tötung noch einmal zu durchleben und davon zu
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