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Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst
Autoren: Edith Kneifl
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deswegen hat er Philip umgebracht?“, fragte ich mit sarkastischem Unterton. „Liebe Walpurga, das ist einfach lächerlich. Wie soll der Roither-Bauer unbemerkt ins Haus gekommen und nach der Tat genauso ungesehen verschwunden sein? Doktor Braunsperger hat doch angeblich Philip beim Sterben zugesehen.“
    „Erzähl keine Märchen, Joe. Wir haben dir genau geschildert, was damals passiert ist. Als wir in den Salon kamen, war Philip schon tot.“
    „Und Franzi stand neben ihm, mit der Schaufel in der Hand?“
    „Nein. Mit dem Schürhaken.“
    „Womit auch immer. Sie hätte den Roither-Bauern sehen müssen. Warum sollte sie ihn schützen, für ihn ins Gefängnis gehen?“
    Walpurga begann herzergreifend zu schluchzen.
    „Hör endlich auf zu lügen“, herrschte ich Walpurga an. Betretenes Schweigen folgte meinen harten Worten.
    Jan kam mir zu Hilfe. „Wir haben keine Zeit mehr, uns weitere Lügen auftischen zu lassen“, sagte er ganz ruhig und freundlich zur Baronin. „Wir müssen diesen Psychopathen finden.“
    Ich glaubte zu wissen, wo er sich versteckt hielt, und flüsterte Serner ins Ohr: „Er hockt bestimmt im Dachboden, genau über Alberts Räumen. Man kommt durch eine ausklappbare Stiege am Gang hinauf.“
    Jan sprang sofort auf, griff nach seinem Handy und rief Gustav an. Victor kümmerte sich liebevoll um die weinende Walpurga. Ich ignorierte das Pärchen und starrte Albert eindringlich an.
    Zögernd ergriff er das Wort und gestand, dass er Heinz seit drei Tagen im linken Trakt des Schlosses versteckt hatte. „Ich habe ihn in den letzten Nächten mit Essen und Trinken versorgt“, sagte er leise. „Aber er ist abgehauen, nachdem er Joe niedergeschlagen hat. Er ist sicher nicht mehr im Haus.“
    Dr. Braunsperger traf zur selben Zeit im Schloss ein wie Gustav und seine Leute. Walpurga musste es irgendwie geschafft haben, ihn zu informieren.
    Gustav kam mit einem Durchsuchungsbefehl und suchte mit seinen Leuten jeden Quadratmeter im Schloss und in der Umgebung vergeblich ab.
    Plötzlich kam mir eine andere Idee. „Heinz ist unten im Bootshaus“, sagte ich zu Gustav und Jan. „Er denkt, dass ihn am Tatort keiner suchen wird.“
    Gustav nahm meinen Tipp nicht zur Kenntnis. Jan überzeugte ihn schließlich davon, dass meine Intuitionen durchaus ernst zu nehmen wären. Daraufhin schickte Gustav zwei Beamte hinunter zum See.
    Nach einer halben Stunde kamen sie mit Heinz in Handschellen auf dem Rücksitz ihres Dienstwagens wieder. Gustav schenkte mir zum Abschied einen respektvollen Blick, gab mir aber keinen Kuss. Wahrscheinlich nahm er Rücksicht auf Jan.
    Kaum war die Kripo mit Heinz verschwunden, brach Albert zusammen. Er kollabierte richtiggehend. Die Männer verfrachteten ihn auf die Chaiselongue. Walpurga lief sofort in die Küche, um Tee zu kochen. Mario flößte ihm rasch einen Whisky ein und sprach leise mit ihm, während Dr. Braunsperger in seiner Arzttasche herumkramte und hektisch nach einem Beruhigungsmittel suchte.
    Serner bestand darauf, dass Albert im Salon blieb, obwohl ihn der Doktor am liebsten sofort ins Bett gebracht hätte.
    Nach einem längeren Telefonat mit Gustav fasste Jan für uns alle zusammen: „Der Fischer-Heinz hat den Roither-Bauern nach einem heftigen Streit im Bootshaus umgebracht und die Leiche dort mit der Motorsäge zerstückelt. Angeblich stand er unter Drogen. Das hat er zumindest behauptet. Er hoffte, den Verdacht auf die Großkopferten oben im Schloss – so seine Worte – lenken zu können. Da hier bereits ein Mord stattgefunden hatte, dachte er, einem von ihrer Familie auch den zweiten Mord an ihrem Erzfeind, dem Roither-Bauern, anhängen zu können.“
    „Na großartig“, warf Mario sarkastisch ein. „Aber warum hat er ihn umgelegt?“
    „Heinz hat ihn wegen seiner Grundstücksmanipulationen jahrelang erpresst und versucht, ihm die Fischereirechte abspenstig zu machen.“
    „Das stimmt“, sagte Mario.
    Jan lächelte ihn an und sprach weiter: „Sie verabredeten sich am Nachmittag im Bootshaus der Welschenbachs, angeblich wollte Heinz diese langjährige Fehde beenden und die jeweiligen Terrains abklären. Außerdem ging es um die Übergabe einer größeren Summe. Heinz hatte wieder einmal gedroht, den Roither-Bauern wegen der toten Fische in seinem Bassin anzuzeigen. Der Streit eskalierte anscheinend, als Roither den Spieß umdrehte und Heinz wegen seines Drogenhandels zu erpressen versuchte. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden artete in
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