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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller
Autoren: Michael Lister
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Stadien der Verwesung. Sie sind nicht verbrannt, sondern faulen vor sich hin, während Maden an den ausgezehrten Körpern fressen.
    Er hatte keinen Viehwaggon, denkt Daniel, also improvisiert er.
    Sam kommt herbeigerannt.
    »Was ist das?«
    »Er ahmt nach, was während des Holocaust passiert ist, als viele Juden auf dem Weg zu den Öfen in Viehwaggons gestorben sind.«
    Auf der anderen Seite des Hofs pfeift Travis wie ein Vogel, und sie drehen sich zu ihm um.
    Er zeigt auf das Fabrikgebäude und gibt ihnen Zeichen, dass sie es am anderen Ende betreten sollen.
    Sie gehen um den Güterwagen herum auf das kleinere der beiden Gebäude zu und beeilen sich, als sie hinter den kleinen Fenstern unter dem Dach einen schwachen Feuerschein flackern sehen.
    In schussbereiter Hockstellung und mit der nassen Waffe im Anschlag tritt Sam als Erste in das Gebäude. Daniel folgt dicht hinter ihr und sieht sich immer wieder über die Schulter um.
    Der Raum, den sie betreten haben, liegt in einer Ecke des Fabrikgebäudes. Es ist dunkel, doch als Sam eine Stiftlampe anknipst und schwenkt, damit der schwache, immer wieder unterbrochene Lichtstrahl einzelne Stellen im Raum und die Dinge darin beleuchtet, kann Daniel Werkzeug und Material für den Bau des Kupfernen Altars erkennen.
    »Seine Werkstatt«, sagt Sam.
    Daniel nickt.
    »Alles okay?«
    »Ja. Komm. Wir sind nah dran.«
    Sie durchqueren den Raum und betreten die riesige, offene, dreistöckige Fabrikhalle dahinter.
    Da ist es.
    Im schwachen, warmen Schein von Fackeln, die über die ganze Halle verteilt sind, wirkt das kunstvolle Bauwerk aus Holz und Stoff wie eine Illusion.
    »Was ist das?«, flüstert sie.
    »Das Erscheinungszelt. Er hat das gesamte Erscheinungszelt des Moses nachgebaut.«
    Daniel läuft auf das große, zusammengestückelte Zelt zu, gefolgt von Sam, die den Raum nach Joel absucht.
    »Wir müssen zum Opferaltar«, sagt er.
    Als sie sich dem Erscheinungszelt nähern, riechen sie die Dämpfe des Brandbeschleunigers. Alles ist nass, der Fabrikboden glitschig.
    »Er muss nur ein Streichholz fallen lassen«, sagt Sam, »dann fliegt das hier alles sofort in die Luft.«
    Daniel nickt und versucht, nicht darüber nachzudenken. Die Angst ist wieder da, in seinem Kopf lodert Feuer, das Heim seiner Kindheit steht in Flammen, es riecht nach brennendem Fleisch. Ihm dreht sich der Magen um, als er an seine Mutter denkt, an ihre guten, warmen Augen und den typischen Duft von Dove-Seife. Er schluckt die Galle herunter, die in seiner Kehle aufsteigt.
    »Holen wir Ben, und dann nichts wie raus hier«, sagt er, doch seine Stimme ist klein und zittrig. »Warten wir auf Verstärkung.«
    Sie betreten den Innenhof des Erscheinungszelts, wo die Dämpfe stark, geradezu betäubend sind. Daniel erkennt auf den ersten Blick, dass das Erscheinungszelt und dessen gesamte Einrichtung genau nach den Angaben aus der Hebräischen Bibel gefertigt sind.
    Ben liegt gefesselt, geknebelt und reglos auf dem Altar, Haare und Kleider sind mit demselben Brandbeschleuniger getränkt, der den Fabrikboden überzieht.
    Ein Haufen Asche und verkohlte Überreste auf dem Boden neben dem Altar bestätigen, dass Ben nicht als erstes Opfer dort liegt.
    Es brennt kein Feuer in oder auf dem Altar, doch der goldene Leuchter aus dem Heiligtum steht nun in der Mitte des Kupferbeckens, das statt Wasser eine Benzinpfütze enthält. Eine Kerze aus dem Leuchter wurde am Rand des Beckens platziert, und seine Flamme wird bald einen Brand entfachen, der sie alle verzehrt.
    »Hol die Kerze«, sagt er. »Ich hole Ben.«
    Daniel zerrt an Bens Fesseln, doch er ist mit Handschellen an eine auf dem Altar festgeschweißte Ringschraube gekettet, die sich nicht bewegen lässt.
    »Das hier ist eine Falle«, sagt Sam. »So gebaut, dass man den Kerzenleuchter umwirft, wenn man näher kommt. Es dauert zu lange, das auseinanderzunehmen. Wir müssen Ben irgendwie holen, Travis warnen, und dann raus hier.«
    »Er ist an den Altar gekettet«, sagt er. »Ich kriege ihn nicht los.«
    Sam wirft noch einen Blick auf die Kerze.
    »Keine Zeit, Geräte aus der Werkstatt zu holen«, sagt sie.
    »Was machen wir?«
    » TRAVIS «, schreit sie.
    » JA ?«, antwortet der, offenbar von der anderen Seite des Fabrikgebäudes.
    » RAUS HIER «, schreit sie. » DAS FLIEGT GLEICH ALLES IN DIE LUFT .«
    » OKAY .«
    Sam richtet ihre Waffe auf die Ringschraube.
    »Halt seine Beine hoch«, sagt sie.
    »Der Funke«, sagt er, und die Angst verschlägt ihm den
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