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GK201 - Der Hexer von Colombo

GK201 - Der Hexer von Colombo

Titel: GK201 - Der Hexer von Colombo
Autoren: A.F.Morland
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betrog Oya, wann immer sie dazu Gelegenheit hatte, und wenn man es ihm hinterbrachte, verzieh er ihr mit einer Großherzigkeit, die sie nicht mehr aushielt.
    Endlich! dachte Duwa triumphierend. Endlich ist sie da – die Nacht der Nächte.
    »Komm!« flüsterte die Nacht.
    Und Duwa antwortete, heiser vor Aufregung: »Ja. Ja, ich komme!«
    Auf Zehenspitzen verließ sie das Schlafzimmer. Wie eine gespenstische Erscheinung huschte sie auf die Treppe zu, die nach unten führte.
    »Komm! Komm!« raunte die Nacht durch die dicken Mauern des Hauses, und Duwas Herz schlug schneller. Freude und angespannte Erwartung lagen auf ihrem hübschen Gesicht.
    »Walpurgisnacht!« sagte sie mit zugeschnürter Kehle. »Hexennacht! Teufelsnacht!« Sie kicherte nervös. »Asmodis, ich komme!«
    ***
    Oya Badulla rollte herum.
    Sein Arm lag nun auf dem leeren Kopfkissen seiner Frau. Ein kühler Lufthauch strich über ihn und weckte ihn. Verschlafen öffnete er die Augen, dabei stellte er fest, daß Duwa nicht neben ihm lag. Sofort machte er sich Sorgen. Wieso war Duwa nicht hier? Konnte sie nicht schlafen? Verwundert setzte sich Oya auf.
    »Duwa?« flüsterte er in die Dunkelheit. »Duwa, geht’s dir nicht gut?« Seine besorgten Augen suchten die junge Frau. »Duwa, kann ich irgend etwas für dich tun?«
    Jetzt erst sah er, daß das Fenster offen stand.
    Nervös sprang er aus dem Bett, er sah aus dem Fenster, als befürchtete er, seine Frau könne hinuntergesprungen sein, und er atmete erleichtert auf, als er sie dort unten nicht entdeckte.
    Vielleicht hat sie bloß Durst. Oder Hunger, versuchte sich Oya Badulla einzureden. Sie wird unten sein, in der Küche. Ich werde sie fragen, ob ich irgend etwas für sie tun…
    In den letzten drei Tagen war sie so merkwürdig. Sie war irgendwie aufgedreht, nervös, unruhig, schien auf irgend etwas zu warten. Streitsüchtig und gereizt war sie gewesen, und ich konnte niemals die richtigen Worte finden, um sie zu beschwichtigen – fast schien es mir, als würde sie mich hassen, aber das ist natürlich Unsinn. Weswegen sollte Duwa mich hassen? Ich tue nichts Unrechtes, ich lese ihr jeden Wunsch von den Augen ab, sie hat alle Freiheiten, die sie sich wünscht.
    Nein, Duwa liebt mich genauso, wie ich sie.
    Plötzlich zog sich Badullas Kopfhaut zusammen.
    Vielleicht ist Duwa krank. Vielleicht war es deshalb in letzter Zeit so schwierig mit ihr auszukommen. Warum hat sie mir davon nichts gesagt? Warum verschweigt sie mir solch eminent wichtige Dinge?
    Aufgeregt eilte Oya zur Schlafzimmertür.
    Ich werde sie fragen! dachte er nervös. Jetzt gleich. Unten in der Küche werde ich sie fragen, was sie quält, und ich werde nicht nachgeben, ehe ich weiß, was sie bedrückt. Sie ist meine Frau. Ich kann ihr helfen. Ich bin sicher, daß ich das kann, sie muß mir nur sagen, was ihr Kummer macht, dann werden wir das Problem gemeinsam meistern.
    Oya Badulla riß die Schlafzimmertür auf.
    Er sah etwas Weißes auf die Küchentür zuhuschen. Duwa!
    Es beruhigte ihn, zu wissen, daß sie eben erst aufgestanden war, und er war froh darüber, daß er es sofort gemerkt hatte. Schnell glitt seine Zunge über die dunklen Lippen.
    Die Küchentür klappte hinter Duwa zu. Oya Badulla wollte seine Frau rufen.
    »Duwa!« Es war ein heiserer Laut, den er kaum selbst hören konnte. Schnell lief er die Treppe hinunter. Mit heftig klopfendem Herzen hastete er durch die Halle. Er war nur unwesentlich größer als seine hübsche Frau, hatte die dunkle Haut der Singhalesen, jettschwarzes Haar und schmale Schultern. Der weinrote Pyjama, den er trug, war aus erstklassiger Kaschmirseide.
    Mit ausgestrecktem Arm rannte er auf die Schwingtür zu, die noch sanft nachpendelte.
    Er stieß sie atemlos auf und sah Duwa, die gerade im Begriff war, jene Tür zu öffnen, die in den Garten führte.
    »Duwa, was machst du?« fragte Oya Badulla verwirrt. »Wo willst du hin?«
    Obwohl er laut und vernehmlich gesprochen hatte, reagierte die junge Frau nicht. Sie schob den Riegel zur Seite und klappte die Tür auf.
    »Duwa!« rief Oya. Er rang die Hände. »O Himmel, meine Frau ist eine Schlafwandlerin. Wie ist es möglich, daß ich erst heute darauf komme?«
    Gleich neben der Tür, auf der zementgrauen Arbeitsfläche, stand ein großes japanisches Transistorgerät im Army-Look. Bevor Duwa den ersten Schritt aus dem Hause tun konnte, fegte Oya besorgt auf sie zu. Seine Hände erwischten ihre schlanken Schultern. Er drehte sie rasch herum und stöhnte:
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