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GK201 - Der Hexer von Colombo

GK201 - Der Hexer von Colombo

Titel: GK201 - Der Hexer von Colombo
Autoren: A.F.Morland
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Susan. »Erinnerst du dich an unser Gespräch mit Mr. Waiss?«
    »Natürlich. Ich bin ja noch nicht verkalkt.«
    »Warum hat er so komische Andeutungen gemacht, warum hat er uns geraten, das Erbe lieber nicht anzutreten?«
    Susan zuckte mit den schmalen Achseln. »Was weiß ich. Vielleicht hätte er andere Pläne mit unserem Haus.«
    Ich horchte auf, trank mein Glas aus, stellte es weg und fragte interessiert: »Was hat der Anwalt denn gesagt?«
    Mimi schaute mich mit ihren hellgrauen Augen voll an und meinte leicht entrüstet: »Mr. Waiss sagte, in einem solchen Haus wohnt man nicht, und man sollte lieber trachten, es beizeiten loszuwerden…«
    Überlief es mich grundlos plötzlich eiskalt? Ich dachte an den Vetter der beiden alten Ladies. Er hatte nie in dem Haus in Colombo gewohnt. Warum nicht? Wer ist so verrückt, ein Haus zu kaufen und es dann leerstehen zu lassen, es nicht zu benützen? Muß so ein Haus nicht zwangsläufig verfallen? Es ist eine alte Weisheit: wenn ein Gebäude nicht bewohnt wird, wird es krank. Trotzdem hatte der entfernte Vetter von Mimi und Susan sich nicht dazu entschließen können, in dieses Haus einzuziehen. Ich ahnte plötzlich, daß da irgend etwas faul war.
    Der Rechtsanwalt hatte den beiden Frauen nahegelegt, das Haus in Colombo beizeiten abzugeben.
    Was sollte das heißen – »beizeiten«?
    Ehe etwas passierte?
    Ein leises Unbehagen machte sich in mir breit. Vielleicht machte ich mir unnütze Sorgen um meine netten alten Freundinnen, aber es war besser, sich »beizeiten« Sorgen zu machen, als zu spät.
    Ich faßte den Entschluß, der Sache mal ganz unverbindlich nachzugehen…
    ***
    Duwa war eine hübsche, schwarzhaarige Frau.
    In jener unheilschwangeren Walpurgisnacht schlief sie unruhig neben ihrem Mann. Alpträume quälten sie, ließen sie immer wieder heftig zusammenzucken, und plötzlich fuhr sie mit weit aufgerissenen Augen hoch. Mondlicht fiel zum Fenster herein. Silberhell ergoß es sich über den Parkettboden. Duwas dunkle Augen wanderten durch den Raum. Neben ihr atmete ihr Mann tief und regelmäßig. Wie in Trance schlug Duwa die Bettdecke zurück. Lautlos glitt sie aus dem Bett. Das knöchellange weiße Nachthemd knisterte leise, Duwas makelloser Körper schimmerte dunkel durch das zarte Gewebe.
    Auf nackten Füßen ging sie zum Fenster.
    Sie öffnete es vorsichtig, um Oya, ihren Mann, nicht zu wecken, und dann spürte sie, wie das Licht des Mondes in ihre weiche Haut einsickerte, wie ihr Inneres von einer geheimnisvollen Kraft ausgefüllt wurde, wie die Leere verschwand, die so lange in ihr gewesen war. Plötzlich schien ihr Leben einen Inhalt bekommen zu haben, vorbei war es mit jener lästigen Unerfülltheit, gegen die Duwa jahrelang angekämpft hatte. Nun würde man ihr eine Aufgabe übertragen, würde man ihrem nutzlosen Leben einen Sinn geben.
    Duwa fröstelte.
    Vor ihr lag die Nacht des Bösen, und sie fühlte sich von ihr unwahrscheinlich stark angezogen.
    Es war die Nacht des Teufels. Die Nacht, in der die Schwarze Bibel überall auf der Welt hervorgeholt wurde, und aus der die Lehren der Hölle verlesen wurden…
    Aus der Finsternis flog Duwa mit einemmal ein lockender Ruf zu: »Komm! Komm! Komm!«
    Das Fauchen des Satans geisterte durch die Nacht, doch Duwa fürchtete ihn nicht, im Gegenteil, sie wollte zu ihm gehen, wollte ihm ihren Körper schenken, wollte sich dem Höllenfürsten zu Füßen werfen, damit er sie zu seiner Braut machte. Langsam wandte sich Duwa um.
    Ein verächtliches Zucken huschte über ihr Gesicht. Da lag er – Oya Badulla, der gütige, alles verstehende, alles verzeihende Ehemann. Duwa haßte ihn wegen seiner Güte. Niemals hatte er ein scharfes Wort für sie. Sie konnte anstellen, was immer sie wollte, Oya fand für alles eine Entschuldigung. War das nicht dumm? Nicht sie brauchte sich zu entschuldigen, nein, er machte es für sie. Soviel Edelmut war ja nicht auszuhalten. Und die Liebe, die er ihr Tag für Tag vor die Füße legte, widerte sie allmählich an. Er vergötterte sie, betete sie an, doch alles das stieß sie mehr und mehr ab. War es da ein Wunder, daß sie sich immer stärker vom Bösen angezogen fühlte? Seit jeher war sie schlecht gewesen, und sie hatte das Oya auch gesagt, doch ihr Mann ließ so etwas nicht gelten. Er glaubte nach wie vor an den guten Kern, den sie seiner Meinung nach in sich trug. Sie stahl im Warenhaus, weil es ihr Spaß machte, sie versuchte Streit und Zwietracht innerhalb der Familie zu säen, sie
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