GK394 - Der Magma-Mann
fragte Vicky erwartungsvoll.
Der Hüne hob die breiten Schultern. »Tut mir leid. Nichts zu machen. Tut mir wirklich leid.«
»Mach dir nichts draus«, tröstete ich den Ex-Dämon. »Alle Tage kann nicht Sonntag sein.«
Der Hüne mit den Silberhaaren blickte mich ernst an. »Es gärt in London, Tony. Soviel steht fest. Ich fing einige beunruhigende dämonische Querstrahlungen auf. Die Mächte der Finsternis scheinen mal wieder hinter den Kulissen einiges Unangenehme vorzubereiten.«
»Gehört der Magma-Mann dazu?« fragte ich.
»Ich glaube ja.«
»Du kannst uns also nicht sagen, wo wir unseren Hebel ansetzen sollen.«
»Leider nein.«
»Dann werden wir die Sache wie einen gewöhnlichen Kriminalfall angehen«, sagte ich. »Tony Ballard, der Privatdetektiv, wird euch zeigen, wie man so etwas macht.«
»Wenn dir der Magma-Mann über den Weg läuft, sieh doch vor«, riet mir Lance Selby.
»Darauf kannst du dich verlassen«, gab ich zurück.
Insgeheim brannte ich darauf, ihm so bald wie möglich zu begegnen. Das barg für mich natürlich einige Gefahren in sich, aber nur so konnte ich das Leben der Menschen retten, an denen sich Taras Lord in naher Zukunft vergreifen wollte.
***
Ich ließ noch in der Nacht meine Beziehungen spielen, und so erfuhr ich, daß die Frau, die ermordet worden war, das Grab ihrer Schwiegermutter aufgesucht hatte und Shirley Buzzell hieß. Ein Taras Lord war bei Scotland Yard nicht bekannt. Die Computer hatten nichts über ihn zu bieten. Ich setzte mich am nächsten Morgen mit Oberinspektor John Sinclair in Verbindung. Ich war mit ihm befreundet. Wir hatten schon einige Fälle zusammen gelöst, und er zeigte sich darüber erfreut, daß ich mich dieses neuen mysteriösen Falles annahm, denn er wußte die Sache bei mir in den besten Händen und hatte selbst so viel um die Ohren, daß er sich darum unmöglich auch noch hätte kümmern können. Wir vereinbarten, daß ich ihn auf dem Laufenden halten würde, und er sicherte mir jede polizeiliche Unterstützung zu. Ich brauchte sie nur anzufordern.
Okay, das war der Anfang.
Ich kannte den Namen der Toten und wußte auch, daß sie sich von ihrem Mann, Ray Buzzell, getrennt hatte.
Die Freundin, mit der sie zusammenwohnte, hieß Shawn van Dyke. Sie suchte ich auf, um mehr über Shirley Buzzell zu erfahren.
Shawn empfing mich in einem weichen cremefarbenen Negligé. Es war zehn Uhr, und eigentlich hätte sie um diese Zeit schon mehr am Leib haben müssen. Sie war bildhübsch. Rotblond, mit kecken Sommersprossen auf der Nase. Ihr Mund hatte einen sinnlichen Schwung, und ihr Lächeln konnte das Herz eines Mannes erwärmen.
»Ich komme einfach nicht dazu, auszuschlafen«, seufzte sie. »Die ganze Nacht habe ich gearbeitet, und um acht Uhr früh klingelte schon die Polizei an meiner Tür.«
»Tut mir leid«, sagte ich.
Sie winkte ab. »Geschenkt. Setzen Sie sich, Mr. Ballard.« Sie machte eine Geste, die das gesamte Wohnzimmer einschloß. »Wo Sie wollen.«
»Danke«, sagte ich und nahm Platz.
»Einen Drink?«
»Selten vor Mittag.«
»Ist heute selten?«
»Nein«, sagte ich.
Sie zuckte mit den Schultern und setzte sich ebenfalls. »Sie sind also Privatdetektiv.«
»Ja.«
»Wer hat Sie engagiert?«
»Niemand. Jedenfalls wurde ich nicht wegen des Mordes an Ihrer Freundin engagiert. Es gibt zwischen mir und einem reichen Londoner Industriellen ein Arrangement. Er hat mich auf Dauer verpflichtet.«
»Wozu denn das?«
»Damit ich unabhängig bin«, erklärte ich.
Shawn van Dyke klemmte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Ich ergriff das Tischfeuerzeug und gab ihr Feuer. Sie sagte, ich solle mir auch ein Stäbchen nehmen, doch ich lehnte mit der Bemerkung, ich sei Nichtraucher, dankend ab.
Sie blickte mich erstaunt an. »Sie kommen ohne Glimmstengel aus?«
»Spielend.«
»Und womit beruhigen Sie Ihre Nerven?«
»Mit Lakritzenbonbons«, sagte ich. »Darf ich Ihnen eines anbieten?«
»Vielen Dank. Ich finde, die Dinger schmecken abscheulich.«
»Das ist Geschmackssache. Sie sind gut für den Magen.«
»Haben Sie was mit dem Magen?«
»Ich lutsche ja tonnenweise Lakritzenbonbons«, gab ich lächelnd zurück. »Welchen Beruf üben Sie aus, Miß van Dyke?«
»Ich bin Sängerin in einem Nachtklub. Nicht gerade ein Spitzenstar, aber ich habe meine Fans.«
»Davon bin ich überzeugt. Hat die Polizei Ihnen gesagt, wie Ihre Freundin ums Leben gekommen ist?«
»Verbrannt soll sie sein. Auf dem Friedhof. Die Polizei steht vor einem
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