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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit
Autoren: Gail Carriger
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Familie noch die Mitglieder der gesellschaftlichen Kreise, in denen sie verkehrte, bemerkten je, dass bei ihr etwas fehlte. Miss Tarabotti mit ihren sechsundzwanzig Jahren schien für sie nur eine alte Jungfer zu sein, deren unglücklicher Zustand eindeutig das Ergebnis einer Kombination aus dominanter Persönlichkeit, dunklem Teint und übermäßig markanten Zügen war. Alexia fand es zu lästig, herumzugehen und den unwissenden Massen ihre Seelenlosigkeit zu erklären. Es war beinahe – wirklich nur beinahe  – so beschämend, wie verlauten zu lassen, dass ihr Vater sowohl Italiener als auch tot war.
    Zu der unwissenden Masse zählte auch ihre eigene Familie, die sich darauf spezialisiert hatte, sowohl unbequem als auch töricht zu sein.
    »Sieh sich das einer an!« Felicity Loontwill wedelte mit einer Ausgabe der Morning Post am versammelten Frühstückstisch herum. Ihr Vater, der Right Honorable Squire Loontwill, hielt seine konzentrierte Aufmerksamkeit unverwandt auf den Verzehr eines Acht-Minuten-Eis mit Toast gerichtet, doch ihre Schwester Evylin blickte fragend hoch, und ihre Mama meinte: »Was gibt es denn, mein Liebes?«, und hielt zwischen zwei Schlucken ihres medizinischen Gerstenwassers inne.
    Felicity deutete auf eine Stelle im Gesellschaftsteil der Zeitung. »Hier steht, dass es bei dem Ball gestern Abend einen besonders grausigen Vorfall gab! Wusstet ihr, dass dort etwas vorgefallen ist? Ich kann mich daran gar nicht erinnern!«
    Verärgert starrte Alexia auf ihr eigenes Frühstücksei. Sie war davon ausgegangen, dass Lord Maccon alles auf respektvolle Weise vertuschen und aus den Klatschspalten heraushalten würde. Sie weigerte sich anzuerkennen, dass schon die bloße Anzahl von Leuten, die sie mit dem toten Vampir gesehen hatten, jegliche Bemühungen dieser Art praktisch unmöglich machte. Immerhin war es eine erklärte Spezialität des Earls, jede Menge unmöglicher Dinge zu bewerkstelligen, bevor sich ein Tag dem Ende neigte.
    »Offensichtlich ist jemand gestorben«, führte Felicity näher aus. »Es wird kein Name genannt, aber … Ein richtiger Todesfall, und er ist völlig an mir vorbeigegangen! Eine junge Dame entdeckte den Toten in der Bibliothek und fiel vor Entsetzen in Ohnmacht. Das arme Ding, wie schrecklich das für sie gewesen sein muss.«
    Evylin, die Jüngste, schnalzte mitfühlend mit der Zunge und griff nach dem Glas mit der Stachelbeermarmelade. »Steht da, wer die junge Dame war?«
    Felicity rieb sich graziös die Nase und las weiter. »Leider nicht.«
    Alexia zog beide Brauen hoch und nippte in für sie uncharakteristischem Schweigen an ihrem Tee. Bei dem Geschmack zuckte sie zusammen, starrte mit zusammengekniffenen Augen auf ihre Tasse und griff dann nach dem Sahnekännchen.
    Evylin bemühte sich, eine exakt gleichmäßige Schicht Marmelade auf ihrem Toast zu verstreichen. »Wie furchtbar ärgerlich! Zu gern würde ich all die wichtigen Details kennen. Klingt ja wie aus einem Schauerroman. Gibt es sonst noch was Interessantes?«
    »Nun, der Artikel geht mit einer ausführlicheren Zusammenfassung des Balls weiter. Meine Güte, der Verfasser kritisiert sogar die Duchess of Snodgrove, weil keine Erfrischungen angeboten wurden.«
    »Nun, also wirklich«, sagte Evylin voll inbrünstiger Zustimmung. »Sogar bei Almack’s gibt es diese faden kleinen Sandwiches. Es ist ja nicht so, als könne sich der Duke diese Ausgabe nicht leisten.«
    »Nur zu wahr, mein Liebes«, stimmte Mrs Loontwill zu.
    Felicity warf einen Blick auf die Verfasserzeile des Artikels. »Geschrieben von ›Anonymus‹. Keine Bemerkung über irgendjemandes Kleidung. Nun, das nenne ich eine ziemlich schlechte Berichterstattung. Er erwähnt nicht einmal Evylin und mich.«
    Die Loontwill-Mädchen waren recht beliebt bei der Presse, einesteils wegen ihrer allgemein gelungenen Erscheinung, zum anderen wegen der bemerkenswerten Anzahl von Verehrern, die beide um sich zu scharen wussten. Die gesamte Familie, mit Ausnahme von Alexia, genoss diese Beliebtheit über die Maßen und schien sich nicht daran zu stören, dass nicht alles, was über sie geschrieben wurde, stets schmeichelhaft war. Solange zumindest irgendetwas geschrieben wurde.
    Evylin sah verärgert aus. Eine kleine Falte war zwischen ihren perfekt geschwungenen Augenbrauen erschienen. »Ich habe extra mein neues erbsengrünes Kleid mit der rosafarbenen Seerosen-Bordüre getragen, nur damit man etwas darüber schreibt.«
    Alexia zuckte zusammen. Sie hätte
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