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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen
Autoren: Wolfgang Ecke
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zu Ihnen kommen?“
    „Ich bin gerade in der Stadt, also könnte ich in den nächsten drei Stunden zu Ihnen kommen, falls es Ihnen paßt.“
    „Lassen sie mich bitte einen raschen Blick in meinen Termin- und Ereigniskalender werfen.... Gleich.... habe..... ich... ihn...“ (ich machte zwei Kniebeugen beim Sprechen, das hört sich am anderen Drahtende an, als würde ich mich sonstwie verrenken).....und schon ist er da…“
    „Arbeiten Sie vielleicht gerade an einem großen Fall?“
    Ei der Daus, wie ängstlich das klang.
    „Ein Meisterdetektiv arbeitet immer an irgendeinem Fall. Mal an einem großen, mal an einem nicht ganz so großen“, seufzte ich. Warum sollte ich der Dame mit der in Aussicht gestellten Tragweite verraten, daß ich im Augenblick ohne Fall war? Freiwillig, versteht sich!
    Vor genau vierundzwanzig Stunden hatte ich es abgelehnt, das zwölf Meter lange kalte Büfett zu bewachen, daß die Fitzle GmbH & Co KG aus Anlaß ihrer Hundertjahrfeier in der Städtischen Festhalle aufgebaut hatte!
    „Also gut, Frau Mallinger, ich erwarte Sie dann in zwei Stunden bei mir.“
    „Ich bin sehr glücklich darüber... O ja, ich freue mich und bin sehr erleichtert, Herr Pfiff, das können Sie mir glauben. Also, in zwei Stunden!“
    Es knackte, und ich stand da mit dem Hörer in der Hand.
    „Hm, ulkig… Quatsch, nicht ulkig, beunruhigend. Jawohl, das war es, beunruhigend!
    Heiliges Kanonenröhrchen, wie konnte sie glücklich sein? Warum freute sie sich und war erleichtert?
    Wo war das Haar in der Suppe?
    Seit damals, als man mir den Blinddarm herausoperiert hatte, hörte ich fast das Gras wachsen. Mir war anstelle des Blinddarms eine Antenne gewachsen, die mir mit unhörbarem Surren unangenehme Dinge signalisierte. Und jetzt, o Grille, zirpte sie, die Antenne.
    Ich sah auf die Uhr. 14.10 Uhr.
    Es würde wohl besser sein, wenn ich vorher mit Pinsel noch eine Runde drehte.
    „Pinsel!“ rief ich leise und ließ ein paar freundliche Schnalzgeräusche folgen.
    Pinsel hob das linke Augenlid.
    „Komm“, nickte ich ihm zu, „gehen wir ein bißchen die Steine benetzen. Wir kriegen Besuch. Tante Agathe kommt!“
    Pinsel erhob sich, streckte sich nach vorn, nach hinten, machte einen Buckel und anschließend „Wau-wau...uuu!“
    Er hatte verstanden. Und wenn ich mich nicht irrte, dann schwang auch in seiner Stimme ein bißchen Mißtrauen gegen den Besuch mit. Das konnte ja heiter werden...

Besuch mit Röntgenaugen

    Mit strammem Links-zwo-drei-vier marschierten Pinsel und ich bis ans Ende der Hermannstraße, umrundeten den Rosenplatz, gingen dort dem geschwätzigen Herrn Zimtstengel aus dem Weg und strebten über die Martin-Kleinschmidt-Straße Richtung Start und Ziel entgegen. Sozusagen im Vorbeigehen nahm ich mir in Theo Hufnagels Molkereiladen drei Tüten Buttermilch und ein Pfund Ziegenkäse mit.
    Als wir schließlich wieder vor unserer Wohnungstür standen, war es inzwischen halb vier geworden.
    „Was glaubst du, Pinsel, ob unser Besuch mit einem Gläschen Buttermilch, eisgekühlt und in Kristall serviert, zufrieden ist?“ fragte ich nach unten.
    „Chrrrr-Wau-ouu!“ antwortete Pinsel und schlug die Kurve zur Küche ein. Er setzte sich vor den Kühlschrank, streckte den Kopf in die Höhe und schielte mich so verlangend an, daß all meine guten Vorsätze dahinschmolzen wie Schweinefett in der Mittagssonne.
    Jawoll, gute Vorsätze. Ich hatte mir ernsthaft vorgenommen, Pinsel pro Tag höchstens einen Kalbsknorpel zu spendieren.
    „Du hast heute schon zwei bekommen!“ sagte ich streng. Pinsel schloß die Augen und tat, als hörte er mit geschlossenen Augen nichts. Ei der Daus, wie konnte ich da widerstehen?
    Ich öffnete also seufzend die Kühlschranktür, packte Buttermilch und Käse hinein und einen Knochen aus.
    Sssst! Weg waren sie. Pinsel und Knochen.
    Ich dagegen lauschte nach innen, um festzustellen, ob der Schweinebraten schon Platz für einen bescheidenen Nachschub gemacht hatte.
    Da hörte ich es in der guten Stube klingeln. Rrrrrrrrrr.......Rrrrrrrrrrr......Sollte ich drangehen? Vielleicht wollte Frau Mallinger absagen. Oder einen anderen Termin haben. Meinetwegen. Ich gab meinem Bäuchlein einen Klaps. „Bis später!“ Rrrrrrrrrr...
    Pinsel sah nicht mal auf, als ich die gute Stube betrat. „Hier spricht Balduin Pfiff!“ meldete ich mich ernst und steif.
    „Und hier ist Friedrich!“ freute sich eine Stimme durch die Leitung. Ich, der Meisterdetektiv, hatte die Stimme natürlich sofort
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