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GK112 - Der Geist der Serengeti

GK112 - Der Geist der Serengeti

Titel: GK112 - Der Geist der Serengeti
Autoren: A.F.Morland
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mächtigen Brustkorb entwich die angehaltene Luft. Er lachte blechern.
    »Ngassa ist ein Märchen, Sir. Ein Märchen für große Leute. Für Leute, die sich Angst machen wollen. Für Leute, die sich gruseln wollen.«
    »Sie sind also der Auffassung, dass nichts Wahres an der Geschichte ist, die man sich hier erzählt?«, fragte Selby.
    »Keine Silbe ist wahr, Sir.«
    »Ich habe Ihnen vorhin etwas verschwiegen, Mr. Mikumi«, sagte der Professor mit schmalen Augen.
    Mikumi schaute ihn misstrauisch an.
    »Vorhin, Sir?«
    »Als Sie wegen des Schreis kamen.«
    »Ach so.«
    »Mr. Zack Harlock hat diesen Schrei ausgestoßen!«, sagte Selby und musterte den Motelbesitzer scharf.
    Mikumi hielt seinem Blick jedoch mit einem abweisenden Gesichtsausdruck stand.
    »Tatsächlich?«
    »Und gleich nach dem Schrei verschwand Mr. Harlock!«, knurrte Professor Selby lauernd. »Was sagen Sie dazu, Mikumi?«
    Der Schwarze schüttelte den Kopf.
    »Was… was soll ich dazu sagen, Sir? Ich habe keine Erklärung dafür. Ich verstehe auch nicht, wie ein Mann plötzlich verschwinden kann.«
    »Vielleicht wollen Sie es bloß nicht verstehen!«, sagte Selby scharf.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, Sie wollen vielleicht der Wahrheit nicht ins Auge sehen, Mr. Mikumi.«
    »Ich verstehe Sie immer noch nicht.«
    »Dann muss ich noch deutlicher werden! Ich bin der Meinung, dass sich Ngassa an unserem Freund Harlock vergriffen hat!«
    Mikumi riss die ohnedies schon großen Augen auf.
    »Sir!«, stieß er entsetzt hervor. »Wissen Sie, was Sie da behaupten?«
    »Ich weiß es sehr gut, Mr. Mikumi. Wollen Sie uns immer noch weismachen, die Geschichte von Ngassa ist ein Märchen für große Leute?«
    Mikumi wurde nervös.
    »Ich weiß wirklich nicht, wie Sie dazu kommen, mir all diese Fragen zu stellen.«
    »Zack Harlock ist immerhin in Ihrem Motel verschwunden, Mr. Mikumi!«
    »Das muss erst noch bewiesen werden, Sir.«
    »Das werde ich beweisen!«, fauchte Selby gereizt.
    »Ich muss Sie bitten, mich nicht so anzusehen, als hätte ich mit dem Verschwinden Ihres Freundes in irgendeiner Weise zu tun, Sir.«
    »Haben Sie denn nichts damit zu tun?«, fragte der Professor grinsend.
    »Sie können sich jederzeit an die Polizei wenden!«
    »Das werde ich«, nickte der Professor. »Zu gegebener Zeit werde ich das ganz gewiss tun, Mr. Mikumi!«
    »Man wird Ihnen da sagen, dass ich ein Mann von unbescholtenem Ruf bin!«
    Selby kniff die Augen zusammen.
    »Vielleicht tue ich Ihnen Unrecht, Mr. Mikumi. Vielleicht aber auch nicht!«
    Der Schwarze stampfte wutschnaubend aus dem Raum.
    Zehn Minuten später erschien Ndutu, ein schmalbrüstiger Boy vom Stamme der Massai. Er fegte die Spiegelscherben auf eine Blechschaufel und brachte sie fort. Kurz darauf kam er mit einem neuen Spiegel wieder. Wortlos hängte er ihn an die Wand.
    Sein Blick war scheu. Es schien vor irgendetwas Angst zu haben.
    Selby steckte ihm Geld zu.
    »Kommt es öfter mal vor, dass ein Spiegel entzweigeht?«, fragte der Professor.
    Ndutu zuckte die Achseln.
    »Hin und wieder, Sir.« Sein Englisch war fast ebenso gut wie das von Mikumi.
    »Du hast doch auch diesen Schrei gehört, Ndutu«, sagte Selby.
    Der Boy erschrak.
    »Ja, Sir. Der Schrei war nicht zu überhören.«
    »Hört man hier öfter mal solche Schreie?«
    »Nein, Sir.«
    »Wovor fürchtest du dich, Ndutu?«
    Der Junge starrte Selby verblüfft an. Seine Zunge huschte nervös über die Lippen.
    »Ich, Sir? Ich fürchte mich vor nichts. Vor gar nichts.«
    »Ich habe einen anderen Eindruck.«
    »Sie müssen sich irren, Sir.«
    Selby steckte ihm noch ein paar Tansania-Shillings zu.
    Ndutu wollte sie nicht annehmen, weil ihn die Geldannahme zu etwas verpflichtete, was er nicht tun wollte. Er wollte weder bleiben, noch mit den Fremden reden. Er wollte nur so schnell wie möglich wieder gehen.
    Aber Selby ließ ihn nicht fort.
    Es dauerte eine Weile, bis ihn der Professor so weit hatte, dass der Junge zu ihm Vertrauen fasste. Als das Eis geschmolzen war, redete der Boy wie ein Buch.
    Er sagte: »Menschen, die heute noch da sind, sind es morgen nicht mehr.«
    »Du meinst, sie verschwinden über Nacht?«, fragte Jack Ryan verblüfft.
    »Ja.«
    »So wie Zack Harlock verschwunden ist?«, fragte nun Larry Just, der sich vom Schreck wieder einigermaßen erholt hatte.
    »Ja«, nickte Ndutu furchtsam.
    »Und wovor hast du Angst?«, fragte ihn Selby.
    Der Junge hob besorgt die Schultern.
    »Davor, dass es mir eines Tages ebenso wie diesen Leuten
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