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Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst
Autoren: Edith Kneifl
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haben.
    Philip und Victor bringen erst nach einigen Whiskys, vielen deftigen Flüchen und unter Zuhilfenahme mehrerer Blasbalge und Unmengen von Papier ein ordentliches Lagerfeuer zustande. Joe scheint sich weder für das Knistern des Feuers noch für die romantische Abendstimmung am See begeistern zu können. Sie berichtet Albert ausführlich über ihre knappe Niederlage gegen ihre Mutter.
    Heinz stellt einen Eimer voller Fische vor sie hin. Blickt Joe verstohlen an. Beifall heischend hält er ihr drei wohlgenährte Reinanken vor die Nase. Angeekelt wendet sie sich ab.
    Franzi klatscht jedes Mal begeistert in die Hände, wenn einer der Fische bratfertig ist. Ja, sie hilft sogar Heinz dabei, die Fische auszunehmen. Spießt sie auf und hält das Stöckchen dann stolz übers Lagerfeuer.
    Joe behauptet, keine Fische zu mögen. Sie hält sich an die ungeschälten, in Alufolie verpackten Kartoffeln, die sie in die Glut wirft.
    „Später gibt es Würstchen für uns beide“, sagt Gisela zu ihrer Tochter und nimmt ein paar Knacker und Frankfurter aus der Kühltasche.
    Während Albert, Franzi und die Erwachsenen heftig dem Wein zusprechen, setzt sich Joe mit ihrer Colaflasche auf den Steg und wartet auf die Würstchen. Philip Mankur gesellt sich zur ihr. Versucht, sie wegen der verlorenen Tennispartie zu trösten. Sie dreht sich demonstrativ um, kehrt ihm ihr Profil zu, als er auf sie einredet.
    „Ich kann deinen Frust gut verstehen. Verlieren ist auch nicht meine Sache. Aber dein Ball war out, glaub mir.“
    Als das Wasser plötzlich giftgrün zu leuchten beginnt und weiße Schaumkronen auf den Wellen tanzen, strahlt Joe ihn erfreut an. Ein heftiger Wind kommt auf. Peitscht die Wellen ans Ufer. Der Himmel hat sich dunkellila verfärbt. Blitze teilen die schwarze Wand in zwei Hälften. Joe zählt die Sekunden. Das Donnergrollen folgt bei zwölf. Das Gewitter ist also nur mehr vier Kilometer entfernt. Und der Himmel wird sich bald direkt über ihnen entladen.
    „Eure blöde Grillparty fällt buchstäblich ins Wasser, bevor sie noch richtig begonnen hat“, sagt sie freundlich lächelnd zu Philip. Er springt auf und flüchtet zu seinem Wagen.
    Amüsiert sieht Joe zu, wie alle hastig zusammenpacken, die angebratenen Fische in Plastiksäcke werfen und im Kofferraum verstauen. Sie bleibt seelenruhig am Steg sitzen und beobachtet das imposante Wolkenspiel am Horizont.

16. Kapitel
    Als Albert und ich Arm in Arm den Salon betraten, stürzten sich alle auf mich und redeten gleichzeitig auf mich ein. Jan, der mit seinem Handy am Ohr auf der Terrasse stand und eine Zigarette rauchte, kam sogleich zu mir, umarmte mich und sagte zu seinem Gesprächspartner: „Sie ist okay.“ Dann legte er auf.
    Victor setzte sich zu mir auf ein Sofa, hielt meine Hand und ließ sie nicht mehr los. Ich erzählte der versammelten Runde von meinem Abenteuer, erwähnte aber mit keinem Wort meinen Entführer. Niemand wagte es, meine ausführliche Schilderung zu unterbrechen, nicht einmal Victor. Allerdings störte mich sein zärtlicher Händedruck bei jedem zweiten Satz. Ich entzog ihm meine Hand.
    Erst als ich erschöpft innehielt, sagte Jan: „Gustav bezweifelt mittlerweile, dass es sich bei der Leiche im See um den Fischer-Heinz handelt. Der Tote war ein älterer Mann!“
    „Ich weiß“, sagte ich leise.
    Er sah mich irritiert an. Sein Handy läutete wieder. Alle starrten wie gebannt auf ihn. Das Telefonat dauerte ein paar Sekunden.
    „Gustav hat mir gerade mitgeteilt, dass es sich bei der zerstückelten Leiche um den Roither-Bauern handelt“, gab er die neueste Information an uns weiter.
    „Ich weiß“, sagte ich noch einmal.
    Er schaute mich wieder verwundert an.
    „Die Großfahndung nach dem Fischer-Heinz läuft bereits“, sagte er.
    „Nicht nötig“, sagte ich.
    „Wenn dieses schreckliche Mannsbild nun wirklich tot ist, kann ich ja endlich offen sprechen“, sagte Walpurga vorsichtig, und fügte dann laut und sehr deutlich hinzu: „Ich glaube, dass der Roither-Bauer Philip umgebracht hat.“
    „Wie bitte?“, fuhr ich sie an.
    „Wir hatten einen langjährigen Streit, einen Nachbarschaftsstreit, sozusagen. Der Roither-Bauer war unser ehemaliger Pächter, betreute die das Schloss umgebenden Felder und Wiesen. Als er auf illegale Weise in den Besitz einiger unserer Liegenschaften kam, stellte er einen Zaun um sein Grundstück auf. Philip machte sich einen Spaß daraus, den Zaun mit einem Seitenschneider zu durchtrennen.“
    „Und
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