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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller
Autoren: Michael Lister
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Atem.
    »Ich weiß«, sagt sie, »aber gleich geht ohnehin alles hoch. Auf diese Weise kriegen wir ihn und kommen hier raus.«
    Er nickt und zieht Bens Beine von der Ringschraube weg, sodass die Kette sich strafft.
    Bevor sie feuern kann, hören sie einen lauten Knall, sehen riesige Flammen, hören Travis schreien.

57
    Sam feuert drei Mal, Kugeln prallen vom Altar ab, Funken entzünden ein weiteres Feuer, ganz nah.
    Travis schreit unaufhörlich weiter, weshalb Daniel annimmt, dass er in Flammen steht, umherrennt, und das Feuer dadurch weiterträgt. Daniel ist starr vor Angst, kann sich nicht mehr bewegen, so sehr er es auch versucht. Weil er schnell atmet und sein Herz rasend schlägt, ist er benommen, wird bald hyperventilieren.
    »Daniel«, schreit Sam.
    Er kann sich nicht einmal zu ihr umdrehen.
    »Daniel«, schreit sie wieder. »Zieh an der Kette. Heb Ben da runter.«
    Vor das lodernde Feuer des Erscheinungszelts schiebt sich das Bild der feinen, hellen Täfelung im Flur seiner Eltern, die wie eine Feuerwand brennt, gerahmte Fotos der glücklichen Familie, Raub hungriger Flammen.
    »Daniel«, schreit Sam noch einmal.
    Seine Eltern haben im Gegensatz zu Travis nicht geschrien, geweint oder gewimmert. Nun begreift er, dass sie längst an Rauchvergiftung gestorben sein mussten, bevor das Untier ihr Fleisch zu Asche machte.
    »Daniel, bitte«, schreit Sam. »Wir müssen hier raus.«
    Eine alte Kirche aus rotem Backstein, die sie nie besucht hatten, zwei Särge nebeneinander, zwischen den Blumen der Freunde, die er nicht kannte, ein unwirkliches Gefühl, wie im Traum, aber dann noch etwas – da war etwas Greifbares, das er nicht leugnen konnte, etwas, das sich entfaltete und ihn verschlang, wie das Feuer seine Eltern und all ihren weltlichen Besitz verschlungen hatte, und es war wieder gut.
    »Daniel, bitte«, schreit Sam wieder. »Wir werden sterben.«
    Er zieht an der Kette, und sie gibt nach.
    Als er Ben hochhebt und sich umdreht, sieht er, dass überall Flammen aufsteigen. Sie sind umringt, aus allen Richtungen schlägt ihnen Feuer entgegen.
    »Und jetzt?«, fragt Sam.
    Daniel sieht sich um.
    »Schau«, sagt er. »Hol das.«
    Er zeigt auf einen der langen Akazienholzstäbe, die durch die Ringe am Altar ragen.
    Sam zieht ihn heraus, und sie laufen über den brennenden Boden zum Rand des Erscheinungszelts. Hustend vom Rauch und in der Hitze schwitzend erreichen sie die Seitenwand.
    »Es muss schnell gehen«, sagt er. »Verbrennen werden wir uns auf jeden Fall, aber vielleicht kommen wir lebend hier raus. Ich hebe die Zeltwand mit der Stange an, du rollst dich raus. Dann hebst du sie von der anderen Seite an, und ich mache dasselbe. Ich schiebe Ben nach draußen und komme dann nach.«
    Sie führen Daniels Plan aus, doch ihre Kleider fangen Feuer, als sie durch den Brandbeschleuniger auf dem Boden rollen.
    »Weiter«, sagt er und hebt Ben auf seine Schulter. »Wenn du draußen bist, lass dich fallen und roll einfach weiter.«
    Als sie im Freien sind und Kleider und Haare gelöscht haben, geht der ganze Komplex in Flammen auf.
    Sam springt auf und sucht die Umgebung mit der Waffe im Anschlag nach Joel ab, doch er ist nicht zu sehen.
    »Meinst du, er ist noch drin?«, fragt sie.
    »Ich weiß nicht«, sagt er. »Bin bloß froh, dass wir nicht drin sind.«
    »Armer Travis«, sagt sie. »Vielleicht ist er Joel nachgerannt. Vielleicht haben wir es ihm zu verdanken, dass Joel nicht hier ist und uns erledigen will.«
    Ben fängt an zu husten, zwinkert und öffnet die blutunterlaufenen Augen.
    »Was ist …«, setzt er an, muss aber gleich wieder husten.
    »Wir haben dir das Leben gerettet«, sagt Daniel. »Und schuld an allem ist dein Projekt.«
    »Mein Projekt?«
    »Dein Angestellter. Dein Projekt.«
    »Klar –«, sagt Ben.
    In diesem Moment reißt eine Explosion ein großes Loch in die Wand des Lagerhauses. Daniel und Sam springen auf und laufen darauf zu.
    »Wartet auf mich«, sagt Ben. »Nehmt mich mit. Ich will nicht allein sein.«
    Daniel hilft ihm auf, Ben schlurft mit Handschellen und Fußfesseln wie ein Gefangener neben ihnen her, als sie um das Gebäude herumgehen.
    Das Loch ist riesig. Durch die Öffnung sieht man bis zur gegenüberliegenden Wand, wo mehrere kleinere Öfen zu erkennen sind.
    »Unglaublich! Er hat praktisch das ganze Lager nachgebildet«, sagt Daniel, »vom Güterwaggon bis zu den Krematorien, und dann hat er noch das Erscheinungszelt gebaut, um dort die biblischen Brandopfer
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