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Glaub an die Liebe, Kit

Glaub an die Liebe, Kit

Titel: Glaub an die Liebe, Kit
Autoren: India Grey
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Band am Himmel verkündete den Anbruch des neuen Tages. Hoffentlich, dachte sie, ist es ein gutes Omen. Mit ungelenken Bewegungen zog sie sich an und verließ das Zimmer.
    Auf dem Weg zur Treppe begann sie zu laufen. Heute Morgen würde die Welt schon wieder anders aussehen. Jetzt, da alle Karten auf dem Tisch lagen, würden sie nur vernünftig miteinander sprechen müssen. Wo Kit wohl die Nacht verbracht hatte? Die Bibliothek schien ihr ein guter Ort, um mit der Suche anzufangen.
    Doch so weit kam sie gar nicht. Kaum hatte sie den Fuß der Treppe erreicht, als sie Schritte und das metallische Klimpern von Schlüsseln hörte.
    „Kit?“
    Er blieb stehen und versteifte sich einen Moment, als müsse er sich erst für die Begegnung wappnen. Dann wandte er sich mit ausdrucksloser Miene zu ihr um.
    „Ich wollte dich nicht wecken.“ In der Hand hielt er ein Blatt Papier und einen Stift. „Ich hatte vor, dir eine Nachricht zu hinterlassen.“
    „Was wolltest du denn schreiben?“
    „Dass ich Lewis besuche.“ Er warf Papier und Stift auf ein kleines Tischchen. „Die Fahrt dauert vier Stunden, also sollte ich früh aufbrechen, damit ich heute Abend wieder hier sein kann.“
    „Du kommst also zurück?“
    „Natürlich“, erwiderte er müde und ging durch die Eingangshalle in Richtung Ausgang. „Was sollte ich sonst tun?“
    „Ich weiß nicht. Ich dachte …“ Vor Erleichterung wurden ihre Knie ganz weich; trotzdem folgte sie ihm. „Es tut mir leid wegen gestern. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Immer wieder musste ich darüber nachdenken, wie verrückt es war, sich deswegen zu streiten. Die vergangenen Wochen müssen für dich die Hölle gewesen sein, und es tut mir unendlich leid, dass du alleine hindurchgehen musstest.“ Er öffnete die Tür. Das helle Licht des Morgens nahm Sophie einen Moment die Sicht. „Aber du bist nicht länger allein. Was auch immer passiert, wir stellen uns dem Problem gemeinsam.“
    Auf der Schwelle blieb Kit stehen und seufzte. „Nein, Sophie“, sagte er leise. „Was ich letzte Nacht gesagt habe, war mein Ernst. Du bist der faszinierendste und lebendigste Mensch, den ich je getroffen habe.“ Er streckte die Hand aus und strich zärtlich über ihre Wange. „Ich werde dich nicht zu einem Leben verdammen, bei dem du mir beim Sterben zusehen musst.“
    Sophie atmete scharf ein, als habe man einen Eimer Wasser über ihr ausgeschüttet. „Aber ich liebe dich“, flüsterte sie. „Was auch immer passiert, ich liebe dich.“
    Doch Kit ging die Treppe hinunter, öffnete die Tür des Wagens und warf sein Jackett auf den Beifahrersitz. „Das sagst du jetzt … Und ich glaube dir sogar. Aber wie lange noch, Sophie? Wenn ich wirklich an der Krankheit leide, wird sich alles zwischen uns verändern.“
    „Außer wie ich für dich empfinde.“
    „Das weißt du nicht mit Sicherheit.“
    Die Steinplatten fühlten sich eiskalt unter Sophies nackten Füßen an, als sie nun zu dem Wagen hinaustrat – doch das war nichts, verglichen zu der Kälte, die sich in ihrem Inneren ausbreitete. „Doch, das weiß ich. Aber hier geht es überhaupt nicht um mich, oder? Hier geht es allein um dich. Denn du erwiderst meine Gefühle nicht. Oder …“ Sie blieb stehen. „Steckt noch mehr dahinter? Du kommst einfach nicht darüber hinweg, dass deine Mutter dich vor so vielen Jahren allein gelassen hat.“ Sie sah, wie seine Augen sich zu schmalen Schlitzen verengten und sein Körper sich versteifte. „Du bestrafst mich für das, was sie dir angetan hat … und für Ralph, der aufgehört hat, dich zu lieben, als er herausfinden musste, dass du nicht sein Sohn bist …“
    „Genug!“
    Das Wort glich einem primitiven Knurren. Er wirbelte herum. Und Sophie bekam einen kurzen Eindruck von seinen Armmuskeln, als er nun mit einer Faust ausholte. Erschrocken schrie sie auf, duckte sich und hob die Hände vors Gesicht, um sich zu schützen. Es folgte ein scheußliches Geräusch, als Kit mit solcher Kraft auf das Wagendach einschlug, dass eine deutliche Delle zurückblieb.
    Dann herrschte Stille.
    Vielleicht war es der Schmerz in seiner Hand, der Kit wieder zu Bewusstsein kommen ließ. Vielleicht war es Sophies Schluchzen. Der Impuls zur Gewalttätigkeit verschwand ebenso schnell, wie er ihn überfallen hatte. Einen Moment blieb er mit gesenktem Kopf stehen und lauschte seinem keuchenden Atem.
    Dann nahm er all seine Kraft zusammen und drehte sich zu Sophie um.
    Sie war bis zur Schlossmauer
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