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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte
Autoren: Katharina Muenk
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alles richtig zu machen.«
    »Sicher, wir sind auch nicht viel schlauer als die anderen.«
    »Nein. Aber mit mir hätte es keine Insolvenz gegeben.« Löhring zögerte. »Wurdest du mal gecoacht?«
    »Ja. Auftrittskompetenz. Stilberatung. Keine Karos und so.«
    »Ja, so was. Und was machst du jetzt?«
    Mollow kam noch nicht einmal ins Grübeln. »Generationenwechsel. Gehe ja schon auf die sechzig zu. Diese zyklischen Schwankungen sind nichts mehr für mich. Ich bin mehr ein Antizyklist, wie du weißt. Und zweihundert Jahre Bankgeschäft reichen. Dann gucken wir mal.«
    »Keine Sorge, Mollow. Wir sind für die Stabilität des Systems verantwortlich. Ein Medikament, das wirkt, nimmt man ja auch nicht gleich vom Markt, nur weil es etwas stärkere Nebenwirkungen hat.«
    »Guter Punkt, Löhring. Lass uns in Kontakt bleiben.« Mollow sagte es in einem Tonfall, der das Gegenteil vermuten ließ.
    Und das gab Löhring den Mut für seinen letzten Satz: »Wir sehen uns ja sowieso noch. Habe mir überlegt, meine Konten gänzlich nach Asien zu verlegen. Da wird jetzt noch ein Sümmchen dazukommen mit der Abfindung, denke ich. Vielleicht investiere ich lieber in Medien. Ist doch okay für euch, oder?« Mollow atmete wieder schwerer, und Löhring redete weiter, bevor es zu spät sein würde: »Nur, dass du es weißt, Kumpel, ich stehe bei all dem immer gern beratend zur Seite, wem auch immer.«
    Mollow legte auf, ohne noch ein Wort zu sagen. Vielleicht war die Telefonanlage auch bereits abgestellt worden.
    Die Dangast-Gartencenter-Gruppe samt SKARABÄUS wurde von einem Finanzinvestor übernommen, meistbietend, wie man ein Gemälde versteigert. Er war schlecht rasiert und hatte am Ende nur eine silbrig glänzende Münze mit Goldrand dafür bezahlt. Lediglich der Markenname SKARABÄUS hatte etwas mehr Geld eingebracht. Alles in allem war die Silbermünze ein perfider Abschluss, fand Miranda. Immerhin konnten die mitverkauften Forschungsergebnisse Millionen wert sein, wenn es irgendwann einmal gelang, die Struktur der Chitinpanzer industriell nachzubilden.
    Winter dagegen fiel es nicht schwer, sich von seiner Idee zu verabschieden. Insolvenzen seien eine durchaus nonsinguläre Erscheinung, und ein Fisch habe ein Erinnerungsvermögen von nur drei Sekunden, sagte er. Winter lebte im Hier und Jetzt, kannte weder Wehmut noch Vorfreude, und das war fast schon wieder bewundernswert, dachte Miranda.
    Er zog sich nur ein paar Tage zurück und vertraute Miranda schließlich an, er wolle nun Löhrings Versuchsreihe fortsetzen und sich als Vorstandsvorsitzender des Instituts empfehlen, das die Graf-von-Sallewitz-Bank übernehmen würde. Man suche da langfristig jemanden, als Ersatz für zwei Leute an der Spitze, und dies könne kein Zufall sein – ja, hier handele es sich um eine Versuchsreihe ganz anderer Größenordnung, sehr viel komplexer, also reizvoller, zudem noch in seinem alten Fachgebiet. Die Auftraggeber hätten sich ihm immer noch nicht zu erkennen gegeben, aber das gehöre wohl zu deren Strategie.
    Löhring ließ den Costa-Rica-Flug nach Hongkong umbuchen. Und er habe noch eine Bitte, sagte er zu Miranda. Edgar Kesch habe bei einer der letzten Unterredungen seinen Ring im Büro vergessen. Ob Miranda diesen nicht noch schnell zu Kesch bringen könne. Er, Löhring, müsse packen. Und mit diesen Worten drückte er ihr einen schweren Siegelring in die Hand und fügte hinzu, dafür habe sie jetzt den Rest des Tages frei und müsse morgen auch nicht mehr wiederkommen. Er werde sie vermissenund wünsche ihr viel Glück auf ihrem weiteren beruflichen und privaten Lebensweg. Sie solle auf einen Kaffee vorbeischauen, wenn sie das nächste Mal in Hongkong sei.
    Keschs Anwesen war tatsächlich nicht allzu weit entfernt, und das Tor vor dem Grundstück öffnete sich wie von Geisterhand, nachdem Miranda sich durch die Sprechanlage vorgestellt und in die Kamera geblickt hatte.
    Das Haus glich einer Festung. Vor der Tür stand ein Wagen mit Sicherheitspersonal, und ein Mann kam ihr mit ausgestreckter, abwehrender Handfläche entgegen. Sie solle den Wagen hier abstellen und die letzten Meter zu Fuß gehen. Er nahm ihre Papiere an sich, und Miranda ging zügig Richtung Haustür. Sie wollte den Ring so schnell wie möglich loswerden.
    Fünf Minuten später standen Herr und Frau Kesch fassungslos vor Mirandas ausgestreckter flacher Handfläche, auf der der Siegelring lag.
    Dies sei nicht sein Siegelring, sagte Kesch und hielt ihr sein eigenes Exemplar
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