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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen
Autoren: Wolfgang Ecke
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beendet. Mindestens drei Stunden lang war ich kein Meisterdetektiv gewesen, ach was, nicht mal ein detektivischer Hilfsschüler. Ein Loch im Käse war ich, ein Nichts, ein blinder, gerollter Mops, kein Pfiff, eine Pfeife! Diese Erkenntnis traf mich wie ein Dachziegel.
    Dieser Knilch von Knoll, dieser hinterlistige Kasimir war nicht nur Briefmarkenhändler, er war auch ein Schauspieler, ein Komiker, ein Gaukler, ein durch und durch gerissener Supergauner der absoluten Spitzenklasse. Und ausgerechnet mich, Balduin Pfiff, Genie und Buttermilchtrinker, hatte er als „Augenzeuge“ seiner Unschuld nach Murnau geschleppt, während sein Komplize den Versicherungsbetrug vorbereitete... Na, den Zahn würde ich ihm ziehen.
    Ich rief den mürrischen Inspektor Schulz an, der trotz allem mein Freund war, und berichtete von meiner Erkenntnis.
    Nachdem er mich ausgelacht, belächelt und seiner Schadenfreude Ausdruck gegeben hatte, wollte er wissen:
    „Wie sind Sie denn darauf gekommen?“
    „Als ich ihn fragte, ob er schon mal in jenem Bauerngirgl gewesen sei, antwortete er, nein, er hätte sein Wissen von der Telefonauskunft... Noch bevor wir das Café betraten, wartete er mit so vielen Einzelheiten in bezug auf die Einrichtung des Tortenmekkas auf, daß das nur einen Schluß zuließ: Er war schon vorher hiergewesen. Warum also die Komödie? Ganz einfach, sie gehörte zu seinem Plan!“
    Kasimir fiel aus allen Wolken, als ihm Inspektor Schulz unseren Verdacht ins angeblich ängstliche Gesicht schmetterte. Doch er erholte sich schnell. Was folgte, waren fünf Minuten Schimpfworte, die alle an eine Adresse gerichtet waren — an meine.
    Bei Samson, dem einbeinigen Pfützenspringer, Pinsel knurrt sich noch heute über den Briefmarkenhändler heiser, wenn ich nur seinen Namen erwähne...

Die Geschichte des Rezepts

Fledermäuse in Majonäse

    Ein gigantisches Rezept! Ein elefantöses Rezept!
    Ein Rezept, das einen Goldrahmen verdient. Ich verdanke es einem Mann aus Süditalien, genauer: aus Rosenatto.
    Das ist ein Städtchen zwischen Neapel und Salerno, und es ist so klein und winzig, daß man es auf keiner Karte findet.
    Zu den ärmsten Familien des Ortes gehören die Calabussis, deren Häuschen ein wenig außerhalb von Rosenatto vor sich hin wackelte und ächzte.
    Die Familie der Calabussis bestand aus Großvater, Großmutter, Schwiegermutter, Vater, Mutter und sieben Kindern. Trotz ihrer Armut waren die Calabussis stets fröhlich und guter Laune.
    Vater Georgio arbeitete in einer Ölmühle, der Großvater versuchte, in der Umgebung Körbe und Matten zu verkaufen, die Mutter, Groß- und Schwiegermutter in Heimarbeit herstellten.
    Einmal im Monat gab’s ein von allen herbeigesehntes Festessen. Es hatte bis zum 29. Juni 1965 keinen besonderen Namen. Es hieß eben nur „maccheroni insalata“, was soviel wie Nudelsalat heißt. Für die Calabussis war es der Höhepunkt der monatlichen Dürftigkeit.
    Ja, und dann kam besagter 29. Juni.
    Es war Abend.
    Zu zwölft saßen sie um den Tisch, und der Großvater sprach das Tischgebet. In der Mitte thronte die große tönerne Schüssel mit dem maccharoni insalata.
    Da... Da schlug donnernd die Tür auf, und zwei finstere, böse dreinblickende Männer mit furchteinflößenden Gewehren in den Händen standen plötzlich im Raum.
    „Geld her!“ schrie der eine, der der kleinere war.
    Er schrie es, ohne sich zu schämen, denn er brach das eherne Gesetz, wonach ein Armer einen anderen Armen nicht berauben durfte.
    „Was zum Essen her!“ schrie der andere, der der größere war.
    Nun, Geld besaßen die Calabussis nicht. Und zu zwölft versicherten sie diese Tatsache. Und was das Essen anbetraf...
    Heiliges Kanonenröhrchen, die Schüssel mit dem verlockenden Inhalt hatte es den beiden Halunken angetan.
    „Die nehmen wir mit!“ sagte der eine, der der kleinere war, und er hatte schon die Arme gierig ausgestreckt.
    Da sprach Georgio, der Vater, mit besorgter Miene:
    „Bevor ihr davon eßt, Brüder, holt euch in der Apotheke Accomenton. Das ist ein Antigift. Ihr seid nicht immun, es könnte euch sonst was passieren.“

    Der andere, der der größere war, reckte mißtrauisch das unrasierte Kinn vor. „Wieso Antigift, wieso passieren?“
    Und der kleinere schob seine knollige Banditennase über die irdene Schüssel, schnupperte, schluckte und meinte: „Ich sehe nur Fleisch und Nudeln und anderes.“
    „Es ist das Fleisch, Bruder. Wir sind doch arme Leute, Bruder!“ sagte Georgio, der
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