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GK388 - Der Blutrichter

GK388 - Der Blutrichter

Titel: GK388 - Der Blutrichter
Autoren: A.F.Morland
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schrie draußen auf dem Steg um Hilfe.
    Flagg nahm sein Herz in beide Fäuste. Wie ein Berserker kämpfte er, doch ohne Erfolg. Eine schwarze Faust traf seine Schläfe. Völlig unerwartet. Er brach wie vom Blitz getroffen zusammen.
    Die drei Schatten wandten sich um.
    Auch sie verließen das Hausboot des Fischers.
    David McKay gebärdete sich wie verrückt. Er schlug um sich, drehte und wand sich, konnte aber nicht freikommen.
    »Robert!« schrie er verzweifelt. »Robert, so hilf mir doch!«
    Doch sein Freund Robert Flagg konnte ihm nicht helfen. Er lag besinnungslos auf dem Boden und hatte großes Glück gehabt, denn die Schatten hätten ihn auch töten können.
    Der Schatten, der McKay mit sich schleppte, erreichte das Ufer. David McKay schrie wie am Spieß.
    Da legte ihm das unheimliche Wesen die Hand auf die Kehle und drückte so lange zu, bis er verstummte und sein Körper erschlaffte.
    Schreckliche Zeiten standen London bevor, denn die Schatten hatten die Herrschaft angetreten…
    ***
    George Wills war Feuilletonredakteur einer kleinen Londoner Wochenzeitung. Kein aufreibender Job. Bei Gott nicht. Wills konnte seine Arbeit mit Muße tun, und er genoß das nach der Hektik früherer Tage. Er verdiente zwar nicht mehr so viel wie damals, aber dafür konnte er sicher sein, steinalt zu werden, während ihn sein voriger Job systematisch aufgerieben hätte.
    Bis vor zwei Jahren war er als freier Mitarbeiter mehrerer britischer Tageszeitungen laufend irgendwelchen Sensationen nachgejagt. Reporter war er gewesen. Gut bezahlt und gestreßt. Ein geregeltes Leben hatte er seit langem nicht mehr gekannt. Er hatte aus dem Koffer und von Fish and Chips gelebt.
    Das war ein Job für junge Leute.
    Heute war George Wills vierzig. Er fühlte sich noch nicht alt, aber die Spannkraft von einst hatte doch ein wenig nachgelassen. Der Herzinfarkt seines Freundes und Kollegen Chill Huston hatte ihn alarmiert und veranlaßt, die Notbremse zu ziehen und auszusteigen.
    Und er hatte diesen Entschluß noch nicht bereut.
    Wills saß im Livingroom seines kleinen Hauses, das er hin und wieder mit seiner Freundin teilte. Eine recht lockere Verbindung, bei der aber dennoch beide Teile voll auf ihre Kosten kamen.
    Da Wills’ Freundin eine eigene Wohnung in der City besaß, schlief sie nur übers Wochenende hier. Oder wenn es schon zu spät zum Heimfahren geworden war.
    Für diesen Abend hatte sich Wills vorgenommen, die Fotos, die sich im Laufe der Zeit angesammelt hatten, auszusortieren, und jene, die es wert waren, ins Album zu kleben.
    Vor ihm lag der Berg, den er sich ansehen mußte. Links lagen jene Bilder, die in den Ofen wandern würden, und rechts lagen die Aufnahmen, die ihren Weg ins Album fanden.
    Die Bilder weckten Erinnerungen. Dinge, die George Wills längst vergessen hatte, fielen ihm wieder ein. Nostalgie war das. Ein Kokettieren mit der Vergangenheit.
    Da waren Aufnahmen von Wills’ Windsurfinganfängen. Er lächelte und zündete sich eine Zigarette an. Gott, wie oft war er ins Wasser gefallen, bis er endlich begriffen hatte, wie man auf diesem Bügelbrett stehen mußte. Zerkratzt, aufgeschrammt und mit blauen Flecken übersät war sein Körper damals gewesen. Heute hatte er damit keine Schwierigkeiten mehr.
    Fotos von seiner Aufnahme in einen Schützenverein fielen ihm in die Hände. Er betrachtete die Gruppenbilder. Einige Männer von damals hatte er aus den Augen verloren. Andere waren gestorben.
    Wills streifte die Asche von der Zigarette und sortierte weiter aus. Er stieß auf die Aufnahmen, auf die er am meisten stolz war.
    Es war im Winter vor drei Jahren gewesen. Wills war mit einem Kollegen durch die Stadt unterwegs gewesen. Deprimiert und lustlos. Am liebsten hätte er seinen Job damals schon hingeschmissen.
    Sie hatten die Tower Bridge erreicht und eine Menschenansammlung bemerkt. Sofort hatten sie sie angesteuert und sich unter die Leute gemischt. Auf dem Brückengeländer hatte ein Mann gestanden.
    Fahles Gesicht, Tränen in den Augen, nervlich und seelisch erledigt.
    Der Mann hatte sich das Leben nehmen wollen. Aber er hatte noch gezögert. Das hatte George Wills auf die Idee gebracht, ihn zu retten. Die Schwierigkeit bestand darin, daß der Selbstmörder niemand an sich heranlassen wollte.
    Wills mußte seine ganze Überredungskunst aufbieten, um an den Mann heranzukommen. Schritt für Schritt hatte er sich dem Unglücklichen genähert. Obwohl Wills es nicht gewollt hatte, hatte sein Kollege von jeder Phase der
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