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Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst
Autoren: Edith Kneifl
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Kopf des Roither-Bauern im Bootshaus lassen konnte. Und warum hat er das Bootshaus nicht gereinigt, die Spuren seiner schrecklichen Tat nicht entfernt? Ich kapier das alles nicht. Es macht keinen Sinn.“
    „Völlig absurd, du hast recht, mein Sohn“, warf mein Vater unnötigerweise ein. Wenn schon, dann „Enkel“, hätte ich ihn am liebsten korrigiert, aber ich hielt meinen Mund, da Albert leise sagte: „Ich bin schuld. Ich habe ihn gestört, als ich meinen üblichen Morgenspaziergang gemacht habe. Als er mich kommen sah, hat er das Bootshaus Hals über Kopf verlassen, ist rasch nach Hause gegangen und hat ein paar Stunden geschlafen. Am nächsten Tag ist er in der Früh zurückgekommen, um den Kopf vom Roither-Bauern, der ihm ins Wasser gefallen war, zu suchen. Er wollte alle Blutspuren beseitigen. Dazu hatte er keine Zeit mehr, weil ich erneut aufgekreuzt bin …“
    „Zu Gustav sagte er, dass er den Kopf einfach vergessen hätte“, warf Jan ein. „Diese Aussage spricht dafür, dass er unter Drogen stand.“
    Albert verfiel wieder in lethargisches Schweigen.
    Als Walpurga mit dem Tee und einer Platte mit Wurst- und Käsebroten in den Salon zurückkehrte, sagte sie beinahe fröhlich: „So, und jetzt wird gegessen. Keiner von euch hat heute anständig gefrühstückt.“
    Der einzige, der herzhaft zugriff, war mein Vater. Jan ignorierte ihre Worte ebenso wie wir anderen, sah Albert an und sagte: „Ich hoffe, Ihnen ist bewusst, dass die oberösterreichische Kriminalpolizei Sie für den Mörder von Philip Mankur hält.“
    Albert, der regungslos in seinem Fauteuil gesessen war, erhob sich und sagte leise: „Dazu habe ich nichts zu sagen.“
    Serner legte ihm eine Hand auf die Schulter und zwang ihn, sitzen zu bleiben. Dann teilte er uns in fast feierlichem Ton mit, dass er Franzi für unschuldig hielt. „Und ich bezweifle auch, dass Sie Ihren Stiefvater umgebracht haben, Herr Welschenbach. Primitive Gewalt ist nicht Ihr Stil, denke ich. Aber Sie werden verstehen, dass Ihre Aussage die Polizei misstrauisch machen musste. Wer verschläft schon seelenruhig mehrere lautstarke Auseinandersetzungen in seinem Haus. Selbst die dicken Mauern dieses Schlosses schlucken keine lauten Schreie. Durch die Luftschächte hört man in den oberen Stockwerken fast jedes Wort, das im Salon gesprochen wird. Ich habe das selbst überprüft“, sagte er mit einem kleinen Augenzwinkern in meine Richtung.
    „Die einzigen von Ihnen, die ein Alibi für die Tatzeit haben, sind Sie, Frau Mankur, und Sie, Herr Doktor Braunsperger“, fuhr er fort. „Sie, Mario, haben uns leider auch angeschwindelt. Ihr Koch hat gestanden, dass Sie ihn um dieses falsche Alibi gebeten haben. Und Ihre Mutter hat zugegeben, dass sie Ihren Streit mit Herrn Mankur mit angehört hat.“
    Albert fuhr zusammen, als Mario sich lautstark und fluchend gegen diesen Verdacht wehrte. „Scheiß-Schnüffler!“, schrie er. „Ich Trottel habe dir vertraut. Ja, ich habe Philip gehasst und ich habe mit ihm an jenem Abend auch gestritten. Aber ich habe ihn nicht aufgespießt. Ich weiß, dass er mein Vater war. Glaubt einer von euch tatsächlich, dass ich fähig bin, meinen eigenen Vater umzubringen?“
    Vatermord? – Das hatten wir heute schon mal, dachte ich.
    Albert schien plötzlich unter Schüttelfrost zu leiden. Er zitterte am ganzen Körper. Mit gebrochener Stimme sagte er: „Ich war es. Ich habe Philip umgebracht.“
    Er lügt, und er lügt schlecht, dachte ich.
    „Du spinnst, weder Mario noch Albert haben Philip auf dem Gewissen“, schrie ich Jan an. „Du bist unfähig. Vielleicht solltest du wirklich bald in Pension gehen? Merkst du denn nicht, dass sie alle lügen? Lügen, nichts als Lügen!“
    Dann besann ich mich meiner Profession, senkte meine Stimme und sagte ganz sanft: „Habe ich nicht recht, liebe Walpurga?“ Ich lächelte sie freundlich an, sah ihr lange in die Augen und fragte sie: „Willst du uns nicht endlich die Wahrheit sagen?“
    Sie erwiderte meinen Blick. Die Stille im Raum war fast unerträglich. Keiner wagte sich zu rühren, keiner ergriff das Wort.
    „Joe hat recht“, murmelte Walpurga und senkte den Blick. „Ich allein bin für Philips Tod verantwortlich.“
    Sie machte eine bedeutungsvolle Pause und begann dann, uns detailliert den Tathergang zu schildern.
    Dr. Braunsperger fiel ihr anfangs mehrmals ins Wort, befahl ihr zu schweigen. Sie hörte aber weder auf ihn noch auf Victor, der ihr ebenfalls empfahl, die Aussage zu
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