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Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman
Autoren: K A Milne
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arbeitete ein Notärzteteam fieberhaft über dem unnatürlich verrenkten Körper des Kurierfahrers.
    »Kannst du mir sagen, in welchem Auto du gesessen hast, Kleines?«, wiederholte Ellen ihre Frage.
    Sophie nickte stumm und sah Ellen traurig an. In ihren Augen stand die Bitte, sie zu keiner Antwort zu zwingen. Dennoch schien sie zu spüren, dass ihre Aussage wichtig war. Langsam, tapfer, hob Sophie eine Hand und deutete auf den Volvo. »In dem da. Das ist meine Mami«, flüsterte sie, als zwei Feuerwehrmänner vorsichtig den leblosen Körper einer schlanken Frau Anfang dreißig durch die Öffnung an der Beifahrerseite zogen, dort wo noch vor wenigen Minuten die eingedrückte Autotür gewesen war.
    Jacobs Magen krampfte sich zusammen. Er konnte die aufsteigende Übelkeit nicht länger unterdrücken. Er wandte den Kopf in die entgegengesetzte Richtung und übergab sich in den Rinnstein, ohne sich darum zu kümmern, ob das Erbrochene wieder zu ihm zurückfloss. Er schloss die Augen und wünschte sich sehnlichst, er könnte die vergangene Stunde seines Lebens ungeschehen machen.
    Officer Ellen Monroe war zum Heulen zumute, doch sie wusste, dass damit niemandem geholfen war. Stattdessen nahm sie Sophie in die Arme, drückte den Kopf des Mädchens an ihre Schulter und trug es schnell zur abgewandten Seite einer ganzen Reihe von Ambulanzfahrzeugen, die den Blick auf den Unfallort versperrten.
    »Sieht so aus, als hättest du alle Hände voll zu tun«, bemerkte ein Polizist, der ihnen entgegenkam. »Kann ich helfen?«
    Ellen verzog das Gesicht. »Wir schaffen das schon«, sagte sie leise. Sie versuchte, ihre wachsende Sorge um das Kind zu verbergen. »Könntest du den PPD für mich anfunken? Ich habe das Gefühl, dass wir ihn brauchen werden.«
    »Den PPD?«
    Ellen wollte es vor dem Mädchen nicht aussprechen – polizeipsychologischer Dienst –, und so nickte sie nur knapp in Sophies Richtung und bedeutete dem Kollegen mit einem unmissverständlichen Blick: Benutz dein Hirn, Mann!
    Und dann fiel der Groschen. »Ah, ja, natürlich. PPD. Gebe gleich den Funkspruch durch.«
    Ellen setzte Sophie behutsam in den Fond eines Krankenwagens und wickelte sie in eine Decke. »Das wird schon wieder, Kindchen. Keine Sorge. Okay?«
    Sophie lächelte nur leer.
    »Da bin ich ganz sicher. Hier sind ’ne Menge Leute, die dir helfen wollen.« Sophies Lächeln verschwand vollends. Sie runzelte die Stirn.
    In der Hoffnung, dass das Mädchen nicht völlig verstummte, bevor die Leute vom PPD eintrafen, wechselte Ellen das Thema. »Am Anfang, als ich zu dir gekommen bin, hat der Mann da nicht etwas über Schokolade gesagt? Magst du Schokolade? Zufällig habe ich ein paar Schokoküsschen bei mir. Möchtest du eines?« Sie griff in ihre Jacketttasche und zog ein in Silberpapier gewickeltes Schokoküsschen heraus. Sophie betrachtete die Süßigkeit interessiert. »Bitte schön! Es gehört dir.«
    Sophie wickelte die Schokolade aus und schob sie sich in den Mund.
    Sie entspannt sich ein wenig. Wirkt doch immer wieder , dachte Ellen.
    »Also, Sophie. Was hast du denn heute Abend zur Feier deines Geburtstages gemacht? Du bist so hübsch angezogen. Bist du mit deiner Mutter zum Essen ausgegangen?«
    »Mmh, ja.«
    »Und wo, wenn ich fragen darf? Bestimmt in einem schicken Restaurant, oder?«
    Ellen hatte zwar keine Kinder, fand aber schnell Kontakt zu ihnen und konnte gut mit ihnen umgehen. Selbst völlig fremde Kinder reagierten positiv auf ihre vertrauenerweckende Art – eine Eigenschaft, die sich besonders bei dramatischen Situationen wie diesem Unfall auszahlte.
    »Den Namen weiß ich nicht mehr. War ein japanisches Restaurant. Wir gehen nur zu besonderen Gelegenheiten hin.« Sophie schaute unwillkürlich auf ihre Hand und schloss sie zu einer festen Faust.
    »Was hast du denn da? Möchtest du’s mir nicht zeigen?« Ellen deutete auf Sophies Faust.
    »Nein, möchte ich nicht.«
    »Okay«, antwortete Ellen beiläufig. »Japanisches Essen ist toll. Hat es euch geschmeckt?«
    »Ja.« Sophie hielt inne. »Beim Japaner wird alles am Tisch zubereitet. Bei uns hat der Koch einen Vulkan aus Zwiebeln abgebrannt. Das war das Beste.«
    »Donnerwetter! Klingt wirklich toll. Und nach dem Essen? Was war da?«
    »Dad hat darauf bestanden, dass wir nach Hause fahren. Morgen ist Schule.«
    Ellen kombinierte. Das Opfer unter der Plane musste demnach der Vater sein. »Sind nur du, deine Mutter und dein Vater bei dem Japaner gewesen?«
    »Und Oma. Die wohnt bei
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