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Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman
Autoren: K A Milne
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Garrett hielt er trotzdem nicht stand.
    Garrett, ihr Exverlobter.
    »Machen Sie’s sich ruhig bequem. Ich steige eh an der nächsten Haltestelle aus.«
    Der Mann lächelte unbeirrt. »Können Sie mir helfen? Ich bin neu hier. Bin am Wochenende aus Oregon hergezogen. Versuche, mich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzufreunden. Wie viele Haltestellen sind es noch bis ins Zentrum von Seattle?«
    »Eine ganze Menge«, erwiderte Sophie und gestattete sich endlich ein Lächeln, allerdings nur, weil der Fremde sich so offensichtlich auf dem Holzweg befand. »Sie haben die falsche Linie erwischt. Dieser Bus verkehrt nur zwischen Gig Harbor und Tacoma. Sie hätten an Ihrer Haltestelle auf den nächsten Bus warten müssen.«
    »Verstehe.« Er nickte mit fragender Miene. »Dann bin ich hier also verkehrt?«
    »Ziemlich verkehrt.«
    Der Fremde ließ sich nicht aus der Fassung bringen. »Wie gut, dass ich wenigstens Sie getroffen habe. Ich meine, wenn ich mich schon an meinem ersten Tag verfahre und zu spät ins Büro komme.«
    Sophie war im ersten Moment perplex. »Was soll das? Ist das Ihre Masche, Frauen aufzureißen? Mit einem Streckennetzplan im Bus den Ahnungslosen zu mimen?«
    Er grinste. »Und wenn ja – hat es denn funktioniert?«
    »Nein!«
    »War nur ein Scherz«, sagte er lachend. »Ich bin kein Aufreißertyp.« Er verstummte. »Nicht dass ich Sie für die Art Frau halte, die … Na, Sie verstehen schon.«
    Sophie schwieg. Was soll’s , dachte sie. Soll er doch flirten, was das Zeug hält. Bei mir ist er an der falschen Adresse. Mit Männern bin ich durch.
    Ein weiterer flüchtiger Gedanke an Garrett, den sie schnell wieder verbannte.
    Der Mann sprach munter weiter. »Mein neuer Chef hat mir geraten, den Bus zu nehmen. Er meinte, das sei besser, als im Berufsverkehr im Stau stecken zu bleiben. Inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das eine gute Idee war.«
    Sophie zog den Regenschirm aus der Ritze neben dem Sitz. »Sind Sie wirklich aus Oregon?«
    Er nickte. »Aus Astoria. Von der Küste.«
    »Willkommen in Washington«, sagte Sophie betont höflich. »Ich muss aussteigen. Lassen Sie mich bitte raus?« Und an Evalynn gewandt: »Kommst du?«
    Evalynn nickte. Die beiden Frauen standen auf.
    Der Mann zog die Knie an den Sitz heran, um Sophie Platz zu machen. »Warten Sie«, sagte er noch, als sie sich schon in Richtung Bustür gewandt hatten. »Können Sie mir wenigstens noch sagen, wie ich nach Seattle komme?«
    Sophie beugte sich zu ihm und sagte leise, sodass nur er es hören konnte: »Hier im Bus sitzen so viele Frauen. Hier ist Hilfe nah. Und vielleicht beißt sogar eine an.«
    Der Fremde schwieg betreten.
    »Bist du verrückt geworden? Der Typ war gut!«
    Sophie schüttelte den Kopf. »Auf Männer kann ich im Augenblick sehr gut verzichten. Du weißt ganz genau, dass ich auch ohne Kerl verdammt glücklich bin.«
    »Den Bären kannst du mir nicht aufbinden«, murmelte Evalynn leise.
    Sophie rollte die Augen. »Meinst du? Geht’s dir denn jetzt mit Justin so viel besser als früher?«
    »Ich bin glücklich mit Justin«, erklärte Evalynn mit Nachdruck. Dann hielt sie inne und legte sich die Hand auf den Bauch. »Nur auf sein Geschenk hier könnte ich gut verzichten.«
    Sophie lachte, fragte sich aber unwillkürlich, ob Evalynn die Bemerkung tatsächlich ernst meinte. Es war nicht das erste Mal, dass Sophie etwas Derartiges von Evalynn zu hören bekam. Allmählich machte ihr das Sorgen. Offenbar hatte ihre Freundin Probleme, sich mit ihrer Mutterschaft abzufinden. Sophie beschloss, das Thema nicht weiter zu verfolgen. Früher oder später würde Evalynn es von selbst anschneiden.
    Auf dem Weg zu Sophies Laden plauderte Evalynn munter weiter, während Sophie, den Schirm geschultert, ihr mehr oder weniger aufmerksam zuhörte. In Gedanken war sie längst woanders – eingetaucht in die Erinnerung an längst vergangene Geburtstage, an den alles entscheidenden Geburtstag vor genau zwanzig Jahren, ein einschneidendes Erlebnis mit tragischem Ausgang. Ein Tag, der ihr Leben drastisch verändert hatte.
    Für Sophie der Tag, an dem ihr Leben zerbrach.

Kapitel 2

    Schlechte Erinnerungen schärfen das Erinnerungsvermögen. Du hast ein gutes Gedächtnis.
    21. September 1989
    JACOB BARNES FUHR sich mit dem Ärmel seines Jacketts übers Gesicht. Es nützte nichts. Der Schleier vor seinen Augen wollte einfach nicht weichen, und er fühlte sich, als würde er jeden Moment wieder ohnmächtig werden. Ihm schwirrte
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