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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit
Autoren: Gail Carriger
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schockiert aus und blinzelte sie durch die asymmetrischen Linsen mit großen Augen an. Unter Vampiren galt Lispeln als der Gipfel vulgären Benehmens.
    Miss Tarabotti fuhr fort. »Es war, als wäre er nie in Vampir-Etikette unterrichtet worden. Überhaupt keine gesellschaftliche Klasse. Er wirkte auf mich wie ein Bauernlümmel.« Das war ein Wort, von dem sie nie geglaubt hätte, einmal einen Vampir damit zu bezeichnen.
    Lyall nahm das Brilloskop ab und steckte es mit einer Aura von Endgültigkeit zurück in das kleine Etui. Ernst sah er seinen Alpha an. »Sie wissen, was das bedeutet, nicht wahr, Mylord?«
    Lord Maccon blickte nicht mehr finster drein. Stattdessen sah er nun richtiggehend grimmig aus. Alexia fand, dass ihm das besser stand, denn es verlieh seinen gelbbraunen Augen ein entschlossenes Funkeln, und sein Mund mit den zuvor missmutig herabgezogenen Mundwinkeln wurde zu einem geraden Strich. Sie überlegte, wie er wohl mit einem richtigen, echten Lächeln aussah. Dann sagte sie sich recht bestimmt, dass es vermutlich am besten war, das nicht herauszufinden.
    »Das bedeutet«, sagte der Gegenstand ihrer Überlegungen, »dass eine Vampirkönigin absichtlich Metamorphosen außerhalb der BUR-Vorschriften durchführt.«
    »Könnte das nur ein Einzelfall sein?« Professor Lyall zog einen gefalteten weißen Stoff aus der Westentasche. Als er ihn ausschüttelte, zeigte sich, dass es ein großes Laken aus feiner Seide war. Alexia fand die Anzahl von Dingen, die er in seiner Weste verstauen konnte, mittlerweile für ziemlich beeindruckend.
    »Das hier könnte der Anfang von etwas Weitreichenderem sein«, meinte Lord Maccon. »Wir sollten besser ins Büro zurückkehren. Man wird die örtlichen Vampire befragen müssen. Die Königinnen werden darüber nicht gerade erfreut sein. Neben allem anderen ist dieser Vorfall höchst peinlich für sie.«
    Miss Tarabotti war derselben Meinung. »Insbesondere wenn sie von der unstandesgemäßen Hemdwahl erfahren.«
    Die beiden Gentlemen wickelten die Leiche des Vampirs in das Seidenlaken, und Professor Lyall warf sie sich mühelos über die Schulter. Sogar in ihrer menschlichen Gestalt waren Werwölfe um einiges stärker als Tageslichtler.
    Lord Maccon ließ den Blick seiner goldbraunen Augen auf Alexia ruhen. Sie saß steif auf dem Chesterfield-Sofa, eine behandschuhte Hand ruhte auf dem Elfenbeingriff eines lächerlich aussehenden Parasols. Nachdenklich hatte sie die brauen Augen zusammengekniffen. Er hätte hundert Pfund dafür gegeben, zu wissen, was sie in diesem Augenblick dachte. Allerdings war er auch sicher, dass sie ihm das haargenau sagen würde, wenn er sie danach fragte, doch er weigerte sich, ihr diese Genugtuung zu geben. Stattdessen erklärte er: »Wir werden versuchen, Ihren Namen aus der Sache herauszuhalten, Miss Tarabotti. Mein Bericht wird besagen, dass es nur ein normales Mädchen war, das noch einmal Glück hatte und einem ungebührlichen Angriff entkommen ist. Niemand braucht zu wissen, dass eine Außernatürliche beteiligt war.«
    Nun war Alexia an der Reihe, finster zu funkeln. »Warum macht ihr Kerle von BUR das immer?«
    Beide Männer sahen sie verwirrt an.
    » Was machen, Miss Tarabotti?«, fragte der Professor.
    »Mich so abzufertigen, als wäre ich ein kleines Kind. Ist Ihnen denn nicht klar, wie nützlich ich für Sie sein könnte?«
    Lord Maccon stieß ein ächzendes Schnauben aus. »Sie meinen wohl, wir sollten Sie ganz offiziell herumspazieren und in Schwierigkeiten geraten lassen, anstatt dass Sie uns nur einfach so ständig auf die Nerven gehen?«
    Alexia versuchte, sich nicht gekränkt zu fühlen. »BUR beschäftigt auch Frauen, und wie ich hörte, haben Sie oben im Norden sogar einen Außernatürlichen auf der Gehaltsliste, zur Gespensterkontrolle und für Exorzismen.«
    Lord Maccons karamellfarbene Augen verengten sich zu Schlitzen. »Von wem haben Sie das gehört?«
    Miss Tarabotti zog die Augenbrauen hoch. Als ob sie jemals verraten würde, wer ihr im Vertrauen derartige Informationen gab!
    Der Earl verstand ihren Blick. »Nun gut, vergessen Sie die Frage.«
    »Das werde ich nicht«, entgegnete Alexia steif.
    »Wir haben beides bei BUR«, gab Professor Lyall zu, der immer noch die Leiche über der Schulter trug.
    Lord Maccon wollte ihm den Ellbogen in die Rippen stoßen, doch Lyall trat mit einer lässigen Anmut, die von viel Übung zeugte, aus seiner Reichweite.
    »Was wir aber nicht haben, sind weibliche Außernatürliche, und ganz
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