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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit
Autoren: Gail Carriger
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gewiss keine vornehmen Damen«, schnauzte Lord Maccon. »Alle Frauen, die bei BUR beschäftigt sind, kommen aus anständigen Verhältnissen der Arbeiterklasse.«
    »Sie sind einfach nur immer noch sauer wegen dem Igel«, murmelte Miss Tarabotti, doch sie nahm seine Worte auch mit einem Kopfnicken zur Kenntnis. Sie hatte diese Unterhaltung schon einmal geführt, mit Lord Maccons Vorgesetztem bei BUR, um genau zu sein. Einem Mann, der für sie immer noch der nette silberhaarige Gentleman war. Die bloße Vorstellung, dass eine Dame aus gutem Hause wie sie tatsächlich arbeiten wollte, war schlichtweg zu schockierend. »Mein liebes Mädchen«, hatte er gesagt. »Was, wenn Ihre Mutter das herausfindet?«
    »Ist BUR denn nicht angeblich diskret? Ich könnte diskret sein.«
    Miss Tarabotti konnte einfach nicht anders, als es noch einmal zu versuchen. Professor Lyall zumindest mochte sie ein wenig. Vielleicht würde er ein gutes Wort für sie einlegen.
    Lord Maccon lachte auf. »Sie sind ungefähr so diskret wie ein Vorschlaghammer.« Gleich darauf verfluchte er sich im Stillen, denn mit einem Mal sah sie verloren aus. Zwar verbarg sie es schnell wieder, doch seine Entgegnung hatte sie eindeutig getroffen.
    Sein Beta berührte ihn mit der freien Hand am Arm. »Wirklich, Sir. Manieren.«
    Der Earl räusperte sich und wirkte zerknirscht. »Das sollte keine Beleidigung sein, Miss Tarabotti.« Der singende schottische Tonfall lag wieder in seiner Stimme.
    Alexia nickte, ohne aufzublicken, und zupfte an einem der Stiefmütterchen auf ihrem Sonnenschirm herum. »Es ist nur so, Gentlemen«, und als sie die dunklen Augen hob, hatten sie einen leichten feuchten Schimmer, »ich würde so gern etwas Nützliches tun.«
    Nachdem sie sich höflich – zumindest traf das auf Professor Lyall zu – von der jungen Dame verabschiedet hatten, wartete Lord Maccon, bis er und der Professor sich draußen im Korridor befanden, bevor er die Frage stellte, die ihn so drängend beschäftigte. »Um Himmels willen, Randolph, warum heiratet sie denn nicht einfach?« Sein Tonfall war voller Frustration.
    Randolph Lyall sah seinen Alpha mit aufrichtiger Verwirrung an. Der Earl war normalerweise ein sehr aufmerksamer Mann, trotz all seiner lärmenden Art und schottischen Brummigkeit. »Sie ist ein wenig alt, Sir.«
    »Papperlapapp«, sagte Lord Maccon. »Sie ist nicht mal ein Vierteljahrhundert alt.«
    »Und sie ist sehr …«, der Professor suchte nach einer vornehmen Art, es auszudrücken, »… resolut.«
    »Pah!« Der Adlige machte eine wegwerfende Handbewegung mit seiner großen Pranke. »Hat einfach nur ein Quäntchen mehr Rückgrat als die meisten Frauen in diesem Jahrhundert. Da muss es genug anspruchsvolle Gentlemen geben, die erkennen, was sie wert ist.«
    Professor Lyall hatte einen gut entwickelten Sinn für Selbsterhaltung und das sichere Gefühl, dass ihm, sollte er etwas Unbedachtes über das Erscheinungsbild der Lady äußern, der Kopf abgebissen wurde. Er und der Rest der feinen Gesellschaft hielten Miss Tarabottis Haut für ein wenig zu dunkel und ihre Nase für etwas zu markant, doch es war fraglich, ob Lord Maccon das ebenso empfand. Conall Maccon war der vierte Earl of Woolsey, dem Lyall als Beta diente, und seit er bei ihnen allen hereingeschneit war, waren kaum zwanzig Jahre vergangen; die blutige Erinnerung daran war noch frisch und kein Werwolf schon bereit, laut zu fragen, warum sich Conall das Londoner Revier überhaupt aufgebürdet hatte, nicht einmal Professor Lyall. Der Earl war ein rätselhafter Mann, und sein Geschmack hinsichtlich Frauen war gleichermaßen verwirrender. Demnach hätten dem Alpha römische Nasen, gebräunte Haut und ein resolutes Wesen tatsächlich gefallen können. Also sagte Professor Lyall nur: »Vielleicht ist es der italienische Nachname, Sir, warum sie noch unverheiratet ist.«
    »Mhm«, brummte Lord Maccon zustimmend. »Das wird es sein.« Er klang nicht überzeugt.
    Die beiden Werwölfe traten aus dem Stadthaus des Duke hinaus in die schwarze Londoner Nacht, der eine mit der Leiche eines Vampirs auf der Schulter, der andere mit einem verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht.

2

Eine unerwartete Einladung
    I m Allgemeinen bewahrte Miss Tarabotti über ihren Zustand der Seelenlosigkeit strengstes Stillschweigen, sogar ihrer eigenen Familie gegenüber. Schließlich war sie nicht untot, wohlgemerkt. Sie war ein lebendes, atmendes menschliches Wesen, nur eben mit … einem gewissen Mangel. Weder ihre
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