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GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

Titel: GK083 - Der Henker aus dem Totenreich
Autoren: A.F.Morland
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Manuel Fuente behauptete man, er hätte während einer stürmischen Nachtfahrt mit Francisco Teruel Streit gehabt. Angeblich hatte Fuente seinen Gegner mit einem Holzklotz niedergeschlagen und über Bord geworfen. Fest stand nur, dass er ohne Teruel nach Hause gekommen war. Auch Manuel Fuente gehörte zu jenen unüberführten Mördern, die nun Nacht für Nacht mit schlotternden Knien zu Gott beteten, es möge nicht die letzte Nacht in ihrem verdorbenen Leben sein.
    Doch Gott hatte sich von diesen Menschen abgewandt.
    Zwei Tage nachdem Angel Carrona spektakulär hingerichtet worden war, verließ Manuel Fuente seine Stammkneipe.
    Er war blau bis unter den Schlapphut, fühlte sich aber in solch einem Zustand wohler, als wenn er nüchtern war. Vielleicht waren es die Gewissensbisse, die ihn zu sehr quälten, wenn sein Kopf klar war.
    Er hatte seit damals viel an Francisco Teruel gedacht.
    Er hatte von ihm geträumt, hatte den Mord Nacht für Nacht in Neuauflage erlebt.
    Erst nach Wochen hatte er langsam zu vergessen begonnen.
    Seit er aber gelesen hatte, dass die Garrotte auf Leute wie ihn Jagd machte, fühlte er sich wieder in höchstem Maße unbehaglich in seiner Haut.
    Deshalb trank er jetzt immer mehr als früher. Er brauchte den Alkohol, um zu vergessen.
    Hell schimmerte der Tequila in seinen Augen. Er war unrasiert. Seine Kleider rochen nach Teer und Tang. Die Schuhe waren schief gelaufen. Die Hosen hielten um seine knöchernen Hüften, weil er sie mit einer Schnur festgezurrt hatte.
    Fuente hatte eingefallene Wangen, ein spitzes Kinn und stechende Augen. Er war vierzig, sah aber wie fünfzig aus. Runzeln verunstalteten sein wettergegerbtes Gesicht.
    Wankend stemmte er sich von der Kneipentür ab. In zehn Minuten würde er zu Hause sein.
    Mit unsicheren Schritten marschierte er los.
    Die Straße war düster. Vom nahen Hafen wehte ein frostiger Wind.
    Fuente zog den Mantel fester um die dürren Schultern.
    Ratten raschelten hinter Altpapier in finsteren Nischen und schmalen Seitengassen. Die Geräusche, die sie verursachten, erschreckten Fuente.
    Er wandte sich um und schaute zurück, als befürchtete er, von jemandem verfolgt zu werden. Aber hinter ihm war niemand.
    »Die Angst!«, ächzte er. Verzweiflung verzerrte sein hässliches Gesicht. »Angst ist das Schlimmste, was es für einen Menschen geben kann. Sie wird mich noch umbringen. Ich werde an ihr zugrunde gehen, ich fühle das.«
    Kopfschüttelnd ging er weiter.
    Er versuchte sich einzureden, dass er damals keinen Mord begangen hatte.
    »Ein Unfall! Jawohl, es war ein bedauernswerter Unfall, dem mein guter Freund Francisco zum Opfer fiel. Ich wollte das nicht tun. Wir hatten Streit. Wir hatten alle beide zu viel getrunken. Da verliert man leicht die Kontrolle über sich. Ich wollte nicht so hart zuschlagen. Es ist eben passiert. Pech. Unglück. Ich wollte ihn nicht wirklich umbringen. Ich war verdammt überrascht, als ich ihn tot vor mir liegen sah. Jawohl. Verdammt überrascht war ich.«
    Dann wandte er sich wieder um.
    »Ich brauche keine Angst zu haben. Ich nicht. Im Grunde bin ich nämlich unschuldig!«, sagte er zu sich selbst.
    Plötzlich rief eine dröhnende Stimme seinen Namen.
    Er stieß einen krächzenden Schrei aus, kreiselte herum und rannte los.
    Aber er kam nicht weit.
    Nach dem fünften Schritt strauchelte er über etwas, das er nicht sehen konnte.
    Er schlug lang hin.
    Gehetzt rappelte er sich wieder auf. Er wollte die Flucht fortsetzen.
    Da sah er die Garrotte über sich schweben.
    Ihr Anblick allein tötete ihn beinahe.
    Die unheimliche Stimme brachte die Mordanklage vor. Er brüllte, er wäre unschuldig. Doch sein Zetern und Flehen nützte nichts.
    Die Garrotte verrichtete auch an ihm ihre grauenvolle Arbeit…
    ***
    Vicky Bonney stopfte ihre Koffer voll, als würde sie eine dreimonatige Weltreise antreten. Dabei wollten wir bloß für eine oder zwei Wochen nach Spanien fliegen. Aber so sind Mädchen nun mal. Ich nahm ihr nicht die Freude am Packen. Und wenn ich mal den Kopf schüttelte, dann tat ich das in einem unbeobachteten Augenblick. Wir befanden uns in unserem Haus, das wir der Hexe Sarah und ihren schrecklichen Frams mühevoll abgerungen hatten.
    Ich war froh, London wieder einmal verlassen zu können.
    Ich reise gern. Und Vicky, meine Freundin, auch.
    Es war Mittag. Beinahe könnte man sagen: Selbstverständlich regnete es. In den letzten zwei Wochen hatte es mehrere sintflutartige Regenfälle gegeben. Es war erstaunlich, wieso
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