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GK337 - Die Saat der Hölle

GK337 - Die Saat der Hölle

Titel: GK337 - Die Saat der Hölle
Autoren: A.F.Morland
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O’Hara wohnte in der Flood Street. Ich fuhr ein Stück an der Themse entlang und bog dann in diese Straße ein.
    Das Gebäude mit der Nummer 22 bestand aus dunkelrotem Backstein. Es gab ein kleines Gärtchen vorne dran.
    Der weiße Lattenzaun war frisch gestrichen.
    Der Nachtportier wohnte hier auf Untermiete.
    Ich läutete. Eine schwerfällige Frau öffnete mir. Sie hatte einen voluminösen Busen, der ihre weiße Bluse zu sprengen drohte. Die Blauspülung ihres grauen Haares schien erst vor kurzem gemacht worden zu sein.
    »Ja bitte?« sagte die Frau. Sie musterte mich mit ihren sympathischen grauen Augen eingehend.
    »Mrs. Agatha Berry?« erkundigte; ich mich.
    »Die bin ich.«
    »Mein Name ist Anthony Ballard. Mr. Tucker Peckinpah hat mich gebeten, nach Mr. O’Hara zu sehen. Würden Sie mich zu ihm lassen?«
    Agatha Berry, die Vermieterin, nickte und gab die Tür frei. Ich trat ein. »Der Hausarzt war bei ihm«, sagte die Frau.
    »Wie geht es Mr. O’Hara?«
    »Nicht gut. Er hat Schmerzen im Handgelenk. Deswegen mußte ich ja den Hausarzt rufen. Aber Doktor Fydler konnte ihm nicht helfen.«
    »Vielleicht kann ich es.«
    »Sie?« Ich erntete einen erstaunten Blick. Mrs. Agatha Berry stieg vor mir die Stufen einer steilen Treppe hoch. Als wir oben ankamen, schnaufte die Frau. »Sind Sie etwa auch Arzt, Mr. Ballard?« fragte sie.
    »Nein, Madam.«
    »Dann wüßte ich nicht, wie Sie Mr. O’Hara helfen könnten.« Agatha Berry trat an eine Tür. Sie klopfte. »Mr. O’Hara! Besuch für Sie!«
    Der Nachtportier antwortete nicht.
    Agatha Berry nickte mir aufmunternd zu. »Treten Sie ruhig ein, Mr. Ballard.«
    »Danke, Mrs. Berry.«
    »Ich hoffe, Sie können etwas für Mr. O’Hara tun. Er ist so ein reizender Mensch. Es schmerzt mich, ihn leiden zu sehen.«
    Ich öffnete die Tür und trat in einen verdunkelten Raum. John O’Hara nahm in seinem Bett eine halb sitzende, halb liegende Stellung ein.
    Er schlief nicht, hatte die Augen offen und starrte mich unverwandt an. Ab und zu zuckte sein bleiches Gesicht, das schweißüberströmt war. Der Mann gefiel mir nicht.
    Ich schloß die Tür hinter mir und ging zum Fenster. Als ich nach dem Rollo griff, sagte O’Hara heiser: »Lassen Sie das.«
    »Ich kann kaum etwas sehen.«
    »Das Tageslicht schmerzt mich in den Augen.«
    »Gestatten Sie mir, das Rollo nur ein kleines Stück hinaufzuziehen?«
    »Okay.«
    John O’Hara drehte den Kopf zur Seite, als es im Raum etwas heller wurde. Ich begab mich zu ihm. Er ächzte. Sein Gesicht verzerrte sich kurz.
    »Diese verdammten Schmerzen«, keuchte er. »Dr. Fydler hat mir eine Spritze gegeben, aber sie wirkt nicht.«
    »Sie kann nicht wirken«, sagte ich.
    »Wieso nicht?«
    »Weil der Erreger Ihres Schmerzes nicht irdischen Ursprungs ist.«
    O’Hara schaute mich erstaunt an. »Was wissen Sie davon?«
    Ich klärte ihn über meine Person auf, sagte ihm, daß ich mich auf das Bekämpfen von Dingen bösen Ursprungs verstünde und daß ich Tucker Peckinpahs Partner sei.
    Danach bat ich den Nachtportier, mir haarklein zu erzählen, was sich in der vergangenen Nacht im IPC Building zugetragen hatte.
    O’Hara berichtete stockend. Die Erinnerung trieb ihm noch mehr Schweiß aus den Poren. Er zitterte, als er den Tigerkopf erwähnte, und er stieß einen heiseren Schrei aus, als er schilderte, wie ihn die Bestie gebissen hatte.
    »Darf ich Ihre Hand mal sehen?« fragte ich, als er keuchend geendet hatte.
    Er hob den linken Arm, streifte den Ärmel hoch. »Keine Verletzung, Mr. Ballard. Und doch habe ich furchtbare Schmerzen. Die Ärzte wollten mir im Krankenhaus nicht glauben.«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte ich und beugte mich über das Handgelenk des Mannes.
    »Können Sie mir helfen, Mr. Ballard?«
    »Ich will es versuchen«, antwortete ich.
    Ich mußte es versuchen, denn John O’Hara war gefährdet, ohne es zu wissen. Der Tigerbiß konnte für ihn in Kürze schreckliche Folgen haben.
    Eine solche Verletzung – wenn sie auch nicht zu sehen war – konnte dazu führen, daß der Mann zum Wertiger wurde.
    Möglicherweise trug O’Hara im Augenblick bereits den Keim des Bösen in sich. Ich mußte ihn davon befreien.
    »Entspannen Sie sich«, bat ich den Nachtportier.
    »Was haben Sie vor?«
    »Seien Sie nicht so verkrampft«, verlangte ich.
    John O’Hara rann der Schweiß in breiten Bächen über das Gesicht. Sein Blick war unstet. Er atmete schnell. Sein Brustkorb hob und senkte sich rasch.
    »Sie müssen sich entspannen«, sagte ich
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